Übrigens – die SonntagsBlick-Kolumne
An Olympia werden die Schweizer zu Papageien

Die Präsentation der Olympiakleidung weckt Erinnerungen an die späten 80er-Jahre, findet Reporter Felix Bingesser in seiner Kolumne.
Publiziert: 02.06.2024 um 19:48 Uhr
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Aktualisiert: 02.06.2024 um 21:22 Uhr
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Das präsentierte Gewand für Olympia.
Foto: On
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Felix BingesserReporter Sport

Die Schweizer Delegation wird im Juli als ein Schwarm bunter Vögel zu den Olympischen Spielen nach Paris reisen. Das Outfit der Delegation wird letzte Woche mit viel Tamtam der Öffentlichkeit präsentiert. Einer der Athleten staunt ob dem bunten Farbgemisch. «Aber wie ein Papagei fühle ich mich trotzdem nicht.»

Schlagzeilen macht die Präsentation nicht zuletzt wegen Ausrüster On. Mitinhaber der Firma ist Roger Federer. Und der erste Botschafter des Schweizer Sports ist auch bei der Präsentation dabei. Die luftig-lockeren Turnschuhe seiner Firma gehören neben den Adiletten und dem Aromat längst zur Standardausrüstung jedes Haushalts im Land.

Lange Arbeit für die Kleidung

Im ersten Moment entsteht der Eindruck, das bunte Olympia-Outfit sei bei einem Batik-Kurs entstanden, bei dem einem Teilnehmer ein weisses Kleidungsstück in den Farbtopf gefallen ist. Aber so simpel ist es nicht. Der kunterbunte Farbtolggen ist gemäss Medienmitteilung das Werk eines Entwicklungsteams nach monatelanger Arbeit. Die Farbigkeit steht für die Vielfalt der Kulturen und Sprachen. Und auch das Thema Nachhaltigkeit wird zeitgemäss berücksichtigt. Zwei Teile entstanden offenbar aus PET-Flaschen, die aus der Limmat gefischt wurden.

Beim Anblick dieses Farbanschlags auf den Schweizer Sport werden Erinnerungen an die späten 80er-Jahre wach. Es ist die Zeit der neonfarbenen Trainingskleider und Stirnbänder. Selbst auf den Skipisten ist Farbe Trumpf.

In der Ostschweiz gründet Bruno C. Schwarz, ein Aargauer, der im Immobilienbereich tätig ist, in Anlehnung an seinen Nachnamen die Firma Blacky. Mit den bunten Tenues werden Fussballklubs und selbst die Schweizer Nati ausgerüstet. Veloteams radeln mit Blacky-Tenues, Heinz Günthardt spielt in Blacky-Kleidern Tennis, Uli Stielike wird Generalvertreter der Firma in Spanien, und Christian Gross arbeitet neben seinem Trainerjob beim FC Wil im Marketing der Firma Blacky. Auch damals schauen die Trikots aus, als hätte Harald Nägeli, der berühmteste Sprayer von Zürich, die Farbdosen zur Hand genommen.

Federer hat zu Olympia spezielle Beziehung

Aber Blacky, mit dem Pferdchen im Logo, macht den Branchenriesen wie Adidas und Puma in der Schweiz das Leben schwer. Nach wenigen Jahren macht die Ostschweizer Firma Umsätze im zweistelligen Millionenbereich. Doch wie so oft: Dem kometenhaften Aufstieg folgt der Absturz. Hinten links beginnt das schwarze Pferdchen schnell zu lahmen.

Fehlinvestitionen reissen die Firma in den Abgrund. Der Konkurs ist nicht abzuwenden, und zum schlechten Schluss brennt das Lager mit 150000 Tenues und Trainingsanzügen. Die Polizei stellt Brandstiftung fest. Blacky hat den Schweizer Sport für einige Jahre bunter gemacht. Ohne Happy End.

Jetzt bringt die Firma von Mitinhaber Roger Federer wieder Farbe ins Spiel. Für Federer ist Olympia eine Herzensangelegenheit. Schliesslich hat er bei den Spielen in Sydney seine Frau kennengelernt. Aber das olympische Motto heisst mittlerweile auch für ihn: Süsser die Kassen nie klingeln.

Die neue Kollektion aus seinem Haus ist nicht der ganz grosse Wurf. Doch auch im Sport gilt: Kleider machen noch keine Leistung. Und vielleicht inspirieren die Papageien-Tenues zum Gewinn einer bunten Medaillensammlung.

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