Es begann mit dem Nsame-Zoff
Das Protokoll der YB-Krise

Nur fünf Siege aus 14 Spielen und nur einer davon in der Liga. Meister YB ist in der Krise. Doch diese kam nicht von heute auf morgen, der Niedergang des Meisters begann bereits Ende letzten Jahres. Das Protokoll der letzten Monate.
Publiziert: 04.10.2024 um 12:48 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2024 um 15:14 Uhr
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Wie weiter mit YB? Der Meister befindet sich in der Krise.
Foto: TOTO MARTI
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

16. Dezember 2023

YB gewinnt zum Abschluss der Vorrunde der Super League bei Stade-Lausanne-Ouchy 3:1 und geht als souveräner Leader in die Winterpause. Auch im Cup ist der Double-Gewinner von 2023 noch vertreten, zudem überwintert YB europäisch. Alles im Lot? Nein, denn erste Risse werden erkennbar. Jean-Pierre Nsame, YB's Top-Torschütze, beklagt sich über mangelnde Einsatzzeit. «Ich bin hässig. Richtig hässig!» Auch Aurèle Amenda, das grosse Verteidiger-Talent, beklagt sich. Dieser wechselt Ende Saison zu Frankfurt und bringt YB bis zu 15 Millionen Franken ein.

26. Januar 2024

Im Gegensatz zu Amenda verlässt Nsame bereits im Winter die Berner – in Richtung Como. Wochen später tritt der Meisterschütze von 2018 und fünffache Champion in der «Tribune de Genève» gegen die YB-Verantwortlichen nach, spricht von mangelndem Respekt und sagt: «YB hat immer nur auf seine Interessen geschaut.»

3. Februar

YB gewinnt in Lausanne 1:0, verliert aber Loris Benito, der sich einen Kreuzbandriss zuzieht und ein halbes Jahr ausfällt. Besonders bitter: Der Innenverteidiger zeigte bis dahin eine überragende Saison.

29. Februar

Das unterklassige Sion wirft den Titelverteidiger YB im Cup-Viertelfinal aus dem Wettbewerb (2:1). Es ist der Höhepunkt einer schwarzen YB-Woche, da die Berner zuvor in der Liga gegen Servette (0:1) und danach auch gegen Zürich (0:1) verlieren.

Chouaref erwischt YB-Goalie Racioppi in der nahen Ecke
0:22
Sion jubelt:Chouaref erwischt YB-Goalie Racioppi in der nahen Ecke

4. März

Die YB-Bosse ziehen nach den drei Pleiten in acht Tagen die Reissleine und feuern Trainer Raphael Wicky, obwohl YB noch immer Leader ist. «Beide Parteien kamen zum Schluss, dass die Trennung zu diesem Zeitpunkt der richtige Entscheid ist», sagt Big Boss Christoph Spycher. U21-Coach Joël Magnin übernimmt ad interim bis Ende Saison.

«Es ist der richtige Zeitpunkt für eine Trennung»
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«Richtiger Zeitpunkt»:YB-Boss Spycher nimmt Stellung zum Wicky-Ende

11. Mai

Trotz des sich anbahnenden Titels rumort es bei YB hinter den Kulissen gewaltig. Die «NZZ am Sonntag» macht publik, dass der langjährige CEO Wanja Greuel seine Kündigung eingereicht hat. Die Auffassungen des Deutschen und dem im Verwaltungsrat für den Sport verantwortlichen starken YB-Mann Spycher sollen sich schon seit längerer Zeit nicht mehr gedeckt haben.

14. Mai

YB bestätigt das, was der Blick in den Tagen zuvor bereits angekündigt hat. Patrick Rahmen, der Baumeister des Höhenflugs des FC Winterthur, wird auf die neue Saison YB-Trainer. «Seine Sichtweise auf den Fussball deckt sich mit unseren Vorstellungen, wie wir mit YB spielen wollen. Wir wollen dominant und offensiv agieren. Gleichzeitig stehen wir auch dafür, junge Spieler zu entwickeln und für sie ein Sprungbrett in eine Topliga zu sein», lässt sich Sportchef Steve von Bergen zitieren.

