Er fährt und fährt und wird nicht müde. Michael Schär (34) startet am Samstag zu seiner elften Tour de France. Damit egalisiert er den Schweizer Rekord der Ex-Profis Fabian Cancellara (40) und Laurent Dufaux (52).
Schär: «Ich habe deutlich weniger gewonnen als sie. Aber entscheidend ist dies für mich nicht. Ich wusste schon früh, dass ich kein Leader werden würde. Also habe ich mir gesagt, dass ich der beste Helfer der Welt werden möchte.»
Weder Servolenkung noch Klimaanlage
Genau das schaffte Schär. Der Luzerner ist der personifizierte Teamsportler. Siegt ein Mannschaftskollege, ist es auch sein Sieg. «Diese Rolle gefällt mir. Ich arbeite extrem hart, habe aber keinen so grossen Druck wie unsere Leader. Das vereinfacht mein Leben», sagt er während einer seiner seltenen Spritztouren mit seinem Mustang 65. Den Oldtimer kaufte er 2013, baute den ganzen Motor mit Hilfe eines Garagisten aus und wieder zusammen. «Er gehört noch lange nicht zum alten Eisen – so wie auch ich nicht», sagt Schär schmunzelnd.
Gleichzeitig gibt er zu: «In diesem Auto muss ich fast so hart arbeiten wie auf dem Velo. Er hat weder Servolenkung noch Klimaanlage. Wenn ich im Sommer unterwegs bin, nehme ich zwei T-Shirts mit, weil ich eins davon komplett verschwitze.» Man merkt sofort: Schär ist stolz auf sein Auto. «Sein Motorensound ist meine Musik», so Schär.
«Ich trinke mit jedem ein Bier»
Zurück von vier auf zwei Räder. Schon bei seiner ersten Tour de France 2011 feierte Schär mit BMC Racing von Patron Andy Rihs († 2018) einen grossen Triumph – Teamkollege Cadel Evans (Aus) gewann die Rundfahrt. «Ich war fix und fertig, aber auch überglücklich. Andy war ein Mann alter Schule und betrachtete das Team als Familie. Das entspricht genau meiner Philosophie. Auch ich versuche, die Mannschaft stets zusammenzuhalten – egal, was passiert.»
Übrigens: Schär ist im Peloton nicht so populär, wie man aufgrund seiner Sozialkompetenz meinen könnte. «Im Rennen habe ich die Aufgabe, meinen Captain zu schützen. Da fahre ich die Ellbogen aus und stauche andere auch mal zusammen. Das gehört dazu. Nach der Ziellinie würde ich mit meinem härtesten Rivalen ein Bier trinken, kein Problem.»