Gastgeber mit Last-Minute-Toren in Unterzahl in den Halbfinal
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Drama am Afrika-Cup:Gastgeber mit Last-Minute-Toren in Unterzahl in den Halbfinal

Nach Trainerrausschmiss mitten im Turnier
Die Elfenbeinküste träumt plötzlich wieder vom Afrika-Coup

Die Hoffnungen auf einen Heimsieg am Afrika-Cup waren riesig. Doch dann vergeigten die «Élephants» die Gruppenphase derart, dass der Trainer noch vor dem Turnier-Out rausflog. Nun steht Gastgeber Elfenbeinküste plötzlich im Viertelfinal. Im Land träumt man vom Titel.
Publiziert: 03.02.2024 um 13:22 Uhr
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Aktualisiert: 05.02.2024 um 06:24 Uhr
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Didier Drogba total bedient nach der 0:4-Niederlage der Elfenbeinküste gegen Äquatorial-Guinea.
Foto: RMC Sport
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Nicolas HorniSportredaktor

«L’amour du maillot, on a ça» (zu Deutsch: «Die Liebe zum Trikot haben wir») lautet eine von vielen Werbebotschaften, die während des Afrika-Cups die Strassen von Abidjan ziert. Und sie passt, wie kaum eine andere. Denn die aufstrebende Wirtschaftsmetropole der Elfenbeinküste zeigt sich in diesen Tagen von seiner besten Seite, erstrahlt in Orange und Grün. Fast an jeder Ecke hängt eine Flagge, und gefühlt jede zweite Person auf der Strasse trägt ein Trikot der Nationalmannschaft. Die Liebe zum Trikot unverkennbar, die Hoffnung auf den dritten Afrika-Cup-Titelgewinn ebenso.

Dabei war diese Hoffnung nach nur drei Gruppenspielen der «Élephants» eigentlich schon wieder dahin. Das Gesicht der ivorischen Stürmerlegende Didier Drogba (45) sprach Bände, als es kurz nach der 0:4-Blamage gegen Äquatorialguinea über die TV-Bildschirme flimmerte. Es stand für die Enttäuschung einer ganzen Nation. Der ivorische Fussballverband reagierte auf die Niederlage und setzte Trainer Jean-Louis Gasset (70) kurzerhand vor die Tür – bevor überhaupt endgültig klar war, dass man sich vom Titel-Traum verabschieden musste.

Man wollte den Trainer der Franzosen ausleihen

Weil Ghana und Sambia letztlich aber noch schlechter abschnitten, rutschte die Elfenbeinküste als Gruppendritter doch noch durch und musste sich plötzlich einen neuen Trainer suchen. In der Folge bettelte man den französischen Fussballverband an, ob man doch den Frauen-Trainer und Ex-Übungsleiter Hervé Renard (55, gewann bereits zwei Mal den Afrika-Cup) für drei Wochen entleihen könnte.

Die Franzosen lehnten ab. Für das schwierige Spiel gegen Titelverteidiger Senegal musste man mit dem zwischenzeitlich beförderten Assistenztrainer Emerse Faé (40) antreten. Wider Erwarten gewannen die Ivorer sensationell im Elfmeterschiessen – und brachten so die Hoffnungen auf einen Titel zurück. Zunächst gehts am Samstag im Viertelfinal aber zuerst mal gegen Mali.

«C’est l’amour, eh»

«Ich war nicht wirklich zuversichtlich vor dem Senegal-Spiel. Aber jetzt glaube ich wirklich, dass wir den Pokal hierbehalten können», verrät Debora, die im Nationalpark von Abidjan einen kleinen Kiosk führt – und selbstverständlich das Trikot trägt. Zwei, die ganz bewusst auf das Tragen des Trikots verzichtet haben, sind die beiden Marktverkäufer Ousmane und Sari. Sie stammen ursprünglich aus dem Senegal, drücken jetzt aber der Elfenbeinküste die Daumen. «Wir hätten eigentlich noch einen Penalty bekommen sollen, nur so haben die sich qualifiziert. Aber ich wohne hier und mag die Leute und das Team, darum bin ich halt jetzt mit ihnen Fan.»

Sari kann der (unberechtigten) Schiri-Kritik seines Standnachbarn nicht viel abgewinnen – auch weil er vom Weiterkommen der Elfenbeinküste finanziell profitiert. Er verkauft im Grand Marché de Treichville sogenannt «originale» Fussballtrikots für – je nach Verhandlungsgeschick – 10 bis 14 Franken und freut sich nun über die euphoriebedingten Zusatzeinnahmen.

Auch Strassenverkäufer Youssouf, der im Bankenviertel von Abidjan Accessoires für Autos verkauft, glaubt wieder an den Titel – auch wegen des beförderten Assistenztrainers Faé, der zwar 42 Länderspiele für die Elfenbeinküste absolviert hat, aber als Trainer nur mit mässigem Erfolg in der fünfthöchsten französischen Liga trainiert hat. «Ich glaube, dieser Typ wird noch unser Glücksbringer. Wenn wir so viel Herz zeigen wie gegen Senegal, kommen wir noch weit.» Angesprochen auf sein Trikot meint er dann nur: «C’est l’amour, eh.»

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