Rad-Diamant Stefan Bissegger
Jetzt hängt sein Ronaldo-Jubel an der Wand

Stefan Bissegger (22) hat kaum Zeit, um durchzuatmen. Für Blick macht er eine Ausnahme und blickt mit Freundin Céline zurück.
Publiziert: 23.06.2021 um 16:22 Uhr
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Aktualisiert: 24.06.2021 um 12:18 Uhr
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Hammer in der Hand, Nagel in der Wand: Stefan Bissegger legt zu Hause in Frauenfeld los.
Foto: Sven Thomann
Mathias Germann (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Stefan Bissegger weiss genau, was er will. Auf dem Velo, aber auch zu Hause in seiner Wohnung in Frauenfeld. «Wir hängen das Bild hier auf», sagt er seiner Freundin Céline. Der 22-Jährige nimmt Rollmeter und Bleistift in die Hand, markiert die Stelle und hämmert schon bald einen Nagel in die Wand. Kurz darauf hängt das Bild seines Etappensiegs bei der Tour-de-Suisse-Etappe in Gstaad. Das Bild seines Ronaldo-Jubels.

«Dieser Moment fühlt sich noch immer unrealistisch an», sagt Bissegger, als er das Foto betrachtet. Er ergänzt: «Ich bin nicht der Typ, der oft zurückschaut. Aber diesen Tag werde ich immer in Erinnerung behalten», sagt er.

Mit angespannten Muskeln und grimmigem Blick hängt er nun in der Stube. Dabei war der Jubel eher eine Laune. «Das war nicht bewusst, es ist einfach passiert», sagt er. Doch die Affinität zum Fussball ist durchaus da. Bissegger kickte selber beim FC Weinfelden als Kind. Sein Lieblingsspieler? Portugals Superstar Cristiano Ronaldo (36).

Nicht nur der Jubel, auch der Sieg war besonders. Bei seiner ersten Tour de Suisse schaffte er das, wovon viele Schweizer Rad-Profis ein Leben lang träumen. «Diesen Sieg kann mir niemand mehr nehmen, egal was noch kommt», sagt er. Und wie waren die Reaktionen darauf? «Ich erhielt so viele Nachrichten auf meinem Handy, dass ich noch einige Zeit nach der Tour brauchte, um alle zu beantworten. Es war mir gar nicht bewusst, dass so viele Menschen meine Nummer haben», sagt er schmunzelnd.

Bissegger träumt von Paris – Roubaix

Einige Meter neben dem Siegerbild von der Tour de Suisse hat Bissegger auch das Maillot Jaune aufgehängt, welches er nach seinem Zeitfahr-Sieg bei Paris–Nizza im Frühling tragen durfte. «Ich hoffe, dass die Wände in der Wohnung in den nächsten Jahren voller werden», sagt er.

Bisseggers grösster Traum ist es, eines Tages einen Klassiker zu gewinnen. «Am liebsten Paris–Roubaix oder die Flandern-Rundfahrt.» Er fügt lachend an: «Aber den Gesamtsieg bei der Tour de France würde ich auch nehmen.»

Realistisch ist dies nicht – das weiss Bissegger. «Ich konzentriere mich auf meine Stärken», sagt er. Diese sind: seine Klasse im Zeitfahren, die Zähheit bei mittelschweren Rennen und der gute Antritt im Sprint. Bei der Tour de France (26. Juni bis 18. Juli) wird er aber auch seinem Leader Rigoberto Uran (Kol) helfen.

«Ich bin richtig stolz auf Stefan»

Bleibt die Frage: Wie erlebte Céline eigentlich den Sieg ihres Freunds in Gstaad? «Ich war nach dem Start am Strassenrand, bin dann heimgefahren und habe mir das Rennen im TV angeschaut.» Nervös sei sie nicht gewesen. «Bei der Abfahrt hinunter nach Saanen hatte ich schon ein mulmiges Gefühl. Aber ich weiss, was Stefan kann. Ich bin richtig stolz auf ihn.»

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