Auf einen Blick
- Angelica Moser und Annik Kälin sind mehr als Zimmerkolleginnen
- «Zum Glück bist meistens du die, die später anreist», witzelt Moser
- An der Hallen-EM in Apeldoorn sprechen sie im Interview übereinander
Ein Doppelinterview? Das gemeinsame Hotelzimmer von Annik Kälin (24) und Angelica Moser (27) ist an der Hallen-EM schon vor dem Final ein Thema. «Sehr gerne, aber zuerst muss es mit den Medaillen klappen», sagt Kälin zu Blick. Am Finalabend wird bald klar: Das kommt gut – und wie! Kälin gewinnt am Schweizer Super-Samstag in Apeldoorn (Ho) mit einem riesigen Satz im Weitsprung und neuem Landesrekord EM-Silber. Moser mit eingestelltem Schweizer Hallen-Rekord im Stabhochsprung sogar Gold! Alles ist also angerichtet für die Einblicke in das Medaillenzimmer.
Blick: Angelica Moser und Annik Kälin, was zeigt der Stimmungsbarometer in Ihrem gemeinsamen Hotelzimmer in den letzten Stunden an?
Angelica Moser: Eine sehr gute Stimmung, aber wir sind auch müde.
Annik Kälin: Eine zufriedene Müdigkeit. Das Best-Case-Szenario ist eingetroffen. Wir bestritten am Samstagabend gleichzeitig den Final, beide kamen mit einer Medaille ins Zimmer zurück. Es hätte nicht besser laufen können.
Ist Ihr Zimmer im Schweizer Teamhotel als Wohlfühloase bekannt, oder läuft da richtig was?
Moser: Manchmal läuft schon was. In der Vorbereitung vor den Wettkämpfen nicht mega viel...
Kälin: (unterbricht) Also wir haben heute einen Whirlpool einlaufen lassen für Angelica und Miryam (Mazenauer, Kugelstösserin, d. Red.).
Moser: (lacht). Mit Schaumbad.
Wie bitte, ein Whirlpool im Hotelzimmer?
Moser: Ja, wir haben eine Badewanne mit Sprudelfunktion.
Kälin: Das Spa hatte ein kaltes Bad, also mussten sie sich bei uns aushelfen.
Moser: Also eben. Nach einem Wettkampf läuft durchaus was.
Kälin: Aber einige vom Team sind heute noch im Einsatz, den Respekt behalten wir. Vor dem Wettkampf haben wir uns stark fokussiert. Es war cool, dass wir uns am Samstag zusammen vorbereiten und den Tag zusammen totschlagen konnten. Es war gut, dass man nicht alleine nervös sein muss, wenn man zu zweit spazieren gehen oder Angi ihre Sudokus lösen und ich etwas lesen kann, damit wir nicht ganz durchdrehen.
Sie sind mehr als normale Zimmerkolleginnen, oder?
Moser: Ursprünglich kennen wir uns von der Leichtathletik. Es hat so angefangen, dass man uns zusammen ins Zimmer gesteckt hat. Wir haben uns immer super verstanden. Erinnerungen wie Olympia in Paris letztes Jahr mit den beiden vierten Plätzen schweissen aber zusammen. Die Freundschaft wird auch über die Karriere hinaus halten.
Man darf ab sofort von guten Freundinnen schreiben?
Kälin und Moser: (unisono) Ja, sicher!
Kälin: Wir haben beide Kolleginnen und Kollegen innerhalb und ausserhalb des Sports. Aber diese Hochs und Tiefs, die man nur aus dem Sport kennt, können wir nur mit jemandem teilen, der es versteht und selber erlebt hat. Das gibt mir viel.
Wie nahe seid ihr einander, wenn es nicht um den Sport geht?
Moser: Geografisch relativ weit auseinander. Sie wohnt im Kanton Graubünden und ich im Jura. So oft sehen wir uns nicht. Aber sicher weiss man, was bei der anderen läuft, auch privat. Wir gehen auch gerne gemeinsam an Events.
Kälin: Ich freue mich immer, wenn wir uns wieder austauschen können. Aber die Terminkalender füllen sich von selbst. Trotzdem ist es schön zu wissen, mit ihr alles besprechen zu können. Oder wenn es bei einem Wettkampf ums Packen geht und jemand etwas vergisst, dass wir einander aushelfen.
Moser: (unterbricht) Zum Glück bist meistens du die, die nach mir anreist. Meistens vergesse ich eher Dinge – die sie dann noch mitnimmt.
Was wars bei dieser EM?
Moser: (überlegt) Ah, das Handwaschmittel.
Kälin: Das war nicht so schwer.
Moser: Diesmal war ich recht gut.
Muss Annik Kälin manchmal auch Stäbe mitschleppen?
Moser: Ah! Nein, nein! Die Essentials habe ich dabei.
Ihr kennt euch also sehr gut. Was schätzt ihr aneinander?
Moser: Sie ist ein sehr liebevoller Mensch. Immer da für mich. Es ist immer sehr schön, gemeinsam Dinge zu erleben, was schon viel passiert ist. Mit ihr fühle ich mich einfach wohl.
Kälin: Bei ihr schätze ich das Ehrliche, Echte. Ich habe das Gefühl, dass ich voll mich selber sein kann, wenn ich mit ihr unterwegs bin. Wir ticken sehr ähnlich.
Jetzt die klassischen Fragen zum Zusammenleben im Hotelzimmer. Wer geht später ins Bett?
Kälin: Sie ist schon meistens später.
Moser: Dafür schlafe ich am Morgen etwas länger. Aber nicht viel!
Kälin: Und wir finden uns. Mit Licht schlafen muss ich nicht.
Wer ist öfter am Handy?
Kälin: Wir sind beide nicht oft am Handy! Wir haben Sudokus gelöst und gelesen.
Moser: Auch seit gestern haben wir das Handy kaum angeschaut.
Kälin: Haben wir gut gemacht.
Gibt es ein Buch, das die andere inspiriert hat?
Moser: Mein Sudokubuch!
Kälin: Ja, das hat mich schon recht inspiriert. Meine Schwester hat zu Hause auch ein fettes Sudokubuch. Jetzt habe ich Lust darauf, auch ein solches zu kaufen. Das ist meine Inspiration. (beide lachen)
Angelica Moser, Ihre Eltern waren beide Mehrkämpfer. Kommen von ihnen regelmässig Tipps für Annik Kälin?
Moser: Tipps? Gar nicht! Meine Eltern sind einfach Fan von Annik. Sie fiebern jeweils wirklich stark mit. Sie haben sich sehr gefreut, dass wir zusammen einen solchen Abend erleben durften. Und andersherum auch.
Kälin: Es ist sogar mehr eine Generationenfrage. Simon Ehammer, Ditaji Kambundji, und so weiter: Wir waren schon zusammen an Nachwuchsanlässen. Die Familien sind oft dabei.