Bayern-Legende soll den Traditionsklub retten
Heisst der Bordeaux-Heilsbringer Oliver Kahn?

19 Monate nach seinem Aus bei Bayern München könnte Oliver Kahn bei Girondins Bordeaux als Investor und Klubboss einsteigen. Beim sechsfachen Meister müsste er bei null beginnen.
Publiziert: 07.01.2025 um 15:36 Uhr
|
Aktualisiert: 07.01.2025 um 15:45 Uhr
1/11
Letzter grosser Auftritt von Oliver Kahn: Zusammen mit Gattin Svenja am EM-Final in Berlin.
Foto: Getty Images

Auf einen Blick

  • Ex-Bayern-Boss Oliver Kahn bestätigt Gespräche
  • Girondins de Bordeaux kämpft ums Überleben
  • 100 Millionen Euro Schulden: Dem Klub droht die Liquidation
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_718.JPG
Alain KunzReporter Fussball

Die Girondins de Bordeaux sind im französischen Fussball eine Hausnummer. Sechsmal Meister, viermal Cupsieger, Uefacup-Finalist (1996 gegen Bayern München). Herzensklub von einstigen Überspielern wie Zinédine Zidane, Alain Giresse, Bixente Lizarazu, Jean-Pierre Papin, Eric Cantona, Didier Deschamps oder Jean Tigana. Um nur einige zu nennen.

Doch aktuell spielt die Mannschaft Amateurfussball. National 2. Vierte Liga. Im Stade Bordeaux Atlantique (bis 2023 Matmut Atlantique), diesem für die EM 2016 erbauten Bijoux, verlieren sich 9000 statt 42'000 Fans. Eine geschätzte Zahl. Und besonders erfolgreich ist man da derzeit auch nicht.

Am vergangenen Wochenende gabs ein 1:2 gegen Locminé. Der Rückstand auf Leader Saint-Malo beträgt bereits elf Punkte. Doch im Moment sind andere Dinge wichtiger.

Den Klub, der bereits 1991 ein erstes Mal pleite gegangen war, drücken Schulden von hundert Millionen Euro. Offen sind beispielsweise noch Zahlungen an Ex-Angestellte wie den früheren Schweizer Nati-Trainer Vladimir Petkovic (61), der in der Saison 2021/22 bis im Februar bei den Franzosen an der Seitenlinie stand.

Als sich Alleinaktionär King Street, ein US-Investmentfonds, im April 2021 Knall auf Fall zurückzieht, geht alles den Bach runter: Der Klub wird zuerst unter Vormundschaft des Handelsgerichts gestellt, muss Insolvenz anmelden, wird danach in die zweite Liga relegiert, dann in die dritte. Im letzten Sommer muss der Traditionsverein die Profilizenz abgeben, alle Profiverträge auflösen und sein Nachwuchscenter schliessen. Der Wiederbeginn muss in der vierten Liga starten.

Bordeaux boomt, der Klub darbt

Immerhin existiert der Klub noch. Doch wie lange? Präsident Gérard Lopez ist es bislang nicht gelungen, Investoren zu finden, die eine Lösung für den Abbau des Schuldenbergs finden. Der ehemalige Chef des Formel-1-Teams Lotus hat selber 60 Millionen Euro investiert.

Bewirkt hat das nichts. Verrückt, denn Bordeaux ist nicht nur das Weltzentrum des Weins, sondern die Boomstadt Frankreichs schlechthin. Der französische Ex-Premierminister Alain Juppé hat ihr Anfang Jahrtausend als Bürgermeister eine Frischzellenkur verschrieben, sie herausputzen lassen, modernisiert. 2007 wird sie Unesco-Weltkulturerbe. Mit dem Tempel Matmut Atlantique der Schweizer Star-Architekten Herzog und De Meuron als Sinnbild für die Renaissance der zuvor als hässlich verschrienen Metropole des Südwestens.

Welch ein Gegensatz zum serbelnden Hauptmieter des Stadions.

Oliver Kahn reizt das Abenteuer

Bahnt sich nun mit Oliver Kahn eine Trendwende an? Immerhin hat der Titan gegenüber Bild erste Kontakte bestätigt. «Die Gespräche über einen möglichen Einstieg bei Girondins Bordeaux befinden sich im Anfangsstadium. Mehr gibt es zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sagen», wird er zitiert. Er soll zusammen mit dem ehemaligen Präsidenten von Olympique Marseille, Medienunternehmer Jacques-Henri Eyraud, den erfolglosen Lopez ablösen. Eyraud hat die Pläne bereits beim Bürgermeisteramt präsentiert.

Kahn hat seit seiner Entlassung als Vorstandsvorsitzender bei den Bayern im Mai 2023 nach solch einem Projekt gesucht, es aber bislang nicht gefunden. Der Ex-Welt-Torhüter hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass es ihn reizen würde, einen Verein zu führen. Im Sommer hatte der Vizeweltmeister 2002 diese Ambitionen gegenüber dem «Kicker» bestätigt: «In den Fussball zu investieren, ist etwas anderes als in einen Schraubenhersteller. Da geht es um Kultur, Identität, Gemeinschaft.»

Die Zeit in Bordeaux drängt

Dass seine Suche bisher erfolglos war, liegt möglicherweise an Uli Hoeness und dessen rufschädigenden Aussagen nach dem Out bei den Bayern. Hoeness hatte Kahn indirekt vorgeworfen, zu wenig zu arbeiten und auf der Geschäftsstelle miese Stimmung verbreitet zu haben. Unter Kahn sind die Münchner allerdings immer Meister geworden.

Klar ist: Die Zeit drängt. Am 21. Januar muss der Klub dem Handelsgericht einen Sanierungsplan vorlegen, der Hand und Fuss hat. Sonst droht die Liquidation.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Ligue 1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Paris Saint-Germain
Paris Saint-Germain
16
30
40
2
Olympique Marseille
Olympique Marseille
16
18
33
3
AS Monaco
AS Monaco
16
10
30
4
OSC Lille
OSC Lille
16
10
28
5
Olympique Lyon
Olympique Lyon
16
8
28
6
OGC Nizza
OGC Nizza
16
10
27
7
RC Lens
RC Lens
16
4
24
8
Toulouse FC
Toulouse FC
16
1
24
9
AJ Auxerre
AJ Auxerre
16
-2
21
10
RC Strasbourg Alsace
RC Strasbourg Alsace
16
0
20
11
Stade Reims
Stade Reims
16
0
20
12
Stade Brestois 29
Stade Brestois 29
16
-5
19
13
FC Stade Rennes
FC Stade Rennes
16
-1
17
14
Angers SCO
Angers SCO
16
-10
16
15
AS Saint-Étienne
AS Saint-Étienne
16
-20
16
16
FC Nantes
FC Nantes
16
-7
15
17
Le Havre AC
Le Havre AC
16
-22
12
18
Montpellier HSC
Montpellier HSC
16
-24
9
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?