Servette-Boss Didier Fischer zum Beben in der Fussballsektion und zum Playoff-Halbfinal
«Der EVZ ist der FC Bayern des Eishockeys»

Didier Fischer ist Monsieur Servette. Als Präsident der Fondation 1890 ist der Winzer der starke Mann hinter Fussball, Eishockey und Rugby in Genf. Weshalb er vielleicht der mächtigste Sportfunktionär der Schweiz ist.
Publiziert: 31.03.2023 um 00:50 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2023 um 08:00 Uhr
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Didier Fischer gibt am Samstag das Interimspräsidium des Servette FC ab.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Alain KunzReporter Fussball

Servette ist aktuell eine einzige Erfolgsstory. Im Fussball liegt man in der Super League auf Platz zwei und steht im Cup-Halbfinal. Im Eishockey haben die Grenats die Qualifikation gewonnen und stehen nach dem Playoff-Viertelfinal-Erfolg gegen Lugano im Halbfinal. Und im Rugby liegt man in der vierthöchsten französischen Liga, dem Championnat Fédérale 1, das ein Teil-Profibetrieb ist, auf Platz zwei.

Didier Fischer, Genf wird langsam die Schweizer Sportstadt Nummer eins.
Didier Fischer: Auf jeden Fall ist Servette sehr erfolgreich. Und nun sind die Volleyballer von Chênois eben Cupsieger geworden. Genf ist eine starke Sportstadt.

Ich nehme an, die Erfolge der Klubs in der Organisation von Servette machen Sie stolz.
Ja. Zudem liegt unser Fussball-Damenteam SFCCF auf Platz eins, wie letztes Jahr. Da hoffe ich, dass es nicht wieder des Titels beraubt wird wie in der letzten Saison, als ein einziges Playoff-Spiel gegen den Besten der Liga entschied. Zudem ist die U21 ist auf dem Weg in die Promotion League. Das wäre auch ein Riesenerfolg. Ich erinnere mich nur zu gut, dass unsere erste Mannschaft in dieser Liga spielte, als ich bei Servette einstieg.

Im Eishockey hat man aber schon mal die Halbfinals erreicht …
Klar. Aber wir wollen mehr. Aber das wird schwierig. Denn nun treffen wir auf den EV Zug, der als Meister gegen uns der klare Favorit ist.

Mit Verlaub: Die waren in der Regular Saison in neunzig Prozent der Spiele schlecht bis grottenschlecht. Und Servette hervorragend.
Egal. Mein guter Freund Hans-Peter Strebel hat da eine veritable Siegmaschine auf die Beine gestellt, die nun voll da ist. Der EVZ ist für mich das Bayern München des Eishockeys. Die sind gemacht, um zu gewinnen … und deshalb nicht überall beliebt.

Das ist Didier Fischer

Fischer kommt 1959 in Zürich auf die Welt. Er macht zuerst eine Winzerlehre und schliesst danach sein Studium als Ingenieur-Agronom ab. Nach ersten kleinen Jobs übernimmt er zuerst die Leitung der Walliser Grossdistillerie Morand und wird später VR-Präsident der grössten Genfer Weingenossenschaft La Cave de Genève. 2012 gründet er den Servette Rugby Club, 2015 die Stiftung 1890 und wird Präsident des Servette FC. Kurz Zeit später übernimm er auch die Hockeyabteilung von Servette für einen symbolischen Franken. Mit dem Auftrag die beiden finanziell am Abgrund stehenden Sektionen zu retten. Er macht den Job. 2018 übernimmt er mit einem Partner das Weingut Domaine des Trois Étoiles, um nur noch Winzer zu sein. Fischer spielte in der NLA und NLB Volleyball und ist passionierter Tennisspieler sowie Wanderer. (A.Ku.)

Didier Fischer ist gebürtiger Zürcher, nun aber Genfer durch und durch.
BENJAMIN SOLAND

Fischer kommt 1959 in Zürich auf die Welt. Er macht zuerst eine Winzerlehre und schliesst danach sein Studium als Ingenieur-Agronom ab. Nach ersten kleinen Jobs übernimmt er zuerst die Leitung der Walliser Grossdistillerie Morand und wird später VR-Präsident der grössten Genfer Weingenossenschaft La Cave de Genève. 2012 gründet er den Servette Rugby Club, 2015 die Stiftung 1890 und wird Präsident des Servette FC. Kurz Zeit später übernimm er auch die Hockeyabteilung von Servette für einen symbolischen Franken. Mit dem Auftrag die beiden finanziell am Abgrund stehenden Sektionen zu retten. Er macht den Job. 2018 übernimmt er mit einem Partner das Weingut Domaine des Trois Étoiles, um nur noch Winzer zu sein. Fischer spielte in der NLA und NLB Volleyball und ist passionierter Tennisspieler sowie Wanderer. (A.Ku.)

Im Fussball läufts sportlich auch hervorragend, doch neben dem Platz blieb kein Stein auf dem anderen …
Wir haben Erfolg, ja. Aber es ist alles sehr eng. Wir sind nach wie vor dort, weil die anderen Teams zu selten gewinnen. Aber Trainer Alain Geiger macht einen Superjob.

Und doch trennen Sie sich von ihm.
Wir sind anders als die andern. Wir überlegen gut und antizipieren die Dinge. Optimalerweise soll Fussball in Zyklen funktionieren. Wir haben das Gefühl, dass wir am Ende des Geiger-Zyklus sind, und wollen einen neuen beginnen. Alain macht mit seinem Staff einen hervorragenden Job. Wir wollen uns aber weiter verbessern. Das sind nur Zentimeter, vielleicht gar Millimeter. Wir können viele kleine Dinge verbessern, moderner werden, kommunikativ besser. Wenn man zu diesem Schluss kommt, ist es wichtig, ein starkes Signal gegenüber der Gruppe auszusenden. Und auch nach aussen.

Moderner? Ist Geiger also ein Trainer alter Schule?
Absolut nicht. Er hat sich unglaublich angepasst an die modernen Erfordernisse. Modernismus heisst im Übrigen nicht, dass der Trainer mit dem Laptop herumrennen muss. Aber in der Kommunikation, im Umgang mit Menschen, muss man viel mehr investieren als früher. Da wurde ein Spieler nach einem schlechten Spiel angeschrien – und das wars. Danach lebte das Prinzip Hoffnung, dass er es im nächsten Match besser macht. Wir versuchen die Verbesserungspunkte, welche eine Gruppe stärker machen sollen, zu akzentuieren. Der Fussball ist im Wandel, ja das ganze Umfeld des Sports, die Mentalitäten ändern sich. Wir müssen versuchen, mit diesen Entwicklungen mitzuhalten.

Aber Geiger soll bei Servette bleiben?
Ja. Ich hoffe zumindest, dass er bleibt! Wir werden ihm in den nächsten Wochen ein Angebot machen. Er liebt diesen Klub. Und wir finden, dass er Servette noch sehr viel bringen kann. Und das in einer echten Rolle. Nicht einfach als Botschafter.

Aus Respekt gegenüber Geiger gibt Weiler bis Ende Saison keine Interviews. Sagen Sie uns dennoch in zwei, drei Worten, weshalb er der richtige für Servette ist.
Auch ich habe mich verpflichtet, da nichts oder fast nichts zu sagen. Deshalb nur ganz kurz und allgemein gehalten: Bei Servette wird strukturiert gearbeitet. Wir haben uns die Frage gestellt: Wer ist der Mann, der uns innerhalb unserer Strukturen das bringt, was noch fehlt. Der etwas aufbauen kann. Da sind wir sehr schnell auf René Weiler gestossen. Er war unsere erste Wahl und hat auch sofort zugesagt.

So ist Servette organisiert

Das Dach über den drei Sektionen Fussball, Eishockey und Rugby ist die Fondation 1890. Eine von Didier Fischer 2015 gegründete Stiftung, die von Firmen und Menschen «von links und rechts» alimentiert wird, wie es Fischer nennt. Dazu gehört auch Weltkonzern Rolex (12 Milliarden Franken Jahresumsatz …). Dieser Stiftung gehören jeweils hundert Prozent der Aktien der drei Sport-Aktiengesellschaften Servette Football Club 1890 SA, Genève-Servette Hockey Club SA und Servette Rugby Club SA. Dazu kommen die Genève Sports SA, welche als eine Art Servicefirma die Administration für alle drei Sport-AGs vornimmt, die also für alles Nicht-Sportliche zuständig ist. Und die Prime & Co. SA, die für Catering und Restaurants wie auch dir Führung des Ramada-Encore-Hotels im Stade de Genève zuständig ist. (A.Ku.)

Das Dach über den drei Sektionen Fussball, Eishockey und Rugby ist die Fondation 1890. Eine von Didier Fischer 2015 gegründete Stiftung, die von Firmen und Menschen «von links und rechts» alimentiert wird, wie es Fischer nennt. Dazu gehört auch Weltkonzern Rolex (12 Milliarden Franken Jahresumsatz …). Dieser Stiftung gehören jeweils hundert Prozent der Aktien der drei Sport-Aktiengesellschaften Servette Football Club 1890 SA, Genève-Servette Hockey Club SA und Servette Rugby Club SA. Dazu kommen die Genève Sports SA, welche als eine Art Servicefirma die Administration für alle drei Sport-AGs vornimmt, die also für alles Nicht-Sportliche zuständig ist. Und die Prime & Co. SA, die für Catering und Restaurants wie auch dir Führung des Ramada-Encore-Hotels im Stade de Genève zuständig ist. (A.Ku.)

Weiler ist der zweite neue Name in der Fussballsektion von Servette nach jenem des neuen Präsidenten Thierry Regenass. Weshalb blieb kein Stein auf dem anderen? Warum mussten Präsident Pascal Besnard und Sportchef Philippe Senderos gehen?
Wir kommunizieren da zurückhaltend. Auch wenn uns diese Frage oft gestellt worden ist. Ich versuche es ihnen gegenüber zu erklären: Die Organisation von Servette, über alle Sportarten gesehen, besteht aus über 500 Personen. Da kommen und gehen permanent Leute. Die wichtigste Regel ist die, dass alle in die absolut gleiche Richtig marschieren. Dass der Klub immer stärker ist als die Person. Die globale Vision muss haargenau dieselbe sein. Weicht jemand von dieser Doktrin ab, sprechen wir das an. Nützt das nichts, trennen wir uns von ihm. Wie das in jedem anderen Unternehmen auch der Fall ist.

Und so wurden Sie wieder Präsident und liessen das Winzerleben links liegen …
Ich wurde wieder Präsident, weil es ein Vorteil ist, wenn einer das interimistisch macht, der alles kennt. So habe ich ziemlich schnell eine neue Struktur auf die Beine stellen können, wie ich das im Eishockey 2021 auch gemacht hatte. Und für meine Weine habe ich einen höchst talentierten Önologen. Ich bin nach wie vor hauptsächlich Winzer. Ich wusste ja, dass das Präsidium interimistisch ist.

Senderos wird aber nicht ersetzt. Wie sieht die neue Struktur des Servette FC aus?
In der Tat. Wir haben keinen Sportchef mehr. Weil wir glauben, dass das Prinzip mit einem Sportchef sehr empfindlich ist. Der Job beinhaltet eine sehr grosse Verantwortung. Ich bin nicht sicher, ob unsere Struktur dieses Risiko zulässt. Wir wollen es jedenfalls nicht mehr eingehen. Deshalb ist jetzt eine Kommission aus dem Trainer, dem Nachwuchschef, dem Generalsekretär, dem Scoutingverantwortlichen und einem Mitglied des Verwaltungsrats zuständig. Dieses Gremium kann situativ ergänzt werden. Zum Beispiel durch den Präsidenten. Unser neuer hat Erfahrung als Diplomat, war aber auch acht Jahre bei der Fifa und kennt so den Fussball hervorragend.

Wann sind Sie wieder Hundert-Prozent-Winzer in ihrer Domaine des Trois Étoiles?
Am ersten April tritt Thierry sein Amt an. Dann endet mein operativer Job. Ich werde dann wieder einzig Präsident der Fondation 1890 sein.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
18
6
31
2
FC Basel
FC Basel
18
21
30
3
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
18
9
30
4
FC Luzern
FC Luzern
18
3
29
5
Servette FC
Servette FC
18
2
29
6
FC Zürich
FC Zürich
18
-1
27
7
FC Sion
FC Sion
18
4
26
8
FC St. Gallen
FC St. Gallen
18
6
25
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
18
-4
23
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
18
-12
17
11
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
18
-10
15
12
FC Winterthur
FC Winterthur
18
-24
13
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