Wenige Tage nach dem ungefragten Kuss des spanischen Verbandspräsidenten Luis Rubiales (46) äussert sich die betroffene Spielerin öffentlich. Jennifer Hermoso (33) lässt verlauten, dass sich die Gewerkschaft Futpro in Abstimmung mit ihrer Agentur um die Kommunikation und Verteidigung ihrer Interessen kümmere. Und die Worte ihrer Gewerkschaft haben es in sich.
Die Position ist klar: «Die Gewerkschaft setzt sich dafür ein, dass Handlungen wie die, die wir gesehen haben, niemals ungestraft bleiben, dass sie sanktioniert werden und dass die geeigneten Massnahmen ergriffen werden, um Fussballerinnen vor inakzeptablen Handlungen zu schützen.»
Spaniens Kuss-Skandal
Verbandspräsident küsste Hermoso auf den Mund
Wenig später schaltet sich auch die Fifa ein. Am frühen Donnerstagnachmittag gibt der Fussball-Weltverband bekannt, ein Disziplinarverfahren gegen den Präsidenten des spanischen Fussballverbands eröffnet zu haben. Untersucht wird neben dem Kuss auf den Mund der Spielerin auch, dass er nach dem Schlusspfiff sich in den Schritt gefasst haben soll.
Zurück zu Hermoso: Die 103-fache Nationalspielerin spielte beim 1:0-Sieg der Spanierinnen im WM-Final gegen England am vergangenen Sonntag in Sydney (Aus) durch. Bei der Siegerehrung kam es zum Skandal: Verbandspräsident Rubiales küsste sie auf den Mund. Hermoso sagte kurz darauf in der Kabine auf einem Instagram-Live-Video, als sie auf die Szene angesprochen wurde: «Eh, das hat mir aber nicht gefallen!» Bei diesen Worten lachte sie jedoch noch.
Sogar der Ministerpräsident schaltete sich ein
Mittlerweile ist viel passiert. Hermoso ruft über die Gewerkschaft den spanischen Fussballverband auf, «beispielhafte Massnahmen» zu ergreifen. Auch Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez (51) hat beim Empfang der Weltmeisterinnen in Madrid am Dienstag klare Worte gefunden. Er kritisierte die Kuss-Aktion von Verbandsboss Rubiales scharf: «Was wir gesehen haben, ist inakzeptabel.»
Rubiales selber hat sich in einem Video entschuldigt: «Ich habe eine gute Beziehung zu ihr, wie auch zu den anderen Spielerinnen. Ich muss zugeben, es war falsch. Es passierte in der maximalen Überschwänglichkeit, ohne böse Absichten oder bösen Willen. Wir haben daher die Kontroverse nicht verstanden. Für uns war es etwas Natürliches, Normales und es geschah ohne bösen Willen.»
Nächster Schritt: ausserordentliche Generalversammlung
Alles andere als «etwas Normales» sieht der Oberste Sportrat (CSD), das höchste Organ der spanischen Sportwelt, die Aktion an. Es geht um die Konsequenzen für Rubiales. Eine Entlassung? «Wenn der Fussballverband keine Entscheidung trifft, sind wir bereit», drohte der CSD.
Nach dem Skandal kursierten vermeintlich offizielle Zitate von der Spielerin Hermoso, die Rubiales entlasten sollten. Sein Verhalten gegenüber allen Spielerinnen sei erstklassig gewesen, ist ein Satz davon. Das Online-Portal «Relevo» berichtete daraufhin, dass die Zitate erfunden wurden, weil Hermoso nicht sprechen wollte. Mit der Mitteilung der Gewerkschaft Futpro scheint nun klar: Hermosos Position ist eine völlig andere, als Rubiales in Schutz zu nehmen. Im Gegenteil.
Und das nächste Kapitel im Skandal ist nicht weit: Am Freitag um 12 Uhr hat der spanische Fussballverband eine ausserordentliche Generalversammlung angekündigt. (str)