Darum gehts
Annik Kälin plant Monster-Programm an Freiluft-WM
Nicht nur die Hallen-WM fand am Wochenende mit dem Event in China in Asien statt, sondern auch die Freiluft-WM. Das grosse Highlight Ende Saison im September geht in Japan über die Bühne. Genauer: in Tokio. Dort wird sich Annik Kälin (24) einiges zumuten: Die Bündnerin entschliesst sich zum Doppelstart. Das heisst in ihrem Fall: Neben dem Siebenkampf geht sie auch in ihrer Paradedisziplin Weitsprung an den Start. Das enthüllte Kälin in Nanjing nach dem Gewinn von Hallen-WM-Silber. Auch Simon Ehammer (25) äusserte sich zuletzt in diese Richtung und liebäugelt mit einem Doppelstart. Zumindest hinsichtlich des Programms (zwei Pausentage zwischen dem Weitsprung und Mehrkampf) sollte es aufgehen.
Weltmeisterin Kambundji schon bald wieder in China
In der Weltmetropole Shanghai geniesst Mujinga Kambundji (32) zwei erholsame Tage nach ihrem Hallen-Weltmeistertitel im nicht allzu weit entfernten Nanjing. Nun ist klar: Bereits in einem Monat wird die Bernerin wieder hier sein! Die Sprint-Königin mit elf internationalen Medaillen wird zum Diamond-League-Doppelstart in China (26. April Xiamen und 3. Mai Shanghai) antreten. Bereits letztes Jahr eröffnete sie zusammen mit Schwester Ditaji (22) im Fernen Osten die Freiluft-Saison – so früh wie noch nie. Die zehn Jahre jüngere Vize-Weltmeisterin hingegen wird diesmal später wieder in die Saison einsteigen.
Der China-Start von Mujinga öffnet vielleicht sogar die Türe zur Teilnahme mit dem Schweizer Team an den Relays am Wochenende vom 10./11. Mai in Guangzhou, die die Staffel-Quali für die Freiluft-WM 2025 in Tokio sind. Bei den Männern sind die beiden 400-m-Sprinter Lionel Spitz (24) und Ricky Petrucciani (24) bereits heiss auf diese Quali.
Ehammer und sein missglückter Schuhtest
Dass an der Hallen-WM alle vier Schweizer Medaillen von Frauen stammen, liegt einerseits logischerweise an diesem erfolgreichen Quartett – aber auch daran, dass mit Simon Ehammer (25) der hoffnungsvollste Mann im Weitsprung gar nicht auf Touren kam. Ohne Acht-Meter-Sprung strandete der Appenzeller vorzeitig auf Rang 9. «Es ist kein Weltuntergang, aber dennoch enttäuschend», sagt er danach, «für mich war diese WM auch eine Gelegenheit, mal etwas auszuprobieren. Ich habe neue Schuhe ausprobiert. Auch wenn ich natürlich dennoch performen wollte, darüber müssen wir nicht diskutieren.» Also lag die klar verpasste Medaille am missglückten Schuhtest? Ehammer rätselt selber: «Ob es am Schuh selber oder am Anlauf lag, weiss ich nicht. Ich bin einfach nicht wirklich klargekommen.» Ohne WM-Medaille gehts nun im April in ein Trainingslager und dann zum ersten Zehnkampf nach Brescia (It).
Kälin-Konkurrentin mit Schmerzensschreien
Dass Plamena Mitkowa (20) an der WM mit Rang 4 das Podest nur knapp verpasst hat, wird im Weitsprung der Frauen zur Nebensache. Die Bulgarin knickt bei ihrem letzten Versuch mit dem rechten Fuss unglücklich um. Mitkowa schreit umgehend vor Schmerzen und muss behandelt werden. Schnell ist klar, dass die U20-Weltmeisterin nicht weitermachen kann. Sie wird vor Ort verarztet und in einem Rollstuhl aus der Arena geschoben. Der Verdacht: Eine Achillessehnenverletzung.
