«Aus dem Kuscheltier wird eine Top-Athletin mit 200 PS»
Unsere Springreiter erklären ihre Lieblinge

«Vom Kuscheltier zur Top-Athletin. Sie ist ein Genie.» So beschreibt Steve Guerdat seine Stute Dynamix de Bélhème. Vor den Spielen, vor seinem Silber-Ritt.
Publiziert: 06.08.2024 um 12:10 Uhr
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Aktualisiert: 06.08.2024 um 12:48 Uhr
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Steve Guerdat wurde auf Dynamix de Belhème im letzten September Europameister. Jetzt peilt er in Paris eine Olympia-Medaille an.
Foto: imago/Stefan Lafrentz
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Nicole VandenbrouckReporterin Eishockey

Im Pferdesport ist die Beziehung zwischen Mensch und Tier die Basis für das Miteinander im Wettkampf. Alle vier Olympia-Springreiter betonen: Je besser sie ihr Pferd kennen, desto mehr hilft es ihnen im Parcours. Die Pferde spüren jede Gefühlsregung ihres Reiters – und umgekehrt.

Steve Guerdat (42) hat die Stute Dynamix de Belhème seit fünf Jahren im Beritt – mit dem Höhepunkt in Paris. Im Einzel sprang er auf ihr zu Silber. Martin Fuchs (32) sattelt seinen Wallach Leone Jei bereits seit sechs Jahren. Edouard Schmitz (24) startet seit vier Jahren mit Wallach Gamin van’t Naastveldhof und Pius Schwizer (61), der älteste Schweizer Olympia-Teilnehmer, reitet Hengst Vancouver de Lanlore seit zwei Jahren.

Der Zeitplan der Springreiter

Team-Wettkampf:
Donnerstag, 1. August, 11 bis 14 Uhr: Qualifikationsprüfung, Wertung A mit Zeitmessung.
Freitag, 2. August, 14 bis 16 Uhr: Final, Medaillen-Entscheidung.

Einzel-Wettkampf:
Montag, 5. August, 14 bis 18 Uhr: Qualifikationsprüfung, Wertung A ohne Stechen.
Dienstag, 6. August, 10 bis 12 Uhr: Final, Medaillen-Entscheidung.

keystone-sda.ch

Team-Wettkampf:
Donnerstag, 1. August, 11 bis 14 Uhr: Qualifikationsprüfung, Wertung A mit Zeitmessung.
Freitag, 2. August, 14 bis 16 Uhr: Final, Medaillen-Entscheidung.

Einzel-Wettkampf:
Montag, 5. August, 14 bis 18 Uhr: Qualifikationsprüfung, Wertung A ohne Stechen.
Dienstag, 6. August, 10 bis 12 Uhr: Final, Medaillen-Entscheidung.

Das kuschlige Genie

Steve Guerdat über Dynamix de Belhème (11), Stute:
«Dynamix ist im Umgang ein einfaches, liebes Pferd. Sie ist fast wie ein Haustier, abgesehen davon, dass sie nicht bei uns im Haus schläft. Wir teilen unser Leben mit ihr. Sie freut sich immer, uns zu sehen, ist nett zu Menschen und zu anderen Pferden. Ich habe das Gefühl, dass alles mit ihr ein Genuss ist. Das macht die Arbeit mit ihr so angenehm. Unter dem Sattel, da hat Dynamix aber ihren eigenen Charakter. Aus dem Kuscheltier wird eine Top-Athletin mit 200 PS. Aber nur im Parcours, nicht im täglichen Training. Das hat eine Weile gedauert, bis ich das verstanden habe. Darum vergleiche ich sie gerne mit einem Genie, das nicht so gerne lernt, weil sie schon alles weiss. Wie zum Beispiel ein begabter Schüler, dem es in der Schule zu langweilig ist, der aber trotzdem immer gute Noten hat in den Prüfungen. Alles, was ich mit ihr Zuhause arbeite, ist für sie zu einfach. Im Parcours wird sie dann richtig gefordert. Jeden Tag lerne ich etwas Neues über sie. Je besser wir uns kennen, desto bessere Siegeschancen haben wir. Sie mag keine Kühe oder andere Tiere.»

Das umgängliche Energiebündel

Martin Fuchs über Leone Jei (12), Wallach:
«Leone ist seit sechs Jahren in meinem Beritt. Mit ihm habe ich sämtliche Jungpferde-Prüfungen absolviert. Es ist ein grosser Vorteil für Olympia, dass ich ihn so gut kenne. Leone ist motiviert, arbeitsfreudig, aufgeweckt und voller Energie. Ich arbeite gerne mit ihm. Manchmal war er übermotiviert und das führte zu Fehlern, aber das haben wir gut in den Griff bekommen. Meine Dressurarbeit habe ich etwas umgestellt. Früher ritt ich eher im leichten Sitz, jetzt mehr am Bein statt an der Hand. Bevor ich vor dem Wettkampf aufsteige, wird Leone im leichten Trab longiert. Das tut ihm gut für den Kopf. Sein Groom Sean hatte diese Idee vor zwei, drei Jahren. Und das funktioniert gut. Er ist sehr einfach im Umgang, sei es im Stall, zu Hause oder beim Transport. Man spürt schnell, wie er drauf ist und was er braucht.»