20. Mai

Am Pfingstmontag macht YB eine Runde vor Schluss auch rechnerisch alles klar. Dank dem 1:0 gegen Servette ist der sechste Meistertitel in den letzten sieben Jahren unter Dach und Fach. Magnin hat seinen Job erfüllt. Der letztlich souverän geholte Titel hat aber vor allem auch mit der fehlenden Konstanz der Konkurrenz zu tun.

Nach dem Schlusspfiff brechen in Genf alle Dämme
3:01
Servette – YB 0:1:Nach dem Schlusspfiff brechen in Genf alle Dämme

25. Mai

YB gewinnt zum Abschuss der Saison gegen Winterthur und seinen zukünftigen Trainer Rahmen 3:0 und erhält den Meisterpokal. Zum letzten Mal mit dabei ist Captain Fabian Lustenberger, der seine Karriere beendet. Pikant: Wanja Greuel fehlt, der langjährige CEO ist zur Persona non grata erklärt worden und wird nicht verabschiedet.

1. Juli

Das Transferfenster öffnet in der Schweiz. YB bleibt seiner Linie treu, verpflichtet mit Ebrima Colley, Facinet Conte, Tanguy Zoukrou, Alan Virginus und Abdu Conté junge, ausländische Spieler, die sich YB entwickeln sollen und einmal mit Gewinn weiterverkauft werden sollen. Auf die Verletzung von Innenverteidiger Mohamed Camara wird mit dem Transfer von Patric Pfeiffer erst spät reagiert. Auf die Verpflichtung eines gestandenen Leaders wird verzichtet.

21. Juli

Der Meister startet mit einem Heimspiel gegen den Aufsteiger Sion in die neue Saison. Nach einer Viertelstunde geht YB in Führung, alles läuft nach Plan – bis Goalie David von Ballmoos patzt. Nach der Pause sieht Hadjam Gelb-Rot – und YB kassiert noch das 1:2.

Ist dieser Chouaref-Hammer haltbar?
3:06
YB – Sion 1:2:Ist dieser Chouaref-Hammer haltbar?

28. Juli

Der Fehlstart des Meisters ist perfekt. YB verliert unter der Woche in Genf 1:3 und kassiert vier Tage später in St. Gallen eine 0:4-Packung. Von Ballmoos geht Verteidiger Hadjam auf dem Spielfeld an die Gurgel, die Nerven liegen blank. Und es wird offensichtlich: Dem Meister fehlen die Leadertypen. Erste Kritik macht sich breit.

27. August

YB schafft den Coup und schlägt in den Playoffs zur Champions League dank einer bärenstarken Leistung Galatasaray Istanbul auch auswärts. Der Zugang zu den Honigtöpfen mit knapp 40 Millionen Franken garantierter Einnahmen überstrahlt den schwachen Saisonstart in der Liga.

22. September

YB siegt auswärts im Kellerduell Winterthur 4:1 und gibt die rote Laterne ab. Doch der erste Liga-Sieg ist nur ein Ausreisser nach oben. Eine Woche später verliert YB zu Hause gegen GC 0:1 – und verliert den erst vor kurzem wiedergenesenen Captain Benito mit einer Muskelverletzung.

1. Oktober

Das Traumduell gegen den grossen FC Barcelona in der Champions League wird für YB zum Albtraum. Die Berner haben keinen Stich und gehen 0:5 unter. Der Euphorie um die Teilnahme an der reformierten Königsklasse ist Ernüchterung gewichen. YB liegt mit null Punkten und 0:8 Toren von allen 36 Teams an letzter Stelle. Nun kommt es in der Liga am Sonntag zum Krisen-Gipfel auswärts gegen den FC Basel: «Wir sind unter Druck, das ist klar, aber damit kann ich leben», sagt Trainer Rahmen zu Blick. «Aber es geht nicht um mich, sondern darum, dass wir so schnell wie möglich da hinten rauskommen.»

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
18
6
31
2
FC Basel
FC Basel
18
21
30
3
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
18
9
30
4
FC Luzern
FC Luzern
18
3
29
5
Servette FC
Servette FC
18
2
29
6
FC Zürich
FC Zürich
18
-1
27
7
FC Sion
FC Sion
18
4
26
8
FC St. Gallen
FC St. Gallen
18
6
25
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
18
-4
23
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
18
-12
17
11
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
18
-10
15
12
FC Winterthur
FC Winterthur
18
-24
13
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