Ein nett gemeinter Gruss an «Opi» und «Omi» – und dann dies!
Unmittelbar nach dem Bergpreis (4. Kategorie) auf dem Côte de Saint-Rivoal hält eine unbedachte Person ihr langes Karton-Plakat mit der Aufschrift «Allez Opi Omi» in die Strasse rein und grinst. Das Peloton braust in ihrem Rücken heran. Tony Martin touchiert den Karton, stürzt und löst damit eine Kettenreaktion aus. Unfassbar: Eine Zuschauerin hält praktisch das komplette Tour-Feld auf, bringt es zu Fall.
Deutscher Fahrer muss aufgeben
Unzählige Profis machen ungewollt Bekanntschaft mit dem harten Asphalt. Auch Marc Hirschi muss vom Velo. Der Berner kann glücklicherweise weiterfahren, benötigt allerdings lange, bis er wieder den Anschluss ans Feld wiederherstellen kann. Weniger Glück hat Jasha Sütterlin, der Deutsche muss aufgeben.
«Ich habe gesehen, dass sie was in der Hand hielt, aber sowas passiert oft bei der Tour. Du musst davon ausgehen, dass sie zur Seite geht. Sonst müssen wir um jeden Fan einen grossen Bogen fahren und dann tun wir hier nichts anderes mehr. Für mich war kein Platz und keine Reaktionszeit. Ich bin da reingefahren und hatte keine Chance», wird Martin von «radsport-news.com» zitiert.
Polizei sucht nach der Frau
Der Vorfall soll nicht einfach ad acta gelegt werden. Wie die «L'Équipe» am Samstagabend berichtet, wollen die Tour-Organisatoren gegen die Frau eine Anzeige einreichen. «Sie hat sich sehr schlecht verhalten», erklärt Pierre-Yves Thouault, der stellvertretende Tour-Direktor, gegenüber der Nachrichtenagentur «AFP».
Nur: Laut «Ouest-France» ist die Massensturz-Verursacherin vom Tatort geflüchtet und derzeit offenbar nicht auffindbar. Deshalb hat die zuständige Behörde von Landerneau nun eine Zeugenaufruf gestartet. Offiziell geht es bei den Ermittlungen um «das unbeabsichtigte Verletzen mit der Folge von Arbeitsunfähigkeit von maximal drei Monaten aufgrund einer vorsätzlichen Verletzung einer Sicherheits- oder Vorsichtsmassnahme».
Hirschi verletzt
«Es wird heute sicher ein extrem nervöser Tag, wie immer in der ersten Tour-Woche», sagt Hirschi im TV-Interview vor dem Start. An unachtsame Zuschauer wird er nicht gedacht haben, sondern an den 3,1 Kilometer langen, giftigen Schlussaufstieg hinauf zum Ziel in Landerneau.
Die Positionskämpfe fürs Finale beginnen früh. Prompt kommts erneut zu einem Massensturz, bei horrendem Tempo. Dieses Mal sitzt unter anderem der vierfache Tour-de-France-Gewinner Chris Froome mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden. Der Brite schwingt sich anschliessend wieder aufs Rad.
Bei diesem Zwischenfall im Feld erwischt es Hirschi erneut. Er zieht sich dabei eine Verletzung im Akromioklavikulargelenk der rechten Schulter zu. Agenturbilder zeigen, wie er mit Schmerzen im Strassengraben liegt und sich die Hand vors Gesicht hält. Ein Sanitäter eilt ihm zu Hilfe. Der 22-Jährige beendet das erste Teilstück als 180. und damit Zweitletzter mit etwas mehr als 18 Minuten Rückstand.
Reto Hollenstein erreicht das Ziel als 174. mit fast 15 Minuten Rückstand. Der 35-jährige Thurgauer verletzt sich ebenfalls bei dieser Chaos-Etappe. Beim Froome-Teamkollegen wird eine Brustkorbverletzung diagnostiziert. Welche Sturz-Opfer am Sonntag das Rennen wieder in Angriff nehmen, ist noch unklar.
Alaphilippe erster Leader
Die Etappe gewinnt Julian Alaphilippe. Der französische Weltmeister lanciert 2,3 Kilometer vor dem Ziel den entscheidenden Antritt, siegt acht Sekunden vor den restlichen Favoriten und kleidet sich ins Maillot Jaune ein. Auf den Rängen zwei und drei folgen Michael Matthews und Primoz Roglic. Titelverteidiger Tadej Pogacar wird Sechster. Bester Schweizer ist als 49. Stefan Küng (+1:49 zurück).
Alaphilippe wurde am 14. Juni erstmals Vater. Um seine Lebensgefährtin Marion Rousse bei der Geburt von Nino zu unterstützen, trat er trotz Rang 3 in der Gesamtwertung nicht mehr zur letzten Etappe der Tour de Suisse an und reiste nach Hause. (yap)