Springreiten in Paris: Der Modus

Im Olympia-Turnier sind 20 Nationen à drei Springreiter am Start. Hinzu kommen 15 Einzelreiter aus 15 Nationen, die keinem Team angehören. Die Schweizer Equipe besteht aus Steve Guerdat (42), Martin Fuchs (32), Pius Schwizer (61) und Ersatzreiter Edouard Schmitz (24). Nach dem enttäuschenden Ergebnis im Teamspringen von Guerdat, Fuchs und Schwizer nominierte Equipenchef Peter van der Waaij für den Einzel-Wettbewerb Schmitz für Schwizer.

Team: Es gibt im neuen Modus (seit Tokio 2021) kein Streichresultat. Die Quali-Prüfung findet nach Wertung A mit Zeitmessung mit maximal 17 Sprüngen über maximal 165 Zentimeter statt. Die besten 10 der 20 Teams schaffen es in den Team-Final. Dort beginnt am nächsten Tag die Wertung wieder bei null, gestartet wird in umgekehrter Reihenfolge.

Einzel: Der Equipenchef hätte die Möglichkeit, für die Quali-Prüfung einen Reiter auszutauschen. Sie findet in der Wertung A ohne Stechen mit maximal 17 Sprüngen über maximal 165 Zentimeter statt. Die besten 30 Starter erreichen den Einzel-Final. Dort beginnt am nächsten Tag die Wertung auch wieder bei null. Ein allfälliges Stechen entscheidet über die Medaillenränge.

Martin Fuchs reitet bei Olympia in Paris den Wallach Leone Jei.
IMAGO/Stefan Lafrentz

Im Olympia-Turnier sind 20 Nationen à drei Springreiter am Start. Hinzu kommen 15 Einzelreiter aus 15 Nationen, die keinem Team angehören. Die Schweizer Equipe besteht aus Steve Guerdat (42), Martin Fuchs (32), Pius Schwizer (61) und Ersatzreiter Edouard Schmitz (24). Nach dem enttäuschenden Ergebnis im Teamspringen von Guerdat, Fuchs und Schwizer nominierte Equipenchef Peter van der Waaij für den Einzel-Wettbewerb Schmitz für Schwizer.

Team: Es gibt im neuen Modus (seit Tokio 2021) kein Streichresultat. Die Quali-Prüfung findet nach Wertung A mit Zeitmessung mit maximal 17 Sprüngen über maximal 165 Zentimeter statt. Die besten 10 der 20 Teams schaffen es in den Team-Final. Dort beginnt am nächsten Tag die Wertung wieder bei null, gestartet wird in umgekehrter Reihenfolge.

Einzel: Der Equipenchef hätte die Möglichkeit, für die Quali-Prüfung einen Reiter auszutauschen. Sie findet in der Wertung A ohne Stechen mit maximal 17 Sprüngen über maximal 165 Zentimeter statt. Die besten 30 Starter erreichen den Einzel-Final. Dort beginnt am nächsten Tag die Wertung auch wieder bei null. Ein allfälliges Stechen entscheidet über die Medaillenränge.

Der intelligente Hengst

Pius Schwizer über Vancouver de Lanlore (15), Hengst:
«Vancouver verfügt über enormes Talent, Springvermögen und Intelligenz im Parcours. Er besitzt aussergewöhnliche Fähigkeiten, trotzdem ist er sehr sensibel und man muss im Sattel immer bei ihm bleiben. Er mag es, wenn man ihn lieb behandelt. Wenn man einen Hengst auf seiner Seite weiss, ist es ein super Gefühl, mit ihm einen Parcours zu absolvieren, denn da steckt Power drin. Aber wenn ein Hengst gegen seinen Reiter ist, dann kann es schwierig werden. Für mich ist Vancouver der einfachste Hengst, den ich je geritten bin. Trotzdem braucht er Führung. Alle Eigenarten, die ich von ihm kenne, sind von Vorteil. Ich weiss, wann der beste Zeitpunkt ist, ihn warm zu reiten, wann er eine Pause braucht, und dass er im Warm-up nicht zu viele Sprünge braucht. Er ist bei uns im Stall ins Geschehen involviert und nicht von den anderen Pferden abgesondert, dann bereitet er an Turnieren auch keine Probleme. Ich suche für jedes Pferd den optimalen Zaum mit der perfekten Trense. Die von Vancouver ist aus ganz weichem Gummi, damit es nirgends zu viel Druck gibt. Ihm fehlt ein Teil seiner Zunge, der ihm als junges Pferd bei einem Hengstkampf abgebissen worden ist. Bananen liebt er über alles.»

Der sanfte Riese

Edouard Schmitz über Gamin van’t Naastveldhof (12), Wallach:
«Gamin ist ein Riese mit fast 1,80 Meter Stockmass. Er ist gross und kräftig, aber dennoch sehr sensibel. Bei jedem Geräusch im Stall bewegt er sofort seine Ohren. Und er ist trotzdem leichtfüssig und kommt gut vom Boden weg. Man merkt ihm schnell an, ob er einen guten oder schlechten Tag hat. Zu Hause im Training ist er etwas weniger konzentriert. Im Wettkampf hat er seine besseren Tage. Es liegt in seiner Natur: Dann will er das Beste geben. Schon bei unserem ersten Ritt habe ich gespürt: Das passt! Wenn ich mein Idealpferd hätte beschreiben dürfen, Gamin erfüllt alle meine Wünsche, er ist ein Traumpferd. Für ihn ist wichtig, dass er immer die gleichen Leute um sich hat. Er mag es, wenn man sich um ihn kümmert. Denn so langsam hat er gemerkt, dass er das beste Pferd im Stall ist. Er liebt die Aufmerksamkeit.»

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