Darum gehts
An der Hallen-WM vor einem Jahr in Glasgow stellte Lore Hoffmann (28) über 800 m einen neuen Schweizer Indoor-Rekord auf (2:00,06). Ein Jahr später muss die Walliserin zu Hause bleiben, obwohl sie sich in der internen Quali durchgesetzt hat. Was ist passiert?
Hoffmann ist zutiefst enttäuscht. «Es stimmt, vor zwei Wochen an der EM in Apeldoorn habe ich nicht abgeliefert. Aber das Selektionskonzept war klar: Die besten Zwei der Schweizer Meisterschaften gehen an die WM, wenn sie die Kriterien erfüllen. Nun, ich bin Zweite geworden und wäre über die Weltrangliste auf der Liste der eingeladenen Athletinnen für die WM gelandet – hätte mich Swiss Athletics nicht davon entfernt.» Ein harter Vorwurf an den Verband.
Fakt ist: Die WM-Limite hat Hoffmann im vorgegebenen Zeitraum vom September 2024 bis 9. März 2025 nicht erfüllt. Dies bestreitet sie auch nicht. Aber es gibt einen zweiten Punkt im Selektionskonzept: Wird eine Athletin aufgrund ihrer Position in der Weltbestenliste «nach Abschluss der Qualifikationsperiode eingeladen», gilt sie ebenfalls als «selektionierbar».
Trial-Situation wurde im Vorfeld kommuniziert
Es ist üblich, dass bei Titelkämpfen Athletinnen aufgrund Abmeldungen anderer nachrücken. Hoffmann hätte deswegen die Einladung erst noch erhalten und so die Kriterien erfüllt. Aber diesmal hat der Verband mit dem Aufgebot nicht gewartet, bis klar war, wer noch eingeladen wird. Sondern es kurz nach Ablauf der Qualifikationsperiode verschickt. Die zwei Plätze über 800 m erhielten Riesentalent Audrey Werro (20) und Rachel Pellaud (30).
Frauen. Mujinga Kambundji, Géraldine Frey (60 m). Audrey Werro, Rachel Pellaud (800 m). Joceline Wind (1500 m). Ditaji Kambundji (60 m Hürden). Angelica Moser (Stab). Annik Kälin (Weit).
Männer. William Reais (60 m). Lionel Spitz (400 m). Jason Joseph (60 m Hürden). Simon Ehammer (Weit).
Frauen. Mujinga Kambundji, Géraldine Frey (60 m). Audrey Werro, Rachel Pellaud (800 m). Joceline Wind (1500 m). Ditaji Kambundji (60 m Hürden). Angelica Moser (Stab). Annik Kälin (Weit).
Männer. William Reais (60 m). Lionel Spitz (400 m). Jason Joseph (60 m Hürden). Simon Ehammer (Weit).
Brisant ist der Vorgang, weil die Schweiz bei den Frauen über 800 m ein Luxusproblem hat: mehr WM-Kandidatinnen als die zwei verfügbaren Startplätze. Das war absehbar. Deshalb hat man die SM in St. Gallen als entscheidenden Quali-Wettkampf ausgerufen: Wer dort über 800 m Erste und Zweite wird, darf an die Hallen-WM, sofern die Selektionskriterien erfüllt sind. Eine Trial-Situation, wie es sie in den USA gibt. Schwarz oder weiss.
Die Mittelstreckenläuferinnen wurden nach Blick-Informationen im Vorfeld klar informiert, dass es in St. Gallen zu einer Trial-Situation kommt. Einzig unter dem Vorbehalt, dass später auch wirklich mehr als zwei Athletinnen die Selektionskriterien erfüllen. Werro gewann am 23. Februar den Final, Hoffmann wurde Zweite, Pellaud Dritte. Auch in der öffentlichen Kommunikation hiess es: «Die SM ist der entscheidende Wettkampf bei der Vergabe der Startplätze an der Hallen-EM und Hallen-WM.»
