Es gibt, was Gerüchte anbelangt, die allgemeingültige Faustregel: Gerüchte werden von Neidern erfunden, von Dummen verbreitet und von Idioten geglaubt.
Ausser Kraft gesetzt wird diese Regel nur in der fussballerischen Transferzeit. Dann werden die Stammtische zur Bühne der Plaudertaschen. Und die digitalen Plattformen zum Rummelplatz der Marktschreier. Und dann ist das Verbreiten von Gerüchten erlaubt. Gar erwünscht.
Denn der Busch- und Flurfunk und all die Latrinenparolen aus der Gerüchteküche gehören zum Fussball wie der Eckball und der VAR. Das milliardenschwere Spiel bezieht seine Faszination nicht zuletzt aus dem ganzen boulevardesken Drumherum. Noch so abstruse Spekulationen werden von den Fans aufgesogen wie der erste Schluck Wasser nach der Gipfelwanderung.
Da machen auch die Journalisten fleissig mit. Einer meiner ersten Lehrmeister hat es nicht so gerne gesehen, wenn sich der damalige Jungjournalist fleissig am «Mercato» beteiligt hat. «Ich kann auch mit der Schrotflinte ans Knabenschiessen. Irgendein Kügelchen landet dann sicher im Schwarzen», hat er mahnend gesagt.
Will heissen: Je mehr Gerüchte man weiterträgt, desto grösser ist die Chance, dass man auch mal einen Volltreffer landet.
Wie mit der Schrotflinte?
Jetzt kommt sie wieder, die Zeit der Wahrsager nach dem Blick in die Glaskugel. Gerade auf der Trainerposition bahnt sich in der Schweiz ein kleines Domino an. GC hat jetzt Marco Schällibaum installiert. Bei einem Abstieg müsste sich der Rekordmeister aber erneut umsehen. Wäre dann Alain Geiger ein Thema?
Wenn wir schon dabei sind, dann gehen wir gleich mit der Schrotflinte ans Knabenschiessen. Wird Urs Fischer neuer YB-Trainer? Oder holen die Berner Wunderwuzzi Patrick Rahmen aus Winterthur? Oder doch René Weiler? Warum nicht Peter Zeidler, der das Spektakel ins Wankdorf zurückbringen könnte? Dann müsste St. Gallen einen neuen Mann haben. Vielleicht Brunello Iacopetta, der beim kleinen Nachbarn Wil einen guten Job macht und als Trainerversprechen gilt.
Und wer denkt an Lucien Favre? Oder an Marcel Koller, der in Ägypten von Erfolg zu Erfolg eilt? Oder an Mattia Croci-Torti, der in Lugano ein kompaktes Spitzenteam geformt hat? Irgendwann wird auch er seine Tessiner Wohlfühloase verlassen müssen.
Oder wird einer dieser Namen beim FCZ ein Thema? Oder kommt dort Marc Schneider zum Handkuss? Oder holt Sportchef Malenovic seinen einstigen Klienten Mauro Lustrinelli aus Thun?
Und was passiert in Luzern? Mario Frick scheint nicht vorbehaltlos glücklich zu sein. Ist er der nächste Dominostein, der fällt? Wäre dann Michel Renggli, der ebenfalls ein talentierter Mann ist, ein Thema? Vielleicht bedient sich irgendjemand auch auf der Ersatzbank beim FC Basel. Dort sitzen mit Martin Rueda, Martin Andermatt und «Nachwuchsmann» Davide Callà Leute, die dereinst wieder Verantwortung übernehmen wollen.
So, der Schuss aus der Schrotflinte ist abgefeuert. Irgendein Kügelchen wird im Schwarzen landen. Dann wäre in dieser Kolumne ein kleiner Primeur versteckt.
Zu guter Letzt: Was macht eigentlich Gilbert Gress? Ohne ihn anzurufen, liegt seine Antwort auf der Hand. «Wenn es passt, bin ich bereit.»