Hirschi in TdF-Massensturz verwickelt
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Kurz vor Ziel-Anstieg:Hirschi in TdF-Massensturz verwickelt

«Wie Hühner ohne Kopf»
Schär fordert Funk-Verbot nach Sturz-Orgie

Stürze, Blut, Tränen: Es knallt bei der Tour de France. Für Rad-Oldie Michael Schär (34) ist es höchste Zeit, das Reglement zu ändern.
Publiziert: 27.06.2021 um 18:47 Uhr
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Aktualisiert: 28.06.2021 um 15:02 Uhr
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Traurige Bilder von der Tour de France: Gleich mehrere Fahrer verletzten sich teils schwer. Woran liegt es?
Foto: Getty Images,
Mathias Germann

Michael Schär (34) ist seit 14 Jahren Profi und zum elften Mal an der Tour de France dabei. «Aber so etwas habe ich noch nie erlebt», sagt er. Was er meint: Es gibt massenhaft Stürze – nicht nur wegen Zuschauer, die sich selbst wichtiger nehmen als die Fahrer. Nein, die meisten Unfälle sind vom Peloton selbstverursacht.

«Allein in meinem Team hatten wir in der ersten Etappe 14 Stürze, einige gingen dreimal zu Boden. Es ist völlig verrückt», so Schär. Er selbst kommt mit einer Nackenstauchung davon, weil er ins weiche Gras fliegt.

Sauer ist Schär trotzdem. «So geht es nicht weiter, es muss sich etwas ändern.» Was? Der AG2R-Profi sagt wie aus der Pistole geschossen: «Wir müssen den Funk endlich verbieten!»

Ferngesteuert statt selbstständig

Der Hintergrund: Jeder der über 180 Fahrer im Feld ist mittels Knopf im Ohr mit seinem sportlichen Leiter verbunden. Dieser sitzt weiter hinten im Auto, schaut das Rennen auf einem Tablet, hört den offiziellen Tour-Funk, beobachtet die Strecke und bestimmt die Team-Strategie. Und er quasselt pausenlos auf seine Fahrer ein – so zumindest wirkt es für Schär. «Viele reden die ganze Zeit. Dieser Stress überträgt sich auf das Peloton.»

Die Folge? Vor allem die jungen Fahrer wirken abgelenkt, machen Fehler und verursachen Stürze. «Viele sind unterwegs wie Hühner ohne Kopf. Der Druck auf sie ist gewaltig – ihnen wird ständig gesagt, dass sie vorne fahren sollen. Gleichzeitig lassen sie sich fernsteuern, anstatt vor dem Rennen die Strecke zu studieren.»

Die Top-Stars schweigen

Für Schär ist klar: Radrennen ohne Funk – so wie bei Olympia und der WM – sind sicherer. «Bei Gefahren können uns die Töff-Fahrer mit gelben Flaggen warnen – so wie bei der Tour de Suisse. Das funktioniert bestens.» Gleichzeitig wären die Wettkämpfe auch attraktiver. «Weil es dann weniger Roboter gäbe, sondern Fahrer, die auf ihr Bauchgefühl hören.»

Schär wird dem Radweltverband UCI einen Brief mit seinem Anliegen schreiben. «Es ist nicht nur mein Wunsch, den Funk abzuschaffen. Die meisten im Feld würden es tun», ist er überzeugt. Ob sich bald etwas ändert? Schär macht sich keine Illusionen. «Es wäre gut, wenn sich ein Topstar wie Roglic oder Alaphilippe mal äussern würde. Aber die haben mit sich selbst zu tun.»

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