Ex-Nati-Coach Hondo sagt vor Gericht aus
«Kein Problem, dass zusammen in einem Raum gedopt wird»

Beim Doping-Prozess gegen Mark S. sagt Danilo Hondo vor Gericht als Zeuge aus und belastet auch seinen Ex-Teamkollegen Alessandro Petacchi schwer. Der einstige Schweizer Nati-Trainer erzählt, wie die Doping-Sessions im Hotelzimmer abliefen.
Publiziert: 11.11.2020 um 16:32 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2020 um 10:39 Uhr
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Danilo Hondo sagt vor Gericht über seine Doping-Praktiken in der Saison 2012 aus.
Foto: ANTONGEISSER

Danilo Hondo, der frühere Radprofi und ehemalige Schweizer Nationaltrainer der Strassenfahrer, ist nach eigener Aussage gemeinsam mit dem einstigen Sprint-Star Alessandro Petacchi vom Mediziner Mark S. gedopt worden.

Das gab der heute 46-jährige Hondo bei seiner Zeugenaussage im Blutdoping-Prozess am Dienstag in München an. Als Teamkollegen beim Rennstall Lampre seien die zwei Sportler teils sogar nebeneinander im Hotelzimmer von dem Erfurter Arzt behandelt worden. «Wenn man so ein enges Verhältnis hat, das fast brüderlich war, dann hat man kein Problem damit, dass man zusammen in einem Raum gedopt wird», berichtete Hondo vor dem Landgericht München.

Er schildert es gemäss «Deutschlandfunk» so: «Der Arzt kommt halt rein und dann geht es los. Man hat natürlich ein ungutes Gefühl, weil man nicht erwischt werden möchte und man hofft, dass es endlich vorbei ist. Das ist schon klar. Aber man ist in dieser Situation zusammen. Und man empfindet das jetzt nicht so als dramatisch.»

Tarnnamen James Bond und Bin Laden

Gebracht hat es Hondo nicht viel. «Mir schien es mehr geschadet zu haben», sagt er vor Gericht. Er liess sich während der Saison 2012 dopen und hat danach das Blutdoping bei Mark S. wieder beendet. «Wir haben von drei bis vier Entnahmen gesprochen, auch entsprechende drei bis vier Rückführungen. Dazu stehe ich auch», so Hondo. Der Preis für die Doping-Saison belief sich auf 25’000 Euro.

Auch über die Tarnnamen erklärte sich Hondo. Die Blutbeutel seien mit Bin Laden oder James Bond beschriftet gewesen. «Ja, man musste sich da einen Tarnnamen ausdenken. Und wenn man sich zum damaligen Zeitpunkt mal gerade alle James-Bond-Filme reingezogen hatte, dann ist gekommen: ja, dann nehme ich eben James Bond», erklärte Hondo.

Keine Angst vor Doping-Kontrollen

Erschreckend ist, wie einfach es gewesen sei. Angst, bei einer Doping-Kontrolle aufzufliegen, hatte Honda nämlich nicht wegen der Lücken im Kontrollsystem.

Das Geständnis, Blutdoping betrieben zu haben, hatte Hondo im Mai vergangenen Jahres bereits in einem Interview im deutschen TV-Sender ARD abgelegt. Als Konsequenz daraus entband ihn Swiss Cycling umgehend von all seinen Funktionen.

Hondo war in Diensten von Lampre zu jener Zeit Petacchis wichtigster Helfer für die Sprints, die beiden sind noch immer gut befreundet. Anders als der gebürtige Cottbuser streitet Petacchi aber nach wie vor ab, von Mark S. gedopt worden zu sein. Dennoch wurde der Italiener, der Anfang der Nullerjahre einer der beste Sprinter der Welt und Sieger von Dutzenden Etappen bei den drei grossen Rundfahrten war, im Nachhinein noch gesperrt. (SDA/sme)

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