Darum gehts
- EVZ-Trainer Tangnes droht Playoff-Aus gegen «Lehrling» Holden vom HCD
- Tangnes' Abgang und Nachfolger-Ankündigung könnten sein Team beeinflusst haben
- Der Norweger führte den EVZ 2021 und 2022 zu zwei Meistertiteln in Serie
Vor diesem Viertelfinal haben EVZ-Meistertrainer Dan Tangnes (46) und HCD-Headcoach Josh Holden (47) versichert, dass das Serien-Resultat ihrer Freundschaft nichts anhaben könne. Nur drei Spiele später muss sich Tangnes dem Gedanken stellen, dass der Auftritt vom Dienstag sein letzter vor Zuger Publikum gewesen sein könnte.
Die Fans zollen dem Norweger Tribut. Vor dem Spiel hissen sie ein riesiges Banner mit der Aufschrift «Gekommen als ein Niemand, gegangen als ein Held» mit Tangnes’ Gesicht und Pokal. Die Wertschätzung ist gross. Da wird er trotz Frust und Enttäuschung nach der 0:4-Pleite für einen Moment sentimental. «Ich hätte nicht gedacht, dass ich mir schon jetzt Gedanken darüber machen muss.» Nach sieben Jahren beim EVZ sind ihm Zug und viele Menschen dort ans Herz gewachsen.
Sie kennen sich in- und auswendig
Einer von ihnen ist sein Herausforderer Holden. Der Schweiz-Kanadier ist nach seiner Stürmerkarriere fünf Saisons Tangnes’ Assistent. An dessen Seite lernt er, was es braucht, um als Headcoach eine Mannschaft zu führen. Dass er das Zeug dazu hat, davon ist Tangnes von Anfang an überzeugt. Holden nennt ihn seinen Mentor. Er ist einer von fünf EVZ-Assistenztrainern, die nach ihrer Zeit in Zug bei anderen Klubs zum Chef geworden sind.
Wird Tangnes nun zum Verhängnis, dass er seinen Erfahrungsschatz und seine Philosophie so selbstlos weitergibt? «Es ist nicht mein Plan, hier mit einem Sweep aufzuhören», betont er. Ein sogenannter Sweep, ein 0:4 in einer Playoff-Serie. Doch genau dieses Debakel droht dem EVZ bei einer neuerlichen Niederlage am Donnerstag in Davos. Der Lehrmeister würde von seinem Schüler entzaubert.
Die beiden Trainer kennen sich in- und auswendig. Das hat es für sie zu einer Herausforderung gemacht, den Gegner zu überraschen. Bisher ist Holden dies exzellent gelungen. Er hat seinen Mannen das Playoff-Hockey eingeimpft, das er einst selbst so gerne zelebrierte. Hart, effizient und (noch) nicht über dem Disziplin-Limit. Der HCD strotzt vor Energie und Entschlossenheit.
Tangnes dagegen muss zu Serienbeginn mit dem Handicap vieler verletzter Leistungsträger umgehen. Das soll keine Ausrede sein, denn er sagt, dass auch das letzte Quali-Spiel mit zehn fehlenden Stammkräften gewonnen worden ist (4:1 gegen Leader Lausanne). Muss man sich also die Frage stellen, ob der zweifache Meistercoach seine Magie verloren hat? Ein Verdacht liegt nahe: Ende November gab er seinen Abgang bekannt (aus familiären Gründen) und trotz Vertrag bis 2026 – dies hat seine Position nicht gestärkt.
Zwei Wochen später wird verkündet, dass er in seine Wahlheimat nach Ängelholm zurückkehrt und dort SHL-Klub Rögle übernimmt. Dass mitten in der Saison ein Transfer verkündet wird, ist in Schweden äusserst ungewöhnlich. Doch Tangnes will damals transparent sein. Wiederum zwei Wochen später stellt der EVZ Noch-Assistent Michael Liniger (45) als Tangnes-Nachfolger vor. Eine verworrene Situation, vielleicht auch für die Spieler.
Viel Zeit bleibt Tangnes nun nicht mehr, um seine Mannschaft auf jenen meisterlichen Kurs zurückzubringen, der dem Klub langersehnte Titel (2022, 2021) beschert hat. Allerdings hat der Norweger schon mal bewiesen, dass er eine wundersame Wende bei einer 0:3-Rücklage in einer Serie hinkriegt: im Final 2022 gegen den ZSC.