Auf einen Blick
- Ex-Bayern-Boss Oliver Kahn bestätigt Gespräche
- Girondins de Bordeaux kämpft ums Überleben
- 100 Millionen Euro Schulden: Dem Klub droht die Liquidation
Die Girondins de Bordeaux sind im französischen Fussball eine Hausnummer. Sechsmal Meister, viermal Cupsieger, Uefacup-Finalist (1996 gegen Bayern München). Herzensklub von einstigen Überspielern wie Zinédine Zidane, Alain Giresse, Bixente Lizarazu, Jean-Pierre Papin, Eric Cantona, Didier Deschamps oder Jean Tigana. Um nur einige zu nennen.
Doch aktuell spielt die Mannschaft Amateurfussball. National 2. Vierte Liga. Im Stade Bordeaux Atlantique (bis 2023 Matmut Atlantique), diesem für die EM 2016 erbauten Bijoux, verlieren sich 9000 statt 42'000 Fans. Eine geschätzte Zahl. Und besonders erfolgreich ist man da derzeit auch nicht.
Am vergangenen Wochenende gabs ein 1:2 gegen Locminé. Der Rückstand auf Leader Saint-Malo beträgt bereits elf Punkte. Doch im Moment sind andere Dinge wichtiger.
Den Klub, der bereits 1991 ein erstes Mal pleite gegangen war, drücken Schulden von hundert Millionen Euro. Offen sind beispielsweise noch Zahlungen an Ex-Angestellte wie den früheren Schweizer Nati-Trainer Vladimir Petkovic (61), der in der Saison 2021/22 bis im Februar bei den Franzosen an der Seitenlinie stand.
Als sich Alleinaktionär King Street, ein US-Investmentfonds, im April 2021 Knall auf Fall zurückzieht, geht alles den Bach runter: Der Klub wird zuerst unter Vormundschaft des Handelsgerichts gestellt, muss Insolvenz anmelden, wird danach in die zweite Liga relegiert, dann in die dritte. Im letzten Sommer muss der Traditionsverein die Profilizenz abgeben, alle Profiverträge auflösen und sein Nachwuchscenter schliessen. Der Wiederbeginn muss in der vierten Liga starten.
Bordeaux boomt, der Klub darbt
Immerhin existiert der Klub noch. Doch wie lange? Präsident Gérard Lopez ist es bislang nicht gelungen, Investoren zu finden, die eine Lösung für den Abbau des Schuldenbergs finden. Der ehemalige Chef des Formel-1-Teams Lotus hat selber 60 Millionen Euro investiert.
Bewirkt hat das nichts. Verrückt, denn Bordeaux ist nicht nur das Weltzentrum des Weins, sondern die Boomstadt Frankreichs schlechthin. Der französische Ex-Premierminister Alain Juppé hat ihr Anfang Jahrtausend als Bürgermeister eine Frischzellenkur verschrieben, sie herausputzen lassen, modernisiert. 2007 wird sie Unesco-Weltkulturerbe. Mit dem Tempel Matmut Atlantique der Schweizer Star-Architekten Herzog und De Meuron als Sinnbild für die Renaissance der zuvor als hässlich verschrienen Metropole des Südwestens.
Welch ein Gegensatz zum serbelnden Hauptmieter des Stadions.
Oliver Kahn reizt das Abenteuer
Bahnt sich nun mit Oliver Kahn eine Trendwende an? Immerhin hat der Titan gegenüber Bild erste Kontakte bestätigt. «Die Gespräche über einen möglichen Einstieg bei Girondins Bordeaux befinden sich im Anfangsstadium. Mehr gibt es zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sagen», wird er zitiert. Er soll zusammen mit dem ehemaligen Präsidenten von Olympique Marseille, Medienunternehmer Jacques-Henri Eyraud, den erfolglosen Lopez ablösen. Eyraud hat die Pläne bereits beim Bürgermeisteramt präsentiert.
Kahn hat seit seiner Entlassung als Vorstandsvorsitzender bei den Bayern im Mai 2023 nach solch einem Projekt gesucht, es aber bislang nicht gefunden. Der Ex-Welt-Torhüter hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass es ihn reizen würde, einen Verein zu führen. Im Sommer hatte der Vizeweltmeister 2002 diese Ambitionen gegenüber dem «Kicker» bestätigt: «In den Fussball zu investieren, ist etwas anderes als in einen Schraubenhersteller. Da geht es um Kultur, Identität, Gemeinschaft.»
Die Zeit in Bordeaux drängt
Dass seine Suche bisher erfolglos war, liegt möglicherweise an Uli Hoeness und dessen rufschädigenden Aussagen nach dem Out bei den Bayern. Hoeness hatte Kahn indirekt vorgeworfen, zu wenig zu arbeiten und auf der Geschäftsstelle miese Stimmung verbreitet zu haben. Unter Kahn sind die Münchner allerdings immer Meister geworden.
Klar ist: Die Zeit drängt. Am 21. Januar muss der Klub dem Handelsgericht einen Sanierungsplan vorlegen, der Hand und Fuss hat. Sonst droht die Liquidation.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Paris Saint-Germain | 16 | 30 | 40 | |
2 | Olympique Marseille | 16 | 18 | 33 | |
3 | AS Monaco | 16 | 10 | 30 | |
4 | OSC Lille | 16 | 10 | 28 | |
5 | Olympique Lyon | 16 | 8 | 28 | |
6 | OGC Nizza | 16 | 10 | 27 | |
7 | RC Lens | 16 | 4 | 24 | |
8 | Toulouse FC | 16 | 1 | 24 | |
9 | AJ Auxerre | 16 | -2 | 21 | |
10 | RC Strasbourg Alsace | 16 | 0 | 20 | |
11 | Stade Reims | 16 | 0 | 20 | |
12 | Stade Brestois 29 | 16 | -5 | 19 | |
13 | FC Stade Rennes | 16 | -1 | 17 | |
14 | Angers SCO | 16 | -10 | 16 | |
15 | AS Saint-Étienne | 16 | -20 | 16 | |
16 | FC Nantes | 16 | -7 | 15 | |
17 | Le Havre AC | 16 | -22 | 12 | |
18 | Montpellier HSC | 16 | -24 | 9 |