Ihr Team hat erfolgreiche Wochen hinter sich. Aber die letzte Niederlage gegen Zürich war eine bittere. Wer hatte länger daran zu beissen?
Dan Tangnes: Normalerweise bin ich für ein paar Stunden verärgert und am nächsten Tag geht das Leben weiter. Das ist nie ein Problem.
Auch nach diesem Wahnsinnsspiel nicht?
Tangnes: Natürlich war es etwas härter als sonst. Aber so professionell muss man sein.
Josh, hatten Sie ein Déja-vu?
Josh Holden: Nein! (schmunzelt)
Der hierzulande unbekannte Norweger Dan Tangnes wurde 2018 vom EV Zug als Headcoach verpflichtet. Zuvor war er vier Jahre in der schwedischen SHL bei Linköping tätig. Gleich in seiner ersten Saison holte der 41-Jährige mit Zug den Cup-Titel und stiess mit seinem Team bis in den Playoff-Final vor. Bereits im letzten Herbst hat der Klub den Vertrag mit ihm bis 2024 verlängert. Tangnes lebt mit seiner Familie in Cham ZG.
Der hierzulande unbekannte Norweger Dan Tangnes wurde 2018 vom EV Zug als Headcoach verpflichtet. Zuvor war er vier Jahre in der schwedischen SHL bei Linköping tätig. Gleich in seiner ersten Saison holte der 41-Jährige mit Zug den Cup-Titel und stiess mit seinem Team bis in den Playoff-Final vor. Bereits im letzten Herbst hat der Klub den Vertrag mit ihm bis 2024 verlängert. Tangnes lebt mit seiner Familie in Cham ZG.
Aber Sie erlebten das in der Saison 2014/15 als Spieler zweimal, dass Sie nach einer 4:0-Führung 4:6 verloren haben in Zürich…
Tangnes: Während einer Karriere ist man mehrere Male in einer solchen Situation, mal auf der Gewinner- und mal auf der Verliererseite. Auf der einen ist es spassiger als auf der anderen. Aber man lernt daraus. Das ist das Wichtigste. Das sind genau die Dinge, die ein Team formen. Es war eine wertvolle Lektion für uns.
Wir gross ist Ihr Spielerherz noch?
Holden: Um ehrlich zu sein, mal grösser, mal kleiner. Manchmal im Spiel sehe ich gewisse Situationen mit anderen Augen. Zu lernen, das Spiel aus der Perspektive eines Coaches zu sehen, war und ist die langwierigste Herausforderung für mich nach dem Wechsel an die Bande. Aber ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich den Spielern Feedbacks geben und sie pushen kann, ohne meine Emotionen zu sehr zu involvieren.
Tangnes: Vor grossen Spielen, wenn der Adrenalinspiegel auch bei den Spielern höher ist, dann ist auch Josh aufgeladener. Aber das ist etwas Positives.
Sie starteten beide vor drei Jahren an der Bande in Zug. Josh kam direkt aus seiner Spielerkarriere. Wie war Ihre Einstellung am Anfang dazu?
Tangnes: Josh war damals schon ein grossartiger Botschafter des EVZ. Er verfügte über grosses Wissen über die Liga, die Teams und das Hockey in Zug, das ich noch nicht hatte. Er hatte die Perspektive eines Spielers, wonach ich auch gesucht habe. Nach jemandem, der noch spürt und weiss, was im Team abgeht, wie die Spieler denken und fühlen. Darum war es eine interessante Kombination. Und es gab mir die Möglichkeit, mich ab und zu über ihn lustig zu machen. (beide lachen)
Inwiefern?
Tangnes: Wenn man zuvor noch nie gecoacht hat, ist so vieles neu. Dazu gibts eine lustige Story. In einem der ersten Vorbereitungsspiele damals sagte ich ihm mitten im Match, dass er ab jetzt die Stürmer coacht.
Holden: Und ich hatte keine Ahnung, was ich jetzt tun soll. Er fragte immer wieder, los, wen schickst du raus, wen schickst du raus?
Tangnes: Er geriet fast in Panik (lacht). Denn als Trainer muss man ständig viele und schnelle Entscheidungen treffen.
Als Headcoach sehen Sie es also als Vorteil, einen Assistenten mit so langer Spielererfahrung an der Seite zu haben?
Tangnes: Ja. Ich lernte Josh als offenen, bescheidenen, lernwilligen Menschen kennen. Er kam nicht mit der Einstellung ins Trainerbüro, dass er alle Antworten schon kennt. Sondern arbeitete viele Stunden und tut es noch immer, um zu lernen und weiterzukommen. Die Perspektive eines Spielers ist für mich interessant, wertvoll und wichtig. Und hat schon oft