Diese Schmach hat gesessen. Die Schweizer Equipe – laut Steve Guerdat eine der besten, in der er je geritten ist bei Olympia – scheiterte bereits in der Team-Qualifikation und verpasste den Final der besten zehn Nationen. Obwohl das Trio Guerdat, Martin Fuchs und Pius Schwizer zu den Spitzenreitern gehört, obwohl für deren Pferde eine Nuller-Runde keine Seltenheit ist, und obwohl sich alle gut gefühlt haben vor der Prüfung.
Die Realität zeigte auf: Auch wenn der Reiter seinem Pferd im Parcours die besten Möglichkeiten bietet, ein Fehler kann immer passieren, wenn eine Stange leicht touchiert wird, wie es bei Martin Fuchs und Leone Jei der Fall war. Guerdat, der Olympiasieger von 2012 in London, kassierte mit seiner Stute Dynamix de Belhème zwei Abwürfe, Routinier Pius Schwizer sogar drei.
Peter van der Waaij, der neue Equipenchef, sprach von einem Debakel und kündigte danach an, es auf den Einzel-Wettbewerb hin aufarbeiten zu wollen. Nachdem am Samstagnachmittag alle vier Pferde – auch jenes von Ersatzreiter Edouard Schmitz – den Veterinär-Check bestanden hatten, folgte wenig später der Entscheid des Niederländers: Er ersetzt fürs Einzel-Qualispringen vom Montag Schwizer durch Youngster Schmitz. Der 24-Jährige kommt damit auf seinem Wallach Gamin van‘t Naastveldhof zu seiner Olympia-Premiere.
«So bereit wie möglich sein»
«Nach dem enttäuschenden Abschneiden in der Teamwertung wollen wir mit Blick in die Zukunft Edouard Schmitz und Gamin eine Chance geben. Sie haben gezeigt, dass sie ein erfolgreiches und erfahrenes Paar sind, nun können sie sich auch an den Olympischen Spielen beweisen», so Peter van der Waaij. Schmitz hat bei Olympia nichts zu verlieren, sondern kann Erfahrungen sammeln für eine vielversprechende Zukunft.
Vor den Spielen sagte der Romand zu seiner lehrreichen Reservisten-Rolle: «Ich werde so bereit wie möglich sein. Olympia ist ein Traum für jeden Sportler, da bin ich keine Ausnahme.» Trotzdem sei es wichtiger, dass das Team seine Leistung bringe. Das tat es aber nicht, und zack: Seine Chance ist da, der Traum hat sich erfüllt.
Unter Druck stehen jedoch Guerdat und Fuchs. An jedem Turnier können sie um Gold mitreiten, auch bei Olympia. Es in der Qualifikation (ohne Stechen) von den 75 Reitern unter die besten 30 zu schaffen und damit in den Einzel-Final vom Dienstag vorzustossen, sollte für sie eine lösbare Aufgabe sein. An der Zielsetzung einer Olympia-Medaille hat sich nichts geändert.