Kontinentalrekord als Trostpreis
Im Schatten von Audrey Werros (20) bitterem, haarscharfem vierten Platz geht fast unter: Die junge Fribourgerin hat in China über die 800 m den U23-Europarekord in der Halle verbessert und den Schweizer Rekord von der zu Hause gelassenen Lore Hoffmann (28) übernommen. Werros Zeit: 1:59,81. Sie lief in der Halle erstmals unter 2 Minuten. «Das Ziel im Final war eine Medaille, aber ein vierter Platz an einer WM und auch diese Zeit sind unglaublich.» Am Donnerstag wird sie erst 21-jährig – was zeigt, wie viel Zeit in der Karriere noch vor dem Riesentalent liegt.
Superstar sagt vor Gericht gegen seinen Vater aus
Am Samstag und Sonntag läuft Jakob Ingebrigtsen (24) je einmal zu WM-Gold über 1500 und 3000 Meter, am Dienstag und Mittwoch wird der zweifache Olympiasieger vor Gericht aussagen. Gegen seinen eigenen Vater. So faszinierend und einmalig die Familiengeschichte der Ingebrigtsen-Familie ist – Vater Gjert (59) formte neben Jakob auch Henrik (34) und Filip (31) zu international erfolgreichen Läufern – so sehr scheint es auch ganz dunkle Seiten zu geben. Das Brüder-Trio und Schwester Ingrid werfen ihrem Vater vor, sie mit körperlicher Gewalt und Drohungen erzogen zu haben. Deshalb zogen die Kinder vor Gericht. Am Montag begann die Verhandlung, noch ohne den aus Nanjing zurückreisenden Jakob Ingebrigtsen. Vater Gjert wies am ersten Tag gemäss der Agentur AFP die schweren Vorwürfe zurück. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis sechs Jahre Haft. Den ersten seiner beiden Olympiasiege holte Superstar Ingebrigtsen noch mit seinem Vater als Trainer. Danach kam es zum Bruch, der jetzt sogar vor dem Richter gelandet ist.
In drei Wochen folgt schon die nächste EM
Ein verrückter März geht zu Ende. Neun Medaillen holte die Schweiz innerhalb von zwei Wochen an der Hallen-EM in Holland und Hallen-WM in China. Die nächsten Titelkämpfe in der Leichtathletik finden bereits am 12./13. April statt: die Strassenlauf-EM in Belgien. Die Langstrecken-Wettbewerbe waren bisher bei der Freiluft-EM integriert und werden nun erstmals separat ausgetragen. Fabienne Schlumpf (34), Fünfte des New-York-Marathons im November, bereitet sich zum Beispiel darauf vor. Sie hat sich übrigens entschieden, Los Angeles 2028 und damit einen vierten Olympia-Zyklus anzupeilen, wie sie dem «Zürcher Oberländer» nun verraten hat. Ob sie noch so lange weitermacht, war bisher unklar.
Spektakuläres Show-Duell: Olympiasieger gegen NFL-Star
Da war doch was: Zwei Superstars mit einer grossen Klappe, die sich gegenseitig anzünden und dann aus Spass ernst wird. Seit diesem Frühjahr ist fix: 100-m-Olympiasieger Noah Lyles (27) wird sich bald ein Show-Sprintduell mit NFL-Star Tyreek Hill (31) liefern – im Stil von Stab-Superstar Duplantis (Sd) und Hürden-Weltrekordhalter Warholm (Nor), die es letzten September im Letzigrund getan haben. «Kampf der Biester» nennen es die beiden Amerikaner. Der Star der Miami Dolphins ist einer der schnellsten Athleten im Football, nennt sich «Gepard» und behauptet stets, dass er Lyles schlagen würde. Dieser hielt zuletzt nach einem Sieg über 60 m ein Pappschild in die Höhe mit der Aufschrift «Tyreek hätte das nie gekonnt.» Seit einigen Wochen ist es ruhig geworden um das Duell. Nun ist die Hallen-Saison vorbei und es hiess, dass es noch vor den US-Meisterschaften Ende Juli stattfinden soll. Der Rummel um den Showdown müsste bald wieder grösser werden.