Es ist Sonntagvormittag, als Marc Hirschi per Whatsapp schreibt: «Ich werde starten.» Es sind nur drei Worte, aber die entscheidenden. Denn: Davon ausgehen konnte man nicht. Tags zuvor flog der Berner in hohem Bogen über seinen Lenker – unverschuldet. Er lag fast vergraben in Büschen. Sein Gesicht? Schmerzverzerrt. Die Augen? Mit Tränen gefüllt. Die Hoffnung auf eine Fortführung der Tour? Verschwindend klein.
Die Diagnose im Spital ergab keine Brüche, aber eine Schultereckgelenksprengung. Sie tönte so schlimm, wie die darauffolgende Nacht für Hirschi war. Dass er am Sonntag überhaupt startet, gleicht einem Wunder. Er versucht zu schonen wird 134. und verliert mehr als neun Minuten.
Alles geht schief, was schief gehen kann
Hirschi erlebt nach seiner Super- nun eine Seuchen-Saison. Schon im Winter sorgte sein überraschender und umstrittener Wechsel vom Team DSM zu UAE Emirates für Diskussionen. «Das kostete Energie», gab er später zu. Es folgten weitere Probleme – mit Material, Fuss, den Weisheitszähnen und der Hüfte. Letztere bereitet dem WM-Dritten weiter Sorgen. «Ich muss täglich Übungen machen, damit nichts passiert», sagt er. Als wäre dies alles nicht genug, musste Hirschi wegen positiven Corona-Fällen im Team just bei jenem Rennen zuschauen, welches er ein Jahr zuvor gewann: Der Flèche Wallonne.
Vier Schweizer siegten 2021 auf internationalem Rad-Parkett bereits: Bissegger, Mäder, Küng und Schmid. Hirschis ging leer aus. Sein bester Rang: Platz 3 in der Tour de Romandie.
Ist die Tokio-Topform so noch möglich?
Hirschi hat nach der Tour mit Olympia und WM zwei weitere grosse Ziele. «Das Ziel ist, in Topform nach Tokio zu reisen», sagte er letzte Woche. Und heute? «Ich muss die nächsten Tage überstehen, dann könnte es besser kommen.» Ob der Wunsch Vater des Gedankens ist?