Skandal um Spanien-Boss wird zur Staatsaffäre
81 Spielerinnen treten wegen Rubiales in den Streik

Die Kuss-Affäre um den spanischen Verbandsboss geht in die nächste Runde. Jetzt will ihn die Regierung stürzen und die Spielerinnen treten geschlossen zurück.
Publiziert: 26.08.2023 um 09:46 Uhr
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Aktualisiert: 26.08.2023 um 15:21 Uhr
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Alexia Putellas (l.) and Jennifer Hermoso freue sich über die goldene WM-Medaille. Doch das Lachen ist ihnen längst vergangen.
Foto: AFP

Jetzt gehen die Fussballerinnen in Spanien aufs Ganze: 81 Spielerinnen, aktuelle und ehemalige Nati-Akteurinnen, unterzeichneten eine Erklärung, worin sie deutlich machen, dass sie unter der aktuellen Führung des nationalen Verbands um Luis Rubiales (46) keine Länderspiele mehr bestreiten werden. 

Unter den 81 Unterzeichnerinnen ist auch das gesamte 23-köpfige Team, das in Australien den Weltmeistertitel gewonnen hatte. Ausnahmslos! Auch Jennifer Hermoso (33) ist dabei, welche von Rubiales gegen ihren Willen, wie sie betont, auf den Mund geküsst wurde, und nun Konsequenzen fordert.

«Nach all dem, was während der Frauen-WM passiert ist, möchten wir erklären, dass alle Spielerinnen, die diesen Brief unterschrieben haben, einer Berufung in die Nationalmannschaft nicht mehr nachkommen werden, wenn die derzeitige Führung weitermacht. Es erfüllt uns mit Trauer, dass ein solch inakzeptables Ereignis den grössten sportlichen Erfolg des spanischen Frauenfussballs zu trüben vermag», steht in dem Schreiben.

Luis Rubiales, der umstrittene Verbandsboss Spaniens, weigerte sich am Freitag Konsequenzen aus der fatalen Kuss-Szene bei der WM-Pokalübergabe zu ziehen. «Ich trete nicht zurück!», rief er an der ausserordentlichen GV des Verbandes mehrmals weinerlich seinen Kollegen zu. 

Er sieht sich als Opfer und nicht als Täter und wirft dem «falschen Feminismus, der grossen Plage dieses Landes», vor, ihn «sozial ermorden» zu wollen. Er kündigte an, Gleichstellungsministerin Irene Montero und Arbeitsministerin Yolanda Díaz zu verklagen, weil sie ihm einen sexuellen Übergriff vorgeworfen hatte. «Was denken die Frauen, die wirklich angegriffen worden sind?», fragte Rubiales und setzte damit der absurden Rede das Häubchen auf. 

Neuer Vertrag für Kumpel Vilda

Jorge Vilda, der Weltmeister-Trainer, ebenfalls höchst umstritten, ein dicker Kumpel von Rubiales, sass ebenfalls im Saal und applaudierte seinem Freund lautstark. Dieser hat ihm einen neuen Vertrag in Aussicht gestellt – eine gewaltige Lohnerhöhung auf eine halbe Million Euro pro Jahr inklusive. «Sie wollten mit dir dasselbe machen, was sie nun mit mir machen», sagte Rubiales zu Vilda. «Wir haben viel zusammen durchgemacht, Jorge». Aber man habe zusammengehalten. 

Gemeint waren die Beschwerden der Spielerinnen, die wegen der mangelnden Unterstützung durch den Verband schon im Herbst 2022 rebellierten – und sich auch über Vilda beschwert hatten.

Der Verband wird Rubiales also nicht stürzen. Doch jetzt hat sich das Ganze zu einer Staatsaffäre ausgeweitet. Die Regierung sieht den 46-Jährigen als Imageproblem an. Spaniens oberster Sportrat CSD, der Teil der Regierung ist, wird nun vor dem Sportverwaltungsgericht gegen Rubiales vorgehen. Es könnte sein, dass Rubiales schon am Montag vorläufig suspendiert wird.

Spaniens Nationalteam trifft am 26. September im Rahmen der Nations League auf die Schweizer Nati. 


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