Exakt zum Auftakt der Europameisterschaft in Deutschland feiert Ramon Vega seinen 53. Geburtstag. Kaum ein anderer weiss, wie so ein grosses Turnier auf dieser grossen Plattform die Karriere in ungeahnte Bahnen lenken kann.
Vega, der als jüngstes von fünf Kindern eines spanischen Hilfsarbeiters in Trimbach aufgewachsen ist, wechselt mit 18 Jahren zu den Grasshoppers. Der junge und etwas naive Solothurner artikuliert sich in den ersten Jahren leicht holprig und muss von den etablierten GC-Cracks den einen oder anderen Scherz über sich ergehen lassen.
Doch dann kommt die Europameisterschaft 1996 in England. Der zuvor international auf keinem Radar erscheinende Vega imponiert mit seiner Physis und seiner Kampfkraft und lanciert innert weniger Wochen seine Karriere katapultartig.
Erster Schweizer in Schottland
Cagliari verpflichtet ihn, danach spielt er vier Jahre für Tottenham. Er geniesst mit seinen Teamkollegen Gianluca Vialli und David Ginola das Nachtleben. Und der Junge aus Trimbach gehört bald zur High Society. Für Modedesignerin Vivienne Westwood steht er als Unterhosenmodell auf dem Laufsteg.
Von Tottenham wechselt er als erster Schweizer in die schottische Liga. Für einen Wochenlohn von 35 000 Franken heuert der Paradiesvogel des Schweizer Fussballs bei Celtic Glasgow an. «Tottenham ist ein lächerlicher Verein, wenn ich sehe, was hier in Glasgow abgeht. Celtic ist ein Grossklub, Tottenham hat nur den Grössenwahn.»
Vega posiert damals für eine Reportage im «Sportmagazin» im Schottenrock. Was der Schotte unter dem Rock trägt, darauf weiss er damals keine Antwort. «Sicher ist nur, dass man aufgrund der Stoffdicke und der Falten auch ohne Unterwäsche nicht friert», sagt man in Schottland zum Kleidungsstück, das die Highlander aus Tradition und Stolz tragen. Ursprünglich hat man den Kilt erfunden, weil man damit im Kampf mehr Beinfreiheit hatte.
Jedes Spiel ein emotionales für Ramon Vega
Ramon Vega wird in diesen Tagen einige EM-Spiele vor Ort beobachten. Er pendelt heute zwischen London, Budapest und dem Mittleren Osten, wo er in Abu Dhabi, in Dubai und in Saudi-Arabien Beratermandate im Fussballbereich hat. Die Schweizer Gruppe ist für ihn als ehemaligen Nationalspieler eine hoch emotionale Angelegenheit. Seine Frau ist Ungarin, nach Schottland hat er immer noch Beziehungen zu seinen ehemaligen Mitspielern.
Vor dem kapitalen Spiel der Schweiz am Mittwoch gegen die Schotten hebt er den Mahnfinger. «Klar, sie haben einige verletzte Schlüsselspieler. Aber sie werden nach der Schlappe gegen die Deutschen wieder aufstehen», sagt er. Und die Schotten mit ihren tollen Fans werden erneut aus voller Kehle ihre Nationalhymne ins Stadion schmettern. «Flower of Scotland» heisst die Hymne, in der es darum geht, wie die Bravehearts gegen den englischen König Edward rebellierten. «Und wieder jene Nation zu werden, die getrotzt hat», heisst es in der Hymne.
Das wird für die Schotten am Mittwoch gegen die Schweiz das Motto sein. Vega will im Stadion in Köln mit dabei sein. Für ihn ist jedes Spiel dieser Gruppe eine emotionale Angelegenheit. Als ehemaliger Natispieler, mit seiner Vergangenheit in Schottland und mit seiner ungarischen Frau an der Seite.
Aber Deutschland hat Vega am 53. Geburtstag tüchtig geärgert.