Das Budget der Tour de Suisse 2023 beträgt 8,2 Millionen Franken. Darin beinhaltet sind die Rennen der Männer und Frauen. Noch sind die Rechnungen nicht gemacht – die genaue Auswertung der Zahlen folgt in den nächsten Wochen. Fakt ist schon jetzt: Der Verlust wird happig sein. Wie gross? Tour-Direktor Olivier Senn sagt lediglich: «Es sind nicht nur 5000 Franken Verlust.»
Dass die Schweizer Landesrundfahrt rote Zahlen schreibt, ist längst üblich. Sorgen um das Fortbestehen der Tour macht sich Senn aber nicht. Er habe das Gefühl, dass es die Landesrundfahrt weiter geben wird – in welcher Form auch immer. Noch vor dem tragischen Tod Gino Mäders meinte Senn: «Ich gehe davon aus, dass wir schon bald Abschlüsse mit einem oder zwei grossen Partnern erzielen können.»
Das war nach der dritten Etappe mit Ankunft in Villars-sur-Ollon VD. Damals wurde bekannt, dass man künftig mit dem Veranstalter Flanders Classics, der unter anderem die Flandernrundfahrt im Frühling durchführt, zusammenspannt – alles unter der Trägerschaft Cycling Unlimited. «Sie übernehmen nicht uns und wir nicht sie. Es ist eine Partnerschaft», betont Senn.
«Sitzen wieder am Tisch der UCI»
Die Kooperation mit Flanders Classics soll Synergien schaffen – vor allem bei Fragen der Sicherheit, Vermarktung, Administration und Innovation. Entscheidend ist aber die politische Komponente. Die Tour de Suisse hat nun einen besseren Stand bei Verhandlungen mit dem Rad-Weltverband UCI. Dabei geht es vor allem um die Positionierung des Rennens im Kalender. «Wir sitzen jetzt nicht mehr nur am Rand vom Tisch, sondern am Tisch», sagt Senn.
Hinter Tour-de-France-Veranstalter ASO und dem Giro-Besitzer RCS wird man so in der Rad-Welt zur drittgrössten Kraft. Das steigert die Hoffnung, dass künftig weiterhin grosse Stars in der Schweiz zu sehen sein werden.
Ebenfalls positiv: Sowohl Stände- als auch Nationalrat haben zugestimmt, den wiederkehrenden sportlichen Grossanlässen in der Schweiz künftig unter die Arme zu greifen: Von 2025 bis 2029 kann der Bund 71,65 Millionen Franken ausgeben. «Das heisst nicht, dass ich einfach eine Rechnung schicken kann. Aber damit wissen wir, dass uns jemand im Notfall unter die Arme greifen könnte.» Senn sagt, dass für 2024 der Grossteil der Etappenorte bereits feststehe.
Zwei Schweizer Teams machen Hoffnung
Dennoch stellt sich die Frage: Warum geht eigentlich auch die Tour de Suisse 2023 finanziell am Stock? «Es ist ein schwieriges Jahr. Nach Corona kam der Krieg in der Ukraine – die Unsicherheit bei den Firmen ist gross. Das hatte Einfluss auf die Bereitschaft, in Sponsoring zu investieren.»
Dennoch entstanden ausgerechnet in dieser schwierigen Zeit gleich zwei neue Schweizer Profi-Teams mit potenten Investoren und grossen Partnern: Tudor Pro Cycling und Q36.5. Warum schaffte die Tour de Suisse nicht einen ähnlichen Coup? «Die TV-Präsenz für Sponsoren ist in solchen Equipen ganzjährig, bei uns nur gut zehn Tage. Das sind zwei Paar Schuhe. Aber ich bin froh, dass sie da sind. Wenn solche Firmen einsteigen, macht dies den Sport glaubwürdiger.»