Ein Blatt vor den Mund nehmen? Nicht Callum McGregor (31), der charismatische Captain von Champions-League-Teilnehmer Celtic Glasgow. Er ist sich im rauen Glasgower Alltag gewohnt, seinen Mann zu stehen. Er macht das auch in der Nationalmannschaft. Und erweist sich zudem noch als sprachgewandt. Aussergewöhnlich!
«Nur wir können diesen Schaden reparieren»
Es sei Teil eines Prozesses, sagt er, das nun hinter sich zu bringen und die Verantwortung für dieses 1:5 gegen Deutschland zu übernehmen. Übrigens: Zum Debakel kommt es just an seinem 31. Geburtstag. «Nur wir können diesen Schaden reparieren, der nun angerichtet ist. Klar, Deutschland ist eines der besten Teams an diesem Turnier. Die Deutschen hatten ein anderes Level als wir. Das respektieren wir. Wir aber haben nicht das gezeigt, was wir können.»
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Man habe diese Topspieler, die Deutschland hat, nie aus der Komfortzone locken, es ihnen nie unbequem machen können. «Wir hatten da nie Zugriff und das Spiel bis zum Schluss nicht so gemanagt, wie wir das sollten. Wir sind 0:3 hinten. Das Selbstvertrauen schwindet immer mehr. In dieser Konstellation entgleitet dir ein Spiel vollends. Und der Gegner, erst recht einer wie Deutschland, riecht dann natürlich Blut!»
Eine Erfahrung in Demut
In schwierigen Momenten zeige sich, wie stark eine Gruppe ist. «Wir müssen jetzt den Leuten zeigen, dass sie sich in uns getäuscht haben. Nun müssen wir zeigen, dass wir es verdienen, hier zu sein. Und dass wir nicht zufrieden sind damit, uns qualifiziert zu haben, sondern mehr wollen. Das ist der ultimative Test, wie wir als Gruppe dastehen. Es kann doch nicht sein, dass alles, was zuvor gut war, jetzt vergessen und sauer ist. Deshalb braucht es diese Erfahrung in Demut.» Denn, und das betont McGregor vor dem Schweiz-Spiel mehrmals, das Ziel bleibe das gleiche: Weiterzukommen!
«Wir spielen für ein ganzes Land»
Zuerst aber müsse man sich entschuldigen. «Sorry an unsere Tausende fantastischer Fans der Tartan Army, die die Reise nach Deutschland angetreten haben. Die viel Geld ausgegeben haben. Wir spielen ja nicht nur für uns. Wir spielen für ein ganzes Land. Das müssen wir uns bewusst sein nach dieser armseligen Leistung.»
Wie gefährlich diese Mischung aus Demut, Pathos und Patriotismus werden kann? Schwierig einzuschätzen. Schottland kann sicher mehr, als es gegen Deutschland gezeigt hat. Keine Frage. Die offene Frage ist bloss: Wie viel mehr? Am Mittwoch um 23 Uhr sind wir schlauer.