Die spanische Frauen-Nati hat sich am Wochenende zum Weltmeister gekürt. Zu reden gibt im Nachgang des packenden Finals gegen England (1:0) aber nicht der historische Erfolg der «La Roja», sondern eine bizarre Aktion des spanischen Verbandschefs Luis Rubiales (46). Der frühere Fussballprofi leistete sich bei der Siegeszeremonie einen Übergriff auf die Spielerin Jennifer Hermoso (33). Ungefragt drückte er der frischgebackenen Weltmeisterin einen Kuss auf den Mund.
Die befremdliche Szene sorgte weltweit für Wirbel – und könnte Rubiales nun den Kopf kosten. Nach einem Sturm der Entrüstung auf Social Media und einem heftigen Echo aus dem Blätterwald schaltet sich nun auch die Politik ein. Ministerpräsident Pedro Sanchez (51) kritisiert Rubiales beim Empfang des Weltmeisterteams scharf: «Was wir gesehen haben, ist inakzeptabel.» Nun seien weitere Schritte gefordert, um den Übergriff aufzuklären.
Untersuchung eingeleitet – Absetzung droht
Der spanische Fussballverband hat eine Untersuchung des Vorfalls angeordnet. Ausserdem ist für den kommenden Freitag eine Dringlichkeitssitzung geplant. Wie die «Marca» berichtet, hat Rubiales aber keineswegs vor, sein Amt niederzulegen. Auch die Unterstützung der Regionalverbände soll er weiterhin auf sicher haben.
Geht es jedoch nach dem Obersten Sportrat (CSD) – das höchste Organ der spanischen Sportwelt – sind die Tage von Rubiales gezählt. CSD-Präsident Victor Francos droht ihm mit der Amtsenthebung: «Wenn der Fussballverband keine Entscheidung trifft, sind wir bereit.»
Der CSD kann jedoch keinen Alleingang unternehmen. Externe Parteien – etwa die Regierung – können via den Obersten Sportrat aber Beschwerde einlegen. Dann würde der Fall an den spanischen Sportverwaltungsgerichtshof (TAD) weitergereicht werden, der wiederum befugt ist, ein Verfahren zu eröffnen und Rubiales abzusetzen. Gemäss der «Marca» prüft die Regierung nun genau diese Option.
Uneinsichtiger Präsident, gefälschte Zitate
Rubiales selber zeigte sich bisher uneinsichtig. Der Kuss sei «spontan» und «ohne jede böse Absicht oder bösen Willen» geschehen. «Hier haben wir es alle als etwas Natürliches, Normales betrachtet, aber draussen scheint es Aufruhr gegeben zu haben.»
Dabei sieht er darüber hinweg, dass der verheirateten Hermoso der Kuss nicht behagt hat. Nach der Siegesfeier war in einem Instagram-Livestream zu hören, wie sie sich über die Aktion beschwert. «Eh, das hat mir aber nicht gefallen!», so die 33-Jährige zu ihren Mitspielerinnen.
Der spanische Verband hat sich in der Folge in noch schlechteres Licht gerückt. Einem Bericht des Online-Portals «Relevo» zufolge soll Hermoso zu einem Erklärungsvideo gedrängt worden sein. Als sich diese weigerte, erfand man kurzerhand Zitate der Spielerin, um Rubiales zu entlasten. Die folgenden Worte überlieferte der Verband der Öffentlichkeit, um der Kritik entgegenzuwirken – doch offenbar sind sie frei erfunden: «Der Präsident und ich haben eine grossartige Beziehung, sein Verhalten uns allen gegenüber war erstklassig und es war eine natürliche Geste der Liebe und Dankbarkeit.»
Rubiales und der Verband hangeln sich von Skandal zu Skandal. Doch jetzt könnte der Druck zu stark werden. Gut möglich, dass Veränderungen an der Spitze des Verbandes bevorstehen.