Die Roten feiern in Mugello 1000. GP
Kimi trotz Crash vor dem Ferrari-Duo

Bei Ferrari ist man beim 1000. Auftritt in der Formel 1 auf der eigenen Strecke in Mugello bescheiden geworden. Der umstrittene Chef Binotto: «Für uns zählt jeder WM-Punkt!» Klar, vor dem neunten Corona-Rennen liegen die Roten nur auf dem 6. WM-Rang!
Publiziert: 11.09.2020 um 12:54 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2020 um 18:27 Uhr
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Kimi Räikkönen platziert sich im zweiten Training in Mugello vor dem Ferrari-Duo.
Foto: Lukas Gorys
Roger Benoit

Ferrari feiert auf der hauseigenen Strecke von Mugello seinen 1000. GP-Auftritt seit 1950. Der erste Tag in der Toskana ging mit den für einmal dunkelroten Boliden in die Hosen!

Kimi Räikkönen (bald 41) war im Alfa-Sauber am Nachmittag als Neunter mit dem Maranello-Motor schneller als die Werkspiloten Leclerc (10.) und Vettel (12.).

Interessant, dass Leclerc am Morgen als Dritter hinter Bottas und Verstappen mit erstaunlichen 1:18,1 schneller war als bei der roten Niederlage am Nachmittag gegen Räikkönen (1:18,3).

Ferrari out – Mercedes vorne

Am Nachmittag, wo natürlich die Zeiten auf dem neuen Kurs schneller wurden, holte dann den roten Jubilar die Realität auf der 5,2 km langen Strecken mit der über 1000 Meter langen Geraden wieder ein. Leclerc (10.), der sich einmal drehte, und Vettel (12), der am Ende stehen blieb, tummelten sich mit ihren historisch lackierten Boliden wieder im Mittelfeld herum.

Dafür liessen es die zwei Topteams von Mercedes und Red Bull-Honda nach der schmerzlichen Niederlage am letzten Sonntag in Monza wieder krachen: Bottas vor Hamilton, Verstappen und Albon. Stark auch Renault.

Karambolage Kimi/Pérez

Um 16.12 Uhr, also 18 Minuten vor Trainingsschluss, kam es zu einem sonderbaren Zwischenfall: Sergio Pérez, aus der Boxengasse kommend, touchierte sich vor der ersten Kurve mit dem auf der Strecke heranbrausenden Kimi Räikkönen.

Der Finne berührte den linken Vorderflügel des Mexikaners und drehte sich ins Kiesbett. Rote Flagge, weil einige Trümmerteile auf der Piste herumlagen. Die FIA wird den an und für sich harmlosen Fall später noch untersuchen.

Pérez kassiert Strafe

Zwei Stunden nach dem Training fällten die FIA-Kommissäre ein etwas überraschendes Urteil. Sergio Pérez muss am Sonntag einen Startplatz zurück und bekommt in der Jahresstrafen-Wertung einen Punkt (Jetzt total 2). Wer innerhalb eines Kalenderjahres auf 12 Strafpunkte kommt, muss ein Rennen zuschauen.

Kimi grüsst von Platz 9 …

Die Bilanz der zweiten 90 Minuten: Räikkönen (40), der alle Reifentypen genau testete, liegt als Neunter im Alfa-Sauber vor dem Ferrari-Duo! Vor 20 Jahren hatte der jetzt noch punktelose Kimi hier ja seinen ersten Formel-1-Test für Sauber gemacht – und trotz nur 27 Rennen in kleineren Kategorien sofort einen GP-Vertrag für 2001 bekommen!

Teamkollege Giovinazzi landete nur auf Position 17. Noch hinter Latifi (18.) die beiden Haas-Ferrari von Magnussen und Grosjean, die beide über Motorenprobleme (Ferrari) klagten …

Töffs in Mugello schneller …

Alle Fahrer mussten auf der Strecke, wo der Motorad-Zirkus seit 30 Jahren um WM-Punkte kämpft, die ersten 90 Minuten zuerst einmal in die Fahrschule. Und den Topspeed von Ex-Weltmeister Andrea Dovizioso 2019 mit 356 km/h auf seiner Ducati kann man in der Formel 1 vergessen. Mehr als 330 km/h wird man nicht erreichen.

