Mit dem sensationellen Sieg des Gastgebers endete am Sonntagabend der wegen eines Monsuns um ein Jahr verschobene Afrika-Cup an der Elfenbeinküste. Ein Turnier, das mit 119 Toren, verteilt auf 52 Spiele, für viel Spektakel und mit sieben Trainerentlassungen (zwei davon sogar noch während des Turniers) aber auch für einiges Stirnrunzeln sorgte. Dazu gab es auf und neben dem Rasen weitere skurrile Szenen, die in der Welt der sozialen Medien für viel Erheiterung sorgten.
Die Rettungsaktion
Gerade mal zwei Minuten waren am Afrika-Cup gespielt, da hatte die diesjährige Ausgabe bereits die erste sensationelle Klärungsaktion gesehen. Jefferson Encada (25), Verteidiger von Guinea-Bissau und Teamkollege von Yverdon-Flügel Mauro Rodrigues (22), beförderte den Ball wuchtig ins Aus. Nur blöd, dass diese Rettungsaktion zum Eckball gar nicht nötig gewesen wäre, da die gegnerischen Spieler weit entfernt waren.
«Hit me, Bebé, one more time»
Zweites Gruppenspiel in der Gruppe B, Kap Verde gegen Mozambique: Der kapverdische Stürmerstar Bebé (33) fasst sich ein Herz und setzt seinen Freistoss aus 40 Metern direkt aufs Tor. Der Freistoss des ehemaligen ManUtd-Kickers ist mässig platziert, das spielt aber keine Rolle. Denn Torhüter Ernan Siluane (25) hat wohl seine Kontaktlinsen zu Hause gelassen. Der Ball flutscht irgendwie ins Tor, der Clip des Treffers geht viral – und veranlasst das deutsche Fussballmagazin «11 Freunde», die Britney-Spears-Songzeile «Hit me, Baby, one More Time» in «Hit me, Bebé, one more time» abzuändern. Übrigens: Nach dem Patzer musste Siluane im letzten Gruppenspiel gegen Ghana auf der Bank Platz nehmen.
Die Hand Gottes auf Wish bestellt
Schaut man sich an, wie Gambias Muhammed Sanneh (23) den Ball gegen Kamerun in der 93. Minute zum Ausgleich ins Tor boxt, werden Erinnerungen an die Hand Gottes von Diego Maradona (1960–2020) wach. Unklar, ob sich der Teamkollege der YB-Abgesandten Saidy Janko (28) und Ebrima Colley (24) wirklich die argentinische Fussball-Legende zum Vorbild genommen hat. Was er aber vielleicht hätte bedenken sollen, bevor er zum ausgelassenen Jubel ansetzte: Es gibt einen VAR. Der Bschiss flog also rasch auf, das Tor wurde zu Recht aberkannt und Gambia verlor das Spiel mit 2:3.
Der Superman
Der Unterschied zwischen Henry Cavill (40) und Neblú (30)? Der eine ist Superman-Schauspieler und darf somit auch fliegen. Der andere ist Torhüter bei der angolanischen Nationalmannschaft und sollte es eher weniger tun – oder zumindest nicht ausserhalb des Strafraums und dann noch den Ball mit den Händen berühren. Genau das hat der 30-Jährige aber im Gruppenspiel gegen Burkina Faso getan. Obwohl er aber ein absichtliches Handspiel ausserhalb des Strafraums begeht und so möglicherweise eine klare Torchance verhindert, gab es nur Gelb. Darf zu hoffen sein, dass der Stammtorhüter des angolanischen Erstligisten Clube Desportivo de Agosto was daraus gelernt hat. Spoiler: Hat er nicht.
Neblú zum Zweiten
Was ist denn mit Neblú los? Aus der Superman-Aktion im Gruppenspiel zuvor hat der Schlussmann offensichtlich nichts gelernt. Gerade mal 17 Minuten sind im Achtelfinal gegen Namibia gespielt, als er sich dem heranrauschenden Stürmer entgegenstellt. Dabei hat er aber wohl vergessen, dass ein Ende des Strafraums existiert. Den versuchten Loop des Gegners wehrt er dann ausserhalb des Sechzehners mit den Händen ab und fliegt folgerichtig vom Platz. Glück im Unglück: Sein Vertreter, Etoile-Carouge-Goalie Signori António (29), wehrt den folgenden Freistoss und auch alle anderen Bälle ab. Angola gewinnt trotz langer Unterzahl mit 3:0 und kommt bis in den Viertelfinal.
