Olympiasiegerin Nina Christen (30) muss ohne ihren persönlichen Trainer nach Paris reisen. Verantwortlich dafür ist der Schweizer Schützenverband. Anstelle von Christens Gewehrtrainer Torben Grimmel erhält Enrico Friedemann eine von zwei Akkreditierungen. Die andere geht an Pistolen-Trainer Mauro Biasca.
Brisant: Zwischen Christen und Friedemann knallte es an den vergangenen Olympischen Spielen in Tokio 2021. Die Nidwaldnerin sprach später im Blick von «schwerwiegenden Differenzen», die nicht mehr zu kitten gewesen seien. Friedemann spielte die Thematik damals herunter: «Es ist ganz normal, dass eine Athletin nach einem derartigen Erfolg neue Impulse sucht. Von Differenzen kann keine Rede sein.» Christen gewann in Tokio Gold im Dreistellungsmatch mit dem Gewehr über 50 Meter und Bronze über 10 Meter mit dem Luftgewehr.
So reagiert Christen
Daniel Burger, Chef Leistungssport bei den Schweizer Schützen, erklärt die Trainerwahl so: «Enrico Friedemann arbeitet näher mit den anderen Athleten zusammen. Torben ist zu weit weg.» Was er damit meint? Friedemann ist Coach der Trainingsgruppe um die Olympia-Teilnehmer Christoph Dürr, Chiara Leone und Audrey Gogniat. Christen wechselte nach dem Tokio-Zoff in die zweite Trainingsgruppe von Torben Grimmel.
Dass dieser trotz fehlender Akkreditierung vor Ort sein könnte, fand Burger keine gute Idee. «Du kommst nicht nahe an die Athleten heran.» Ausserdem würde es die Gruppendynamik stören.
Und wie reagiert Christen? Die Olympiasiegerin zuckt mit den Schultern: «Ich habe den Entscheid nicht getroffen. Also war für mich schnell klar, dass ich das Beste daraus machen muss.» In Paris wird sie von Daniel Burger und Sportpsychologe Jörg Wetzel betreut. «Das ist nichts Neues.» Die Zusammensetzung habe sich bewährt. Berührungspunkte zwischen Christen und Friedmann gibt es kaum. Erstmals im Einsatz steht die Schützin am 28. Juli in der Qualifikation des 10-Meter-Luftgewehr-Wettbewerbs.