Die Erinnerungen von Türkyilmaz und Henchoz an das 0:1 an der EM 1996
Schotten wollen Ally McCoist reaktivieren

Kubilay Türkyilmaz und Stéphane Henchoz waren dabei, als die Schweiz letztmals an einem Turnier auf Schottland traf. Die beiden Ex-Nati-Kicker erinnern sich an das Duell an der EM 1996.
Publiziert: 19.06.2024 um 12:13 Uhr
1/17
Kubi im Schottenrock. Die Schottland-Fans feierten ihn an der EM 1996 vor dem Spiel gegen die Bravehearts für sein Tor gegen Erzrivale England.
Foto: Blick
Alain Kunz, Garmisch-Partenkirchen

Es war das letzte Wettbewerbs-Spiel gegen Schottland: 18. Juni 1996, Europameisterschaft in England. 0:1. Und es war ein Spiel geprägt von teaminternen Grabenkämpfen. Danach reisten wir heim. Nach dem grandiosen 1:1 im EM-Eröffnungsspiel 1996 im Wembley gegen England und der nicht zwingenden 0:2-Niederlage gegen Holland brauchte die Schweiz einen Sieg im letzten Gruppenspiel gegen Schottland, um noch eine Chance aufs Weiterkommen zu haben. Und das optimalerweise mit zwei oder drei Toren Differenz. Es war also alles noch möglich, als die Schweiz letztmals in einem Wettbewerbsspiel auf Schottland traf.

Kubi im Kilt

Kubilay Türkyilmaz (57), der mit seinem Tor gegen England die Schweizer Hoffnungen leben liess, machte schon im Vorfeld hautnah Bekanntschaft mit den Schotten. Er erinnert sich: «Wir haben einen Ausflug nach Birmingham gemacht, ins Stadtzentrum, wo ich von den Schotten-Fans bejubelt und gefeiert wurde. Alle gratulierten mir zum Tor gegen England.»

Das ging dann so weit, dass sie Kubi in einen Schottenrock steckten. «Und dann wollten sie, dass ich die Unterhose ausziehe, weil das so Brauch sei», sagt der Tessiner. «Aber das machte ich natürlich nicht.»

Henchoz: «Damals wars die Crème de la Crème»

Zwei Tage später war dann fertig lustig. «Das Spiel gegen Schottland war das klar schwächste an dieser EM. Ohne einen glänzenden Marco Pascolo wäre die Niederlage klar höher ausgefallen. Wir standen total neben den Schuhen», schätzt Stéphane Henchoz (49) die Leistung ein. «Klar, das Schottland von damals ist nicht vergleichbar mit jenem von 2024. Dieses Team war von anderem Kaliber und gespickt mit Starts wie McAllister oder McCoist. Damals durften ja nur sechzehn Teams an der Endrunde teilnehmen. Das war also wirklich die Crème de la Crème von Europa. Nicht so wie heute mit 24 Mannschaften.»

«Wir werden das Turnier gewinnen»
1:17
Schotten sind zuversichtlich:«Wir werden das Turnier gewinnen»

Er habe seinem Sohn vor dem Spiel gegen die Deutschen gesagt, Schottland werde untergehen, und das mit 0:4. Es war die Prognose eines absoluten Kenners. Denn Henchoz spielte 2005 ein halbes Jahr für Celtic Glasgow. Allerdings mit bescheidener Bilanz: Er kam gerade mal auf sechs Spiele …

Kämpfe um den Röstigraben

Doch was lief damals so fundamental schief? Henchoz: «Zwei Drittel des Teams glaubte nicht mehr ans Weiterkommen und war geistig bereits in den Ferien. Schade und ein No-Go an einer EM-Endrunde.»

Auch Türkyilmaz findet heute genügend Gründe für die schlechte Leistung: «Wir waren kein Team! Da war einerseits der Röstigraben. Die Welschen und Tessiner waren offen für die Ideen von Artur Jorge, auch wenn die Entscheidung, Sutter und Knup nicht mitzunehmen, auf Unverständnis stiess. Die Deutschschweizer trauerten immer noch Roy Hodgson nach.» Und das war ein Problem, denn die beiden Coaches waren in der Mannschaftsführung komplett verschieden. «Hodgson wollte alles selbst bestimmen. Er fluchte, war laut, schrieb uns alles vor. Jorge hingegen war leise und introvertiert und gab uns viel Freiheit.»

Der geheime Schotten-Geheimplan

«Und so glaubte eine Mehrheit nicht mehr daran. Was schade war, denn wir hatten ein echt gutes Team. Denn mit dem 1:1 gegen England, als ganz Europa den Hut vor uns zog, hatten wir eine gute Basis gelegt. Die Emotionen waren da, um Grosses zu leisten. Doch am Ende des Tages war es in diesem Umfeld mehr als schwierig, Erfolg zu haben. Und so hatten wir keinen Erfolg.»

Und dieses 0:1 war eine Doppelniederlage, denn auch die Schotten schieden aus. Wegen eines mickrigen Törchens. Allerdings sollte dieser Sieg dennoch eine historische Komponente erhalten. Es ist bis heute der letzte schottische Sieg an einer Endrunde. Egal, ob EM oder EM. Kein Wunder fordert ein schottischer Journalist im Basecamp des Teams in Garmisch-Partenkirchen: «Wenn wir eine Chance haben wollen, müssen wir Ally McCoist, den Torschützen von damals, reaktivieren!» McCoist ist 61 ...

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?