Alles nicht so schlimm. Man habe ja immer noch alles in den eigenen Händen. Das war das Credo, als sich die Schweizer U21 im Laufe der EM-Quali-Kampagne immer wieder total unnötige Punktverluste leistete. Gegen Armenien, gegen Montenegro. Wer nicht blauäugig ist, den musste schon damals ein schlechtes Gefühl beschleichen: Werden uns diese Punkte am Ende nicht doch fehlen? Taten sie. Mit diesen wäre die Schweiz wenigstens in den Playoffs gewesen.
Auch die Spiele gegen Albanien gehörten zu jenen, die man eigentlich zwingend gewinnen muss. Doch sie wurden nicht gewonnen. Mit diesen fünf Punkten wäre die Schweiz am Turnier in der Slowakei dabei. Trotz der Niederlage gegen Rumänien im letzten Spiel. Trotz des Heim-Remis gegen Finnland im Zweitletzten.
Schweiz hat viel höheren Marktwert als die Gegner
Doch woran lag es, dass man die Erwartungen nicht annähernd erfüllte? An der Qualität? Hier muss man nicht lange herumstudieren, sondern Zahlen sprechen lassen. Die Marktwerte der erwähnten Teams:
- Schweiz 50 Millionen
- Rumänien 20 Millionen
- Finnland 10 Millionen
- Albanien 10 Millionen
- Armenien 2 Millionen
Natürlich ist Fussball nicht Arithmetik. In einem einzelnen Spiel kann es mal passieren, dass man nicht reüssiert. Aber gleich mehrmals? Das wirft Fragen auf. Zum Beispiel jene: Ist diese Mannschaft in Tat und Wahrheit nicht so gut, wie man denkt?
Problemsturm hat maximal Super-League-Niveau
Die Goalies Pascal Loretz und Marvin Keller sind erstklassig. Dennoch haben sie am meisten Gegentore der drei Topteams erhalten. Weshalb Fragezeichen in der Abwehr auftauchen. Nicht geholfen hat da ganz bestimmt der Ausfall des formstarken Captains Stergiou. Amenda, der bei der Frankfurter Eintracht erst zu zwei Teileinsätzen gekommen ist, konnte den Stuttgarter nicht vergessen machen.
Die Schweiz hatte überall Spieler, die höchsten Ansprüchen genügen und internationale Tauglichkeit aufweisen: Omeragic, Sanches, Rieder, Surdez, Jashari. Nur nicht im Sturm: Fink, Villiger, Muci, Dos Santos – das ist maximal Super-League-Niveau.
Was aufzeigt: Das Niveau im Team war zu heterogen. Ein Blick auf die Ersatzbank im Rumänien-Spiel reicht. Will man Spiele auf diesem Level kehren, ist das zu dünn.
Der Coach wird wehmütig
Und so kann Trainer Sascha Stauch nur konsterniert feststellen: «Die brutale Realität hat uns eingeholt. Es braucht sicher noch Zeit, das zu fassen.» Die Qualifikation habe man aber nicht in Rumänien verspielt. «Da hat die Mannschaft eine tolle Einstellung an den Tag gelegt. Selbst zu zehnt haben wir den Gegner phasenweise dominiert.»
Na gut. Die Einstellung ist Grundvoraussetzung für einen Profi-Fussballer und sollte nicht speziell positiv erwähnt werden.
Diese Jahrgänge sind U21-Geschichte, was Stauch fast sentimental werden lässt: «Ich habe grosse Wehmut. Es tut mir weh, dass diese tolle Gruppe nun zum letzten Mal zusammen war. Wir hätten gerne mehr Erlebnisse miteinander gehabt.»
Haben Sie nun nicht. Weshalb die Geschichte dieser U21-Jahrgänge jene eines grandiosen Scheiterns ist.