Der Mann hat vier WM-Titel, 53 GP-Siege und 288 Rennen hinter sich. Inzwischen ist Sebastian Vettel auch 35 Jahre alt geworden. Da drängt sich beim Deutschen aus dem Thurgau natürlich die Frage nach dem Rücktritt auf. Ein Thema, das den Piloten schon nach sechs Jahren bei Ferrari nervte. Damals gab er nach 14 Siegen für die Roten Ende 2020 nicht ganz freiwillig auf. «Mir fehlte immer mehr die nötige Nestwärme!»
Jetzt ist Vettel seit zwei Jahren bei Aston-Martin-Mercedes ein «Grüner» geworden. Die Farbe, die wirklich am besten zum Umwelt-Verbesserer passt. Wie seit Monaten seine wilde Frisur. Auf dem Asphalt ist mit 15 WM-Punkten bei Halbzeit nicht mehr viel los. Das geht dem Mann, der bei fast jedem Rennen die Farbe seines Helmes und der T-Shirts ändert, ans Gemüt. «Ich will endlich wieder siegen», sagt er trotzig und weiss genau, dass er sich diesen Traum nicht mehr erfüllen kann. Also was will Vettel wirklich? Noch mehr Millionen oder die internationale Plattform für seine vielen Anliegen («Rettet die Bienen»)? Den Spass hat er längst verloren, wenn er tief in sich hineingeht. Aber Loslassen ist eine schwere Entscheidung, mit der sehr viele Superstars kämpfen. Aber man kann den Ruhm ohne Erfolg nicht noch jahrelang spazieren führen.
Vettel soll bei Aston Martin weiter auf der Wunschliste stehen. «Ja, wir reden», sagt er. Aber eine Garantie, dass die «Grünen» auf der Piste wieder nach oben kommen, kann ihm das Team um Milliardär Lawrence Stroll nicht geben. Also muss Vettel allein – nach spätestens 299 Rennen am 20. November in Abu Dhabi – die vielleicht letzte Entscheidung im Zirkus treffen. Ein Angebot von McLaren würde ihn vielleicht retten.
