«Wir brauchen eine Art Neustart»
Schällibaum unter Druck – bei GC gab es Diskussionsrunde

Trainer Marco Schällibaum steht mit GC vor einer wegweisenden Woche. Gelingt es, vor den wachsamen Augen aus Los Angeles den Karren aus dem Dreck zu ziehen? Schällibaum will mehr Leidenschaft. Und verrät, was diese Woche schon passiert ist.
Publiziert: 30.10.2024 um 19:08 Uhr
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Aktualisiert: 31.10.2024 um 13:16 Uhr
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Mit dem GC-Logo auf der Brust: Coach Schällibaum sagt, was er nun sehen will.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Marco Schällibaum fordert mehr Leidenschaft
  • Offene Diskussion soll GC aus der Krise helfen
  • Nach 11 Spielen nur 8 Punkte
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Simon StrimerReporter & Redaktor Sport

Marco Schällibaum ist um ein grosses Stück erleichtert. Die Liga hat das Verfahren gegen den GC-Coach nach dem hitzigen Derby eingestellt. Doch der immense Druck der sportlichen Situation im Tabellenkeller lastet immer noch auf dem 62-Jährigen. Vor den harten Duellen mit Lugano (Donnerstag, 20.30 Uhr) und in Luzern (Sonntag, 16.30 Uhr) trifft Blick ihn auf dem Campus in Niederhasli zum Interview. 

Schällibaum bestätigt die gedämpfte Stimmung. «Man spürt, dass jetzt nicht immer gelacht wird.» Doch er sagt: «Um aus dieser schwierigen Situation herauszukommen, hatten wir am Montag eine offene Diskussion. Diese war konstruktiv.»

Blick: Herr Schällibaum, wer war bei dieser Diskussionsrunde dabei? Der Mannschaftsrat?
Marco Schällibaum: Nein, das war mit allen. Der Anstoss kam von Sportchef Stephan Schwarz. Wenn man nach elf Spielen nur acht Punkte hat, ist es definitiv zu wenig. Wir sind im Defizit. Aber wir wissen, dass wir es besser können.

Ist es falsch, diese offene Runde Krisensitzung zu nennen?
Das war es nicht. Es war recht spontan. Klar, niemand ist zufrieden. Es macht nicht viel Spass im Moment. Doch wir haben sicher nicht gedroht oder so. Es war eher eine Standortbestimmung.

Konnten die Spieler Inputs geben?
Ja. Ich spüre, dass es die Spieler wollen. Wir brauchen aber noch mehr Leidenschaft. Denn um das Tor zu verteidigen oder zu schiessen, muss jeder diese Qualitäten auch im Spiel zeigen. Während der Woche sind sie wirklich gut unterwegs. Wir brauchen also eine Art Neustart, denn wenn wir so weitermachen, wird es super eng. 

Gab es Inputs von Spielern, die Sie überrascht haben oder neu waren?
Dazu will ich nicht mehr sagen, das war intern. Aber ich fand es gut, wir haben eine halbe Stunde investiert. Auch Stephan Schwarz hat einige Dinge von seiner Seite gesagt. Es war wichtig, dass die Spieler auch von ihm gehört haben, dass die Führung in Los Angeles, Harald Gärtner (Europa-Chef des Los-Angeles-Konstrukts, d. Red.), Stephan und ich sicher nicht zufrieden sind. 

Bei GC sind im Sommer Spieler mit viel Erfahrung dazugekommen. Benno Schmitz oder Sonny Kittel, beides ehemalige Bundesliga-Spieler, zum Beispiel. Dort ist der Druck noch grösser als hier. Spürt man, dass sie etwas hineinbringen?
Ja, das spürt man vom Alter und von ihrem Weg her. Doch es sind nicht zwei, die auf dem Platz sehr laut werden. Das ist nicht negativ gemeint, es sind Super-Typen. Wir sind froh, dass sie da sind. Aber auch sie, wie alle anderen auch, müssen zwei, drei Schippen drauflegen.

GC fehlte zuletzt oft die Effizienz. Kann man das trainieren?
Ja, wir machen viele individuelle Sachen mit den Spielern. Aber ich glaube, das Training ist das eine, der Spieltag ist das andere. Von der mentalen Seite her müssen sie sich befreien, zum Beispiel mit einem Goal.

Hat GC einen Mentaltrainer, der hier helfen kann?
Nein, das haben wir nicht. Wir haben genug Erfahrung. 

Müssen Sie vor der Nati-Pause in den kommenden drei Spielen noch einen Sieg einfahren?
Auf mich bezogen? Der Druck der Medien, der ja auch vom Blick gekommen ist, ist Teil des Spiels. Aber ich habe immer gesagt, dass ich nicht die wichtigste Person bin. Ich bin unter Druck, das stimmt, aber ich habe auch gelernt, dass ich mich nicht verrückt machen soll. Ich will diese Arbeit machen, die ich schon in den letzten Jahren gemacht habe und doch zu 90 Prozent aus gewissen Situationen herausgekommen bin. Für mich ist immer wichtig, dass ich mir am Morgen im Spiegel in die Augen schauen kann.

Gibt es gewisse Signale der GC-Führung gegenüber Ihnen in den letzten Tagen?
Gespräche haben sicher stattgefunden, auch sehr offene. Es ist logisch, dass sie nicht zufrieden sind. Aber Druck, dass ich bei einem bestimmten Spiel gewinnen muss – so weit sind wir nicht.

Marco Schällibaum persönlich

Marco Schällibaum kommt am 6. April 1962 in Zürich zur Welt und wächst in Seebach auf. Achtzehnjährig schafft er es in die 1. Mannschaft von GC. Und der temperamentvolle Linksverteidiger gilt schnell als grosser Hoffnungsträger. Schällibaum spielt später auch für den FC Basel und für Servette. Und macht auch 31 Spiele (1 Tor) für die Nationalmannschaft. Danach führt ihn seine Reise als Trainer durch die ganze Schweiz und bis nach Montreal. GC ist seine 19. Station in der bewegten Trainerkarriere und die Rückkehr zu seiner ersten grossen Liebe im Fussball. Schällibaum ist Familienvater. Und mittlerweile auch stolzer Grossvater.

Marco Schällibaum kommt am 6. April 1962 in Zürich zur Welt und wächst in Seebach auf. Achtzehnjährig schafft er es in die 1. Mannschaft von GC. Und der temperamentvolle Linksverteidiger gilt schnell als grosser Hoffnungsträger. Schällibaum spielt später auch für den FC Basel und für Servette. Und macht auch 31 Spiele (1 Tor) für die Nationalmannschaft. Danach führt ihn seine Reise als Trainer durch die ganze Schweiz und bis nach Montreal. GC ist seine 19. Station in der bewegten Trainerkarriere und die Rückkehr zu seiner ersten grossen Liebe im Fussball. Schällibaum ist Familienvater. Und mittlerweile auch stolzer Grossvater.

Dass Sportchef Stephan Schwarz klar sagt, dass der Trainer kein Thema sei, tut das ein Stück weit gut?
Ja klar, aber es müssen bald mehr Punkte her, das weiss ich schon.

Ihre Einschätzung zu den beiden Gegnern diese Woche?
Ich persönliche finde Lugano die spielstärkste Mannschaft der Liga. Sehr variabel, hinten sehr solid, sie bewegen sich viel. Wenn sie so weitermachen, sind sie ein Meisteranwärter. Mental haben sie auch drei, vier, die das Gerüst tragen. Das wird ganz schwierig, aber wir sind bereit, zu kämpfen. Und Luzern ist eine Powermannschaft, die immer nach vorne spielt.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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