Verband erklärt sich: «Hat nichts mit Lore Hoffmann zu tun»
Obwohl Hoffmann die Kriterien mit einer nachträglichen Einladung noch erfüllt hätte, erhielt dennoch Pellaud das WM-Ticket. Sie hat im Gegensatz zu Hoffmann auch die Limite geknackt und an der EM vor zwei Wochen in Apeldoorn den Final erreicht, Hoffmann scheiterte da im Halbfinal. Aber solche Ergebnisse dürften keine Rolle spielen, wenn man Trials ausruft.
Kurz vor WM-Start bezieht Swiss Athletics gegenüber Blick zum heiklen Selektionsentscheid Stellung. Ein zentraler Ausschnitt aus dem längeren Statement (siehe Box): «Nach Abschluss der Qualifikationsperiode war Lore Hoffmann nicht in den Top 30 (maximale Grösse des Teilnehmerinnenfeldes), sondern deutlich ausserhalb klassiert. Somit waren zum Zeitpunkt der Selektion nur zwei Athletinnen – Audrey Werro und Rachel Pellaud – selektionierbar und die Hallen-SM galt nicht als Trials-Wettkampf. Letzteres wäre nur der Fall gewesen, wenn am 10. März 2025 mehr als zwei Athletinnen selektionierbar gewesen wären.»
Die Selektionskommission von Swiss Athletics hat bei ihrem Entscheid für die Hallen-WM in Nanjing ausschliesslich diejenigen Athletinnen und Athleten selektioniert, die am Ende der Qualifikationsperiode am Sonntag, 9. März 2025, aufgrund ihrer Position in der «Road to Nanjing» von World Athletics waren. Anders als bei anderen internationalen Meisterschaften wurden keine Athletinnen und Athleten gemeldet, die nachträglich wegen Absagen hätten nachrutschen können.
Dies betrifft nicht nur Lore Hoffmann. Auch in anderen Disziplinen, in denen die Teilnehmerfelder nicht voll sind, hätten theoretisch Schweizer Athletinnen und Athleten nachrutschen können. Auf diese Möglichkeit hat die Selektionskommission verzichtet, da mit der Hallen-EM in diesem Winter bereits eine internationale Meisterschaft stattgefunden hat. Dort waren 21 Schweizer Athletinnen und Athleten dabei.
Nach Abschluss der Qualifikationsperiode (1. September 2024 bis 9. März 2025) war Lore Hoffmann nicht in den Top 30 (= Target number of athletes/maximale Grösse des Teilnehmerinnenfeldes) der «Road to Nanjing» von World Athletics drin, da sie weder die verlangte Limite erfüllt noch die bei Ende der Qualifikationsperiode notwendige Zeit von 2:00,72 Minuten gelaufen war, um in die Top 30 zu kommen. Lore Hoffmann war mit 2:01,25 Minuten deutlich ausserhalb der Top 30 klassiert. Somit waren zum Zeitpunkt der Selektion nur zwei Athletinnen – Audrey Werro und Rachel Pellaud – selektionierbar, und die Hallen-SM galt nicht als Trials-Wettkampf. Letzteres wäre nur der Fall gewesen, wenn am 10. März 2025 mehr als zwei Athletinnen selektionierbar gewesen wären.
Swiss Athletics versteht, dass sich Lore Hoffmann mit dem Selektionsentscheid schwertut. Der Entscheid, nur Athletinnen und Athleten zu selektionieren, die per 10. März 2025 via «Road to Nanjing» qualifiziert waren, hat nichts mit Lore Hoffmann zu tun. Dieser Massstab wurde über sämtliche Disziplinen angewendet.
Die Selektionskommission von Swiss Athletics hat bei ihrem Entscheid für die Hallen-WM in Nanjing ausschliesslich diejenigen Athletinnen und Athleten selektioniert, die am Ende der Qualifikationsperiode am Sonntag, 9. März 2025, aufgrund ihrer Position in der «Road to Nanjing» von World Athletics waren. Anders als bei anderen internationalen Meisterschaften wurden keine Athletinnen und Athleten gemeldet, die nachträglich wegen Absagen hätten nachrutschen können.
