Und dann ist es Zeit, um zu reden. Stefan Bissegger (24) lässt nach der Zieleinfahrt in Abtwil seinen Gefühlen freien lauf. Er ist durchgeschwitzt, ausgepumpt, an seinem Kinn hängt ein Faden Speichel. Zum ersten Mal nach dem Tod von Gino Mäder (†26) spricht er über seine Gefühle. «Die letzten Tage waren sehr schwierig. Einen so harten Tag wie gestern hatte ich auf dem Velo noch nie. Auch heute fühlte ich mich nicht besonders gut. Aber ich musste heute alles geben. Das habe ich getan – für Gino.»
Bissegger ist einer von nur drei Schweizern, die die Tour de Suisse beenden. Zwölf waren eine Woche zuvor angetreten, die meisten stiegen nach der Tragödie am Albula, wo Mäder sein Leben gelassen hatte, aus. «Gino ist immer noch in unseren Köpfen, wir vermissen ihn sehr.»
Umso höher ist Bisseggers Leistung im 25,7 Kilometer langen Zeitfahren bei 30 Grad einzuschätzen – der frisch gebackene Familienvater wird Vierter, er verliert nur 23 Sekunden auf Tagessieger Juan Ayuso (20, Sp). «Es war schön, in der Heimat zu fahren. Die Fans haben mich angefeuert, Freunde und Angehörig standen am Strassenrand – das war sehr schön.»
Die Tränen kommen immer wieder
Schon bald kommt Bissegger wieder auf Mäder zu sprechen. Er habe einen guten Kollegen, eine tolle Person verloren, so der Thurgauer. «Es war kein Sturz, der durch etwas Spezielles ausgelöst wurde – das macht es umso schwieriger, alles zu verstehen. Ich vermisse Gino.» Der Verarbeitungsprozess ist noch nicht abgeschlossen, betont der Zeitfahr-Europameister. Das Ganze sei ein Prozess. «Immer wieder kommen Wellen, immer wieder Tränen. Nun will ich einfach heim zu meiner Familie, um Kraft zu tanken.»
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Als Nächstes bestreitet Bissegger die Schweizer Meisterschaft – zuerst das Zeitfahren am Donnerstag in Gansingen AG, dann das Strassenrennen am Sonntag in Wetzikon ZH. Sein nächstes grosses Ziel ist das WM-Zeitfahren in Glasgow (13. August).
«Werde nie damit abschliessen können»
Auch die zwei weiteren Schweizer, die die Tour de Suisse beenden, kommen rasch auf Mäder zu sprechen. «Es war physisch und emotional sehr schwierig, heute zu fahren. Ich bin froh, dass dieses Zeitfahren gut über die Bühne ging und ich nun zu meiner Familie kann», sagt Silvan Dillier (32).
Reto Hollenstein (37) freut sich ebenfalls auf die Zeit mit seinen Liebsten. «Es braucht Zeit, um mit dem abzuschliessen, was passiert ist», sagt er. Und ergänzt: «Ich werde wohl nie damit abschliessen können.»
Magnus Sheffield wurde nach seinem Sturz in der Königsetappe der Tour de Suisse am Samstag aus dem Spital entlassen. Der 21-jährige Amerikaner, der am Donnerstag in der Abfahrt vom Albula an derselben Stelle wie der verstorbene Gino Mäder gestürzt war, wurde mit einer Gehirnerschütterung und Prellungen ins Spital Samedan eingeliefert. «Er wird nun nach Hause zurückkehren, um sich unter der Aufsicht unseres medizinischen Teams zu erholen», teilte sein Team Ineos-Grenadiers mit. (SDA)
Magnus Sheffield wurde nach seinem Sturz in der Königsetappe der Tour de Suisse am Samstag aus dem Spital entlassen. Der 21-jährige Amerikaner, der am Donnerstag in der Abfahrt vom Albula an derselben Stelle wie der verstorbene Gino Mäder gestürzt war, wurde mit einer Gehirnerschütterung und Prellungen ins Spital Samedan eingeliefert. «Er wird nun nach Hause zurückkehren, um sich unter der Aufsicht unseres medizinischen Teams zu erholen», teilte sein Team Ineos-Grenadiers mit. (SDA)