Das Spiel
Wilder Osten statt wilder Westen! In der Schlussphase in St. Gallen jagt sich Aufreger um Aufreger – bis das 1:1 nach zwei aberkannten Toren und einem Platzverweis feststeht.
Der hitzigste Aufreger unter allen: In der 75. Minute trägt das Anrennen der Basler nach dem Rückstand aus der ersten Halbzeit Früchte – vermeintlich! Kade trifft souverän. Doch der VAR deckt auf, wie gravierend der Zweikampf zuvor war. Traoré spielt per Grätsche den Pass zu Kade, räumt im Nachgang aber Quintilla hässlich ab, trifft ihn mit offener Sohle am Knöchel. Für den FCB gehts vom Himmel in die Hölle. Anstatt des Ausgleichs fliegt Traoré vom Platz.
Zuvor zimmert Leroy nach sehenswerter Abnahme den Ball per Weitschuss an die Latte – auf der anderen Seite lässt Quintilla die Latte erzittern. Gegen alle Widerstände und in Unterzahl gelingt dem FCB dennoch der Ausgleich. Kade trifft aus der Distanz mit der Wut im Bauch auf Pass von Shaqiri (85.).
So endet eine Partie unentschieden, bei der die Vorzeichen unterschiedlicher kaum hätten sein können: St. Gallen schied vor drei Tagen im Cup gegen das unterklassige Bellinzona aus, hat in den letzten acht Ligaspielen seit Anfang Oktober nur einmal gewonnen. Basel hingegen zog im Cup gegen Sion im Elfmeterschiessen den Kopf aus der Schlinge, hat in den letzten acht Ligaspielen sechs Siege eingefahren. Weil kein Sieg gelingt, ist die Leaderposition in der Super League wieder weg.
Die Stimmen
Xherdan Shaqiri ärgert sich bei Blue masslos: «Unglaublich, was das für eine Entscheidung des Schiedsrichters war. Das Goal hätte unbedingt zählen sollen. Schon gestern haben wir bei Luzern gegen Lugano einen riesigen Fehlentscheid gesehen, als der den Penalty bei der Szene ausserhalb des Sechzehners gab. Da müssen wir uns schon Gedanken machen, ob wir wirklich die besten Schiedsrichter haben. Wir müssen uns da weiterentwickeln. Es passieren einfach viel zu viele Fehlentscheide, obwohl wir den VAR haben. Es war klar, dass Traoré zuerst den Ball berührt. Er rutscht zwar rein, aber geht klar zum Ball. Der Gegenspieler war zu spät. Es ist völlig normal, dass er dann den Gegenspieler trifft. Ein klarer Fehlentscheid für mich.»
Ex-Nati-Stürmer Admir Mehmedi dazu im Blue-Studio: «Aus Fussballer-Sicht ist es für mich auch keine Rote Karte. Gemäss Regelwerk aber schon. Da können wir noch lange diskutieren.»
Die Schiris
Dieser Entscheid steht natürlich über dem ganzen Spiel: In der 75. Minute nimmt Schiedsrichter Tschudi auf Anraten seines Video-Assistenten Dudic den Basler Ausgleich durch Kade zurück. Es ist ein Entscheid, der an die umstrittene rote Karte gegen Görtler im Januar erinnert. Wie der St. Galler Captain damals spielt Traoré klar den Ball – und trifft danach Quintillà hart am Knöchel. Rot und kein Tor – ein harter Entscheid. Aber einer, den man nach aktuellen Regeln wohl so fällen kann. Und vorher hätte Avdullahu Rot sehen müssen, kommt aber sogar ohne Verwarnung davon.
Die Tore
38. Minute, Albert Vallci, 1:0: Nach einem weiten Einwurf von Vandermersch will Vallci den Ball verlängern, dieser springt jedoch nur zum ganz nahe positionierten Cissé, deshalb ist die unabsichtliche Ballberührung am Arm auch nicht zu bestrafen. Vom Guineer springt er zurück zum Österreicher, der mit links den Schuss ins Tor abfeuert.
85. Minute, Anton Kade, 1:1. Sein souveränes Tor zuvor hat nicht gezählt. Er versucht es aus der Distanz einfach erneut, haut voll drauf. Der Ball schlägt neben dem Pfosten ein.
Der Beste
Der St. Galler Witzig ist lange ein Favorit. Aber am Ende muss es wohl der Basler Anton Kade sein, der sich nach der Pause enorm steigert und zweimal trifft. Einmal zählt es.
Der Schlechteste
Stellvertretend für den matten Auftritt der Basler Offensive vor der Pause steht Marin Soticek. Nichts mag ihm gelingen, zur Pause darf er gleich draussen bleiben.
Die Zuschauer
19’700 sind im Kybunpark. Wieder ist das St. Galler Stadion ausverkauft. Die Fans auf beiden Seiten singen, obwohl das Spiel bisweilen recht zäh ist. Am Ende schweigt das Heimpublikum konsterniert, einzelne Pfiffe sind zu hören. Zum siebten Mal in Serie (Liga und Conference League) bleiben ihre Lieblinge ohne Heimsieg. Die Bilanz: sechs Unentschieden, eine Niederlage.
Das gab zu reden
Eine weitere Szene in der 60. Minute: Ein Angriff über Shaqiri, der Ball findet den Weg zu Traoré, dieser trifft zum vermeintlichen 1:1. Das Tor zählt nicht wegen Offside. Aber nicht beim Pass auf Shaqiri, wo alles okay war – sondern weil Carlos beim Abschluss von Traoré bei Espen-Goalie Zigi im Abseits steht und den Ghanaer sogar berührt.
So gehts weiter
Für das späte Samstagabendspiel in einer Woche empfängt der FCB die Grasshoppers (14. Dezember, 20.30 Uhr). St. Gallen gastiert tags darauf im Letzigrund beim FCZ (16.30 Uhr).
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Lugano | 17 | 9 | 31 | |
2 | FC Basel | 17 | 22 | 30 | |
3 | Servette FC | 17 | 3 | 29 | |
4 | FC Lausanne-Sport | 17 | 6 | 27 | |
5 | FC Zürich | 17 | 1 | 27 | |
6 | FC Luzern | 17 | 2 | 26 | |
7 | FC Sion | 17 | 3 | 23 | |
8 | FC St. Gallen | 17 | 4 | 22 | |
9 | BSC Young Boys | 17 | -5 | 20 | |
10 | Yverdon Sport FC | 17 | -11 | 17 | |
11 | FC Winterthur | 17 | -23 | 13 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 17 | -11 | 12 |