Der missglückte Rückwärtssalto
Unter anderem El Ahly-Offensivmann Emam Ashour (25) hätte nach Mohameds Salahs Rückenverletzung im Achtelfinal in dessen grosse Fussstapfen treten sollen. Mit Betonung auf hätte. Denn der Schützling von Marcel Koller (63) versuchte sich mehreren Medien zufolge wenige Tage vor dem Achtelfinal im Training im Rückwärtssalto. Dies ging schief, Ashour verletzte sich schwer am Kopf und fiel wegen einer Gehirnerschütterung für das Duell mit YBs Meschack Elia (26) aus. Ashour selbst bestätigte den Salto-Versuch nie, sagte später auf Instagram, dass er zwischen «Leben und Tod» war und Dinge sah, die er «niemandem wünsche».
Der Flirter
Die Hoffnung auf einen Exploit der Elfenbeinküste nach der missglückten Gruppenphase war riesig, der Jubel nach dem Sieg im Achtelfinal gegen Titelverteidiger Senegal noch grösser. Die Fans im Stadion in der Hauptstadt Yamoussoukro tobten und feierten, während ein Herr die Gunst der Stunde nutzte und seine Sitznachbarin intensiv von sich zu überzeugen versuchte. Nur blöd, dass der Familienvater bei seinen aufdringlichen Flirtversuchen von den TV-Kameras eingefangen wurde. Er entschuldigte sich später öffentlich bei seiner Frau, seinen Kindern und seiner Familie. Die Telefonnummer, die er sich von der Senegalesin wünschte, gab es seinen Angaben zufolge übrigens nicht.
Der Jubel-Tubel
Dass der Jubel nach dem Siegtreffer in der 120. Minute bei einer sportlichen Grossveranstaltung im eigenen Land etwas ausgelassener ausfällt, ist verständlich. Dass man sich dann vor lauter Freude mal des eigenen T-Shirts entledigt, ebenso. Und doch hätte sich Oumar Diakité (20) diese Aktion wohl etwas besser überlegen können. Denn gerade mal neun Minuten zuvor sah er bereits Gelb. Sein Teamkollege wusste dies offenbar noch, versuchte, ihn vehement davon abzuhalten, das Shirt auszuziehen. Gebracht hats nichts, Diakité entledigte sich des Oberteils, flog danach vom Platz und fehlte im Halbfinal gesperrt.
Die Taufe
Wer mit seinem Team nach einem Gegentor in der 120. Minute aus einem grossen Turnier ausscheidet, dem kann durchaus mal eine Träne über die Wange laufen. Bei Malis Übungsleiter Éric Chelle (46) wurde es dann deutlich mehr als nur ein Wassertropfen. Schuld daran sind aber nicht seine gefüllten Tränensäcke, sondern eines seiner Staffmitglieder. Dieses giesst Chelle seelenruhig eine Flasche Wasser über den Kopf. Ob das Wasser eine etwas unkonventionelle Methode war, um die Tränen wegzuwischen, oder ob sich Chelle nach Schlusspfiff gerade taufen liess, ist nicht überliefert. Eine kuriose Szene wars allemal.
Victor Osimhens Hallenturnier-Erfahrung
Es sind Szenen, die an ein x-beliebiges Kinder-Hallenturnier in der Schweiz erinnern: Der kleine Victor war während der Kabinenbesprechung mehr mit der Verdauung seines Hotdogs beschäftigt als mit dem Zuhören und hat vergessen, dass ihn der Trainer aufgestellt hat. So nimmt er zuerst gemütlich auf der Bank Platz, um kurzfristig doch noch aufs Spielfeld beordert zu werden. Nur blöd, dass Victor nicht so klein ist, über 100 Millionen Franken Marktwert hat und der derzeit wohl beste Stürmer der Welt ist: Victor Osimhen (25), nigerianischer Stürmerstar bei der SSC Napoli, nimmt im Spiel gegen Angola einfach so auf der Bank Platz, bis er merkt, dass er eigentlich noch auf dem Feld stehen sollte. Im Nachgang stellte sich heraus, dass der Schiedsrichter das Spiel nicht unterbrochen hatte, Osimhen jedoch dachte, dass er schon offiziell ausgewechselt wurde. Wenig später durfte er doch noch auf der Bank Platz nehmen.