Eigentlich, so war es vorgesehen, hätte ein Spieler ins Olympia-Eissport-Zentrum in Garmisch-Partenkirchen kommen sollen. Doch dann erklärt der Coach diesen Medienanlass zur Chefsache. «Das ist mein Job! Das ist nicht der Job von einem meiner Assistenten oder Spieler. Ich wollte, dass alle Fragen an mich geklärt sind, bevor wir die Schweiz ins Visier nehmen.»
Es ist also so etwas wie die letzte Stufe der Verarbeitung des ganz schwachen Auftritts gegen Deutschland. Deshalb war klar: Zuerst gehts nochmals und letztmals um dieses 1:5-Debakel. «Verliert man auf diese Art, muss man alle Kritik, die es gibt, einstecken.»
Clarke lädt Schuld auf sich
So erklärte Clarke, dass er die Schuld auch auf sich lade. «Vielleicht habe ich die Sinne der Spieler mit zu vielen Informationen vernebelt. Damit, was sie mit und ohne Ball machen sollen. Vielleicht habe ich eine falsche Botschaft ausgesandt. Aber wir haben viel besprochen. Wir wissen, was wir falsch gemacht haben. Und das ist das Verrückte am Emotionenspiel Fussball. Du kannst am Boden zerstört sein – und vier Tage später machst du einen fantastischen Match. So ist die Natur dieses Spiels.»
Am Ziel Achtelfinal hält der Coach logischerweise fest. «Nur haben wir jetzt kein Auffangnetz mehr über die Tordifferenz. Also brauchen wir vier Punkte.» Was heisst: Verlieren gegen die Schweiz verboten!
In den Hintern treten oder knutschen
Und wie stellt er seine Spieler wieder auf? Clarke ist ein Mann mit Humor: «Einigen habe ich in den Hintern getreten, einige geknutscht.»
Für die Schweiz hat er nur Lob übrig. «Hat mir sehr gut gefallen! Wenn ich mich an die letzten Qualifikationsspiele zurückerinnere – da haben sie nicht so gespielt, wie sie es können. Die Schweiz ist eine kleine Fussball-Nation. Aber die sind immer an den Endrunden dabei und qualifizieren sich immer für die K.o-Phasen. Das ist eine Turniermannschaft. Ein bisschen wie Deutschland. Beide waren in ihrem ersten Spiel bereit.»
«Von der Schweiz können wir uns einiges abschauen»
Und dann das überraschende Statement für einen Schotten, also für einen aus dem Co-Mutterland des Fussballs: «Das ist ein Land, an dem wir uns für die Zukunft einiges abschauen können.»
Schweizer Spielernamen hatte Clarke weder nach der Auslosung im Dezember noch im Vorfeld in den Mund genommen. Das änderte er am Sonntag: «Captain Granit Xhaka ist enorm wichtig für das Team. Er ist ein absoluter Schlüsselspieler, wie Toni Kroos bei den Deutschen. Aber ich habe Respekt vor allen Spielern. Das ist ein ganz schwieriger Gegner!»
McGregor entschuldigt sich bei der Tartan Army
Am Vortag hatte auch Celtic-Captain Callum McGregor (31) eloquent an selber Stelle Klartext und von einer Peinlichkeit geredet. Und vor allem: Er hat sich im Namen des Teams entschuldigt: «Wir müssen uns bewusst sein, dass wir für ein ganzes Land spielen. Sorry an unsere Tausenden fantastischer Fans der Tartan Army, die die Reise nach Deutschland angetreten haben und viel Geld ausgegeben haben.»
Ein bisschen Demut und Pathos hat noch nie geschadet. Ob das für das Spiel gegen die Schweiz hilft?