Dies betrifft nicht nur Lore Hoffmann. Auch in anderen Disziplinen, in denen die Teilnehmerfelder nicht voll sind, hätten theoretisch Schweizer Athletinnen und Athleten nachrutschen können. Auf diese Möglichkeit hat die Selektionskommission verzichtet, da mit der Hallen-EM in diesem Winter bereits eine internationale Meisterschaft stattgefunden hat. Dort waren 21 Schweizer Athletinnen und Athleten dabei.
Nach Abschluss der Qualifikationsperiode (1. September 2024 bis 9. März 2025) war Lore Hoffmann nicht in den Top 30 (= Target number of athletes/maximale Grösse des Teilnehmerinnenfeldes) der «Road to Nanjing» von World Athletics drin, da sie weder die verlangte Limite erfüllt noch die bei Ende der Qualifikationsperiode notwendige Zeit von 2:00,72 Minuten gelaufen war, um in die Top 30 zu kommen. Lore Hoffmann war mit 2:01,25 Minuten deutlich ausserhalb der Top 30 klassiert. Somit waren zum Zeitpunkt der Selektion nur zwei Athletinnen – Audrey Werro und Rachel Pellaud – selektionierbar, und die Hallen-SM galt nicht als Trials-Wettkampf. Letzteres wäre nur der Fall gewesen, wenn am 10. März 2025 mehr als zwei Athletinnen selektionierbar gewesen wären.
Swiss Athletics versteht, dass sich Lore Hoffmann mit dem Selektionsentscheid schwertut. Der Entscheid, nur Athletinnen und Athleten zu selektionieren, die per 10. März 2025 via «Road to Nanjing» qualifiziert waren, hat nichts mit Lore Hoffmann zu tun. Dieser Massstab wurde über sämtliche Disziplinen angewendet.
Hoffmann hält dagegen: Athletinnen aussen vor zu lassen, die hätten nachrücken können, sei «entgegen der Praxis der letzten Meisterschaften». Swiss Athletics dazu: «Auf diese Möglichkeit hat die Selektionskommission verzichtet, da mit der Hallen-EM in diesem Winter bereits eine internationale Meisterschaft stattgefunden hat. Dort waren 21 Schweizer Athletinnen und Athleten dabei.» Und: «Der Entscheid, nur solche zu selektionieren, die per 10. März 2025 qualifiziert waren, hat nichts mit Lore Hoffmann zu tun. Dieser Massstab wurde über sämtliche Disziplinen angewendet.» Nur: Dieser Massstab war den Athletinnen im Vorfeld offensichtlich nicht bekannt.
Die Hallen-WM in China in der Millionenstadt Nanjing vom 21. bis 23. März ist ein Überbleibsel aus der Corona-Zeit. Sie hätte ursprünglich 2020 stattfinden sollen, wurde aber mehrmals verschoben. Im vierten Anlauf klappts nun.
Sie findet nur zwei Wochen nach der Hallen-EM in Apeldoorn (Ho) statt, die im normalen Zyklus stattgefunden hat. Für die Schweiz war es mit zwei Gold- und drei Silbermedaillen die erfolgreichste Hallen-EM der Geschichte.
Die Hallen-WM in China in der Millionenstadt Nanjing vom 21. bis 23. März ist ein Überbleibsel aus der Corona-Zeit. Sie hätte ursprünglich 2020 stattfinden sollen, wurde aber mehrmals verschoben. Im vierten Anlauf klappts nun.
Sie findet nur zwei Wochen nach der Hallen-EM in Apeldoorn (Ho) statt, die im normalen Zyklus stattgefunden hat. Für die Schweiz war es mit zwei Gold- und drei Silbermedaillen die erfolgreichste Hallen-EM der Geschichte.