Drei Weltklasse-Reiter, die alle schon mal die Weltnummer 1 gewesen sind. Mit drei Pferden, für die Null-Fehler-Runden keine Seltenheit sind. Doch ausgerechnet in dieser Team-Qualifikation des Olympia-Turniers bleibt keines der Schweizer Paare makellos. Die Enttäuschung ist masslos. Denn im Vorfeld dieser Sommerspiele haben die Schweizer Springreiter nicht um den heissen Brei geredet und sich als klare Medaillen-Mitfavoriten gesehen.
Steve Guerdat, Olympiasieger von 2012 in London, hat vom besten Olympia-Team gesprochen, in dem er je geritten ist. Als Startreiter bürdet er ihm jedoch bereits eine Hypothek auf. Der 42-Jährige reisst mit seiner Stute Dynamix de Belhème zwei Stangen. Er erklärt nach dem Ritt der «Pferdewoche», «dass dies mit ihr die schlechteste Runde unserer Karriere war». Sie habe sich beim Aufwärmen super angefühlt, sei im Parcours dann aber ungewohnt zurückhaltend gewesen. Für diese Leistung hat der ehrgeizige Guerdat noch keine abschliessende Erklärung, hinter Ausreden wie der Schwierigkeit des Parcours, der Hitze oder der grossen Arena will er sich nicht verstecken, «wir sind hier bei Olympia».
Zur Erinnerung: Im neuen Modus gibt es kein Streichresultat. Alle Ergebnisse zählen für die Wertung. Und nur die besten zehn Teams der 20 Nationen schaffen es in den Final. Nachdem auch Pius Schwizer (61) auf Vancouver de Lanlore drei Abwürfe kassiert, ist die Ausgangslage für Schlussreiter Martin Fuchs eine ungemütliche: Nicht nur, dass der 32-Jährige mit Leone Jei eine Null-Fehler-Runde hinlegen muss – die Schweizer sind auch noch darauf angewiesen, dass einige Konkurrenten patzen. Denn bevor Fuchs einreitet, liegen sie auf dem 12. Zwischenrang und müssen noch zwei Plätze gutmachen.
Bis zum zweitletzten Hindernis ist Fuchs mit seinem Schimmel-Wallach auf Kurs, dann fällt beim Aussprung der Dreier-Kombination die Stange. Und die Equipe kommt auf ein Total von 24 Strafpunkten. Das Zittern beginnt, doch nicht genug andere Nationen leisten Schützenhilfe. Und so müssen die Schweizer zusehen, wie sie auf dem 12. Platz hängenbleiben und als Mitfavoriten schon in der Quali scheitern.
Equipenchef Peter van der Waaij bringt es gegenüber der «Pferdewoche» auf den Punkt: «Es ist ein Debakel und das Letzte, das wir erwartet haben.» Und Trainer Thomas Fuchs, der Vater von Martin, ergänzt: «Es war einfach alles nicht gut.»
Am Montag folgt die Einzel-Quali
Von dieser Enttäuschung müssen sich die Springreiter in den kommenden Tagen zunächst einmal erholen. Viel Zeit bleibt allerdings nicht. Denn am Montag steht die Quali-Prüfung im Einzel an, in der – zum Glück für die Schweizer – alles wieder bei null beginnt. Auch dort sind Guerdat, Schwizer und Fuchs Medaillen-Anwärter. Ob es einen Wechsel gibt und Ersatzreiter Edouard Schmitz (24) allenfalls nominiert wird, darüber wird sich Van der Waaij noch Gedanken machen müssen.