Reifenmordend …

Gefordert sind auf der wunderschönen Piste im Norden von Florenz vor allem die Reifen: Pirelli brachte die drei härtesten Mischungen in die Toskana (C1, C2 und C3). Trotzdem kann man jetzt schon sagen: Das ist Gummi-Mord! Die Opfer werden noch gesucht.

Und dazu lassen die Nackenmuskeln die Stars leiden. «Da haut es dir dauernd ins Genick» wunderte sich selbst der superfitte WM-Leader Lewis Hamilton (35).

Für 375 Euro ist man dabei

Erstmals in der Corona-Saison werden beim neunten Rennen Zuschauer zugelassen. Vor allem auf Druck von Ferrari, das sein Jubiläum mit über 800 geladenen Gästen (Autohändler) feiern will. Die restlichen 2000 Zuschauer hätten für den Eintritt zuerst über 800 Euro bezahlen müssen.

Bis sich offenbar die FIA einschaltete und der Preis für einen Tribünenplatz auf 375 Euro reduziert wurde. Trotzdem konnten nicht alle Tickets verkauft werden...

In zwei Wochen in Sotschi sollen 30 000 Fans auftauchen – und am 11. Oktober träumt der Nürburgring von Tausenden von Fans. Man kann nur hoffen, dass dort keine Partys steigen und überall die Sicherheitsmassnahmen der FIA eingehalten werden.

Vettel lässt sich vergolden

Thema Nummer 1 bleibt natürlich der Transfer von Sebastian Vettel (33) zu Aston Martin – und der Rauswurf von Sergio Pérez (30) nach sieben Jahren. Der Mexikaner ist sauer, aber die Abfindungs-Millionen lassen jetzt keine öffentliche Abrechnung zu.

Und für Vettel, der mit seinen ausgeplauderten Rücktritts-Gedanken den Transfer noch spektakulärer machte, rollen natürlich die bisherigen hohen Lohn-Millionen auch beim legendären Autohersteller. Unter 20 Millionen Euro setzt sich der vierfache Weltmeister sicher nie mehr in ein GP-Auto.

Kein Problem beim Sparpaket der zehn Teams, die ab 2021 mit einer Budgetobergrenze von 145 Millionen Dollar leben müssen. Aber eben: Die Fahrergehälter sind da nicht einbegriffen. Also kann man alle Fahrer weiter vergolden.

Retter Pérez rausgeworfen

Was war für Pérez der stolzeste Moment bei Force India, aus dem dann Racing Point wurde? Und die Antwort sagt alles: «Es ist der Moment, als ich vor zwei Jahren das Team und so viele Jobs gerettet habe.»

Pérez klagte damals, weil sein Gehalt nicht bezahlt worden war. Das trieb Force India in die Insolvenz. Nur so war es möglich, dass Mode-Milliardär Lawrence Stroll (61) und seine kanadischen Investoren das Team übernehmen konnten! Jetzt hat der Mohr seine Schuldigkeit getan, jetzt kann der Retter Pérez gehen!

Nur Startplatz 15 für Schumi

Die Formel 2 sucht ihren Meister 2020. Dabei kämpfen die drei Stars aus der Ferrari Academy (Ilott, Schumi und Shwartzman) gegen Red Bull-Junior Tsunda.

Während der Japaner sein Formel-1-Cockpit 2021 bei Alpha Tauri praktisch auf sicher hat, muss das rote Trio um die Zukunft zittern. Wer darf zu Haas oder Alfa-Sauber? Entscheidet am Ende sogar der berühmtere Name?

Nun, Schumi junior, der sich gestern einmal drehte und am Wochenende im alten Ferrari seines Vaters einige Demo-Runden machen darf, startet heute in Mugello zum ersten Rennen nur aus der 15. Position. Hinter Ilott (3.), Shwartzman (9.) und Tsunoda (11.).

Wie spannend der Titelkampf im GP-Kindergarten vor den letzten acht Rennen ist, zeigt der Stand: 1. Ilott 149. 2. Schumi 143. 3. Shwartzman 140. 4. Tsunoda 123.

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Die Resultate des 1. Trainings.
Foto: Twitter
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