Es sind zwar nur 30 Sekunden, aber sie kommen Daniel Eich wie eine Ewigkeit vor. «Bitte, lass es bei diesem Entscheid bleiben», denkt er sich. Sein Problem: Auch im Judo gibt es einen VAR. Und dieser entscheidet gegen Eich.
Sein Gegner, der Israeli Peter Paltchik, wird nicht mit einer dritten Gelben Karte bestraft – diese hätte automatisch seine Disqualifikation bedeutet. Eich hätte also Bronze gewonnen. Hätte. So aber bleibts beim 1:0-Sieg Paltchiks.
Freundin ist auch so stolz
Der Konjunktiv schmerzt. Natürlich, Eich war als krasser Aussenseiter in den Tag gestartet. Und sicher, Platz fünf ist auch ein grosser Erfolg. «Aber wenn man so nah dran ist, tut es einfach weh.» Immerhin: Unter anderem seine dänische Freundin Helene Möller Christensen, eine Judoka, ist stolz auf ihn.
«Wir haben uns vor zwei Jahren in Spanien erstmals getroffen, ich war mit dem dänischen Team da und Daniel unser Trainingspartner. So stark er auf dem Tatami ist, so sanft ist er daneben. Ich bin unglaublich stolz.» Auch Schwester Tamara meint: «Dani bleibt für uns trotz dieser Niederlage der Grösste.»
Eich zeigt Grösse
Lange sieht es am Fuss des Eiffelturms nach einem Schweizer Märchen aus. Die erste Runde gewinnt Eich locker, im Achtelfinale schlägt er die Weltnummer 3, danach einen zweifachen Weltmeister. «Jetzt habe ich drei Stunden Zeit, um mich voll zu erholen», sagt er.
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Tatsächlich hat Eich, dessen Eltern aus Deutschland eingewandert sind, zwei Chancen für eine Medaille. Aber im Halbfinale ist der Kampf nach 12 Sekunden verloren und kurz darauf auch der Bronze-Kampf auf dramatische Art.
Bemerkenswert: Als der 192 cm grosse und 110 Kilo schwere Schweizer Brocken geschlagen ist, umarmt er seinen israelischen Gegner. «Logisch, ich hätte die Bronze bei einer Disqualifikation von ihm gerne genommen, aber sein Sieg ist verdient.»
Aschwanden zieht den Hut
Damit bleibt es bei drei Schweizer Medaillengewinner in der Olympia-Geschichte des Judos. Sergej Aschwanden, der als letzter Eidgenosse 2008 in Peking Bronze holte, hat trotzdem ein dickes Lob parat: «Daniel sieht fast immer alles positiv, er ist ein fröhlicher Mensch und Athlet. Und ein toller Kämpfer. Was er gezeigt hat, ist einfach cool.»
Fakt ist: Der studierte Chemie-Laborant, der daheim Frösche in einem Terrarium hält, wird weitermachen. Und in Los Angeles 2028 vielleicht das holen, was er am Schweizer Nationalfeiertag 2024 verpasst hat.