Haben Sie eine tote Mannschaft angetroffen?
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Erstes Interview mit YB-Magnin:Haben Sie eine tote Mannschaft angetroffen?

Der Neuenburger ist wohl der Topkandidat als Trainer-Dauerlösung
YB-Interimscoach Magnin schafft Geldbussen ab

Joël Magnin kann wieder gut schlafen. Er ist am Familientisch nicht mehr abwesend. Er führt Einzelgespräche. Er schafft Geldbussen ab. Er ist ein echter Chef. Und deshalb mehr als eine Interimslösung?
Publiziert: 17.10.2024 um 17:42 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2024 um 17:51 Uhr
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Für Cheikh Niasse gibts jetzt Streicheleinheiten von Trainer Joël Magnin. Und bei erneuten Disziplinlosigkeiten keine Geldbussen mehr, sondern eine Art Sozialarbeit.
Foto: Urs Lindt/freshfocus

Auf einen Blick

  • Magnin ist optimistisch, YB aus dem Tabellenkeller zu führen
  • Der Neuenburger setzt auf mentale Stärke und Ehrlichkeit im Team
  • Vier Platzverweise und Disziplinlosigkeiten belasten die Mannschaft
  • Nur zehn Kaderspieler wegen Nationalmannschafts-Absenzen in der ersten Woche
  • Captain Loris Benito dürfte gegen Luzern sein Comeback geben
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Alain KunzReporter Fussball

Gutgelaunt, fokussiert – und bestimmt. Man spürt förmlich die Energie, die YB-Interimscoach Joël Magnin beseelt. «Ich war in Cham, in der Buvette – aber ich habe dich nicht gesehen», beginnt er das Gespräch. «Ääh, nein …» Zur Erklärung: Magnin hatte nach dem Erringen des Meistertitels letzte Saison gesagt, ihm mache es nichts aus, wieder ins zweite Glied zurückzutreten. In einer Buvette, zum Beispiel in Cham, können sich nach dem Spiel der U21 sehr interessante Gespräche entwickeln …

Der Feuerwehrmann hatte schlecht geschlafen

Wie war denn die erste Woche – wegen Nationalmannschafts-Absenzen bloss mit zehn Kaderspielern – verglichen mit seinem Feuerwehr-Einsatz im Februar? «Ich schlafe besser und ich bin am Familientisch nicht mehr abwesend», sagt Magnin. Und lacht. Denn letztes Mal habe er oft schlecht geschlafen und sei am Tisch mit den Gedanken woanders gewesen. Nun gehe das. Weshalb seine Frau ihm wohl gesagt hat, er könne alleine entscheiden, ob er den Job machen wolle oder nicht. «Die Familie habe ich natürlich gefragt, bevor ich zusagte nach diesem überraschenden Telefonat am Montag vor einer Woche.» Und noch was sei anders, Thema Druck. «Also wenn ich so auf die Tabelle schaue, stelle ich mir die Frage: ‹Wie kann es noch schlimmer werden?›» Die Frage ist natürlich rhetorisch. In Joëls Augen blitzt ein wenig Schalk auf.

Tief in die Augen schauen für eine ehrliche Antwort

Das erste Ziel sei es nun, sofort von diesem Tabellenplatz wegzukommen. Wohin genau, da will sich Magnin nicht festlegen. «Ich bin aber überzeugt, dass wir es schaffen, nach oben zu klettern. Sonst hätte ich den Job nicht angetreten.» Stellt sich die Frage: Wie? «Ich habe mit allen Einzelgespräche geführt. Es ist doch alles eine mentale Frage. Es war ja nicht alles schlecht. Gerade, wenn man die Galatasaray-Spiele anschaut. Also müssen die Spieler das Vertrauen zurückgewinnen, den Optimismus. Und ehrlich sein. Wenn man jemanden fragt, wie es ihm gehe, sagen doch die meisten: ‹gut, danke.› Auch wenn es nicht gut geht. Da schaue ich den Spielern tief in die Augen, um die Wahrheit zu wissen. So habe ich das bereits im Frühjahr gemacht.»

Das Thema Disziplin war ein zentraler Punkt in seiner ersten Ansprache gestern vor dem ganzen Team. Vier Platzverweise sind entschieden zu viel. Dazu kommen Disziplinlosigkeiten wie Verspätungen oder Strafbefehle im Privatleben wie im Fall Cheikh Niasse. «Ich gehe davon aus, dass sich das verbessern wird.» Dazu habe er die Geldbussen abgeschafft. Echt? «Ich habe da etwas erarbeitet», sagt er mysteriös. «Gewissen Spielern geht es finanziell sehr gut. Denke ich mal. Da muss man andere Ansätze für eine Strafe finden.» Zum Beispiel? «Zum Beispiel, indem der Spieler zur Strafe ein Training der U12 leiten muss.»

Die Affiche bei YB vs. FCL ist: letzter gegen Ersten

Letzter Punkt. Wie lange bleibt Magnin nun Coach? In der Pressemitteilung von YB hiess es: bis auf Weiteres. Die Chefs sagten bis Winter respektive Ende Jahr. «Abgemacht ist bis Ende Vorrunde.» Und dann? Zurück in die U21? Oder gefragt: Was, wenn Magnin alle Spiele gewinnt? Dann ist doch eine Rückkehr ausgeschlossen. «Man weiss ja, dass das Profifussball-Business schnelllebig ist. Aber das ist nicht nur in diesem Job so, sondern überall im Leben. Wenn ich heute nach kurzer Zeit auf mein Handy schaue, habe ich dreissig Dinge drauf. Früher hast du morgens einen Brief geöffnet …» Im Moment sei er schlicht im besten Klub der Schweiz. Das zähle.

Und vor allem das nächste Spiel. «Erster gegen Letzter», sagt Magnin. Auch er hat ja mit dem mehrwöchigen Ausfall von Tanguy Zoukrou bereits die erste Verletzungs-Hiobsbotschaft verkraften müssen. Da muss der verletzt gewesene Captain Loris Benito wohl in jedem Fall ran. «Er war in den ersten Trainings in dieser Woche bei hundert Prozent. Wenn ich aber das Gefühl habe, er sei das nicht, lasse ich andere laufen.» Hatte Magnin das? «Nein.»

Es dürfte also klar sein, dass Benito in der Startelf steht. Weit klarer, als wer YB im nächsten Jahr trainiert. Doch man kriegt schon vor dem ersten Einsatz des Meistertrainers den Eindruck, dass er der Topkandidat sei. Er braucht nur noch zu liefern. Nur ist dieses «nur» alles andere als ein kleines «nur».

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
18
6
31
2
FC Basel
FC Basel
18
21
30
3
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
18
9
30
4
FC Luzern
FC Luzern
18
3
29
5
Servette FC
Servette FC
18
2
29
6
FC Zürich
FC Zürich
18
-1
27
7
FC Sion
FC Sion
18
4
26
8
FC St. Gallen
FC St. Gallen
18
6
25
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
18
-4
23
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
18
-12
17
11
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
18
-10
15
12
FC Winterthur
FC Winterthur
18
-24
13
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