«Man hat dieses Jahr Etappen gesehen wie noch nie!»
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Tour-de-Suisse-Sieger Carapaz ist die Bescheidenheit in Person
«Ich stand um 5 Uhr auf, um die Kühe zu melken»

Richard Carapaz (28) gewinnt als erster Ecuadorianer die Tour de Suisse. Als Star sieht er sich nicht – auch wenn er zuhause längst Legendenstatus hat.
Publiziert: 14.06.2021 um 00:40 Uhr
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Gestatten: Der erste Tour-de-Suisse-Sieger aus Ecuador, Richard Carapaz.
Foto: Getty Images
Mathias Germann

Ein Supertalent? Nein, das ist Richard Carapaz nicht. Er war fast 25 Jahre alt, als er sein erstes Profi-Rennen gewann. Mittlerweile ist er 28 und hat zehn Siege angesammelt. Damit rangiert er nicht einmal unter den Top 100 der aktiven Fahrer. «Das ist egal. Ich will lieber als Mensch in Erinnerung bleiben und nicht aufgrund meiner Erfolge», sagt er.

In Ecuador geniesst Carapaz seit dem Giro-Sieg 2019 Heldenstatus. Das schaffte vor ihm kein Landsmann. Und nun? Genau: Da schreibt Carapaz erneut Geschichte. Er verteidigt sein Leadertrikot souverän und kürt sich zum ersten ecuadorianischen Sieger der Tour de Suisse. «Das bedeutet mir viel», sagt er.

Vor dem Training fütterte er Hühner und Schweine

Doch wer ist dieser Mann, den sie zu Hause «Locomotora de Carchi» (Lokomotive von Carchi) nennen? Rückblick. Carapaz erblickt am 29. Mai 1993 in El Carmelo (Provinz Carchi) das Licht der Welt. Er wächst auf 3000 Meter über Meer inmitten grüner Hügeln auf, seine Eltern besitzen einen kleinen Hof mit Tieren. Mutter Ana Luisa kümmert sich um die Familie, Vater Antonio arbeitet auswärts und ist oft und lange weg.

Carapaz hilft deshalb in der Hausarbeit aus. In einem Video seines Teams Ineos Grenadiers blickte er kürzlich auf seine Teenager-Zeit zurück. «Ich stand ich immer um 5 Uhr auf, um unsere sieben Kühe zu melken. Weil ich alles von Hand machte, dauerte das eineinhalb Stunden», so Carapaz. Danach ging er zur Schule. «Und wenn ich wieder daheim war, fütterte ich die Hühner und Schweine. Erst dann ging ich trainieren.»

Mit seinem bescheidenen und anstrengenden Leben haderte der Bergspezialist nie. Im Gegenteil. «Ich lernte früh, Verantwortung zu übernehmen. Das formte meinen Charakter.» Ana Luisa ist stolz auf ihren Sohn: «Richard reklamierte nie, sondern half immer, wenn wir ihn brauchten. Er verdient alles, was er erreicht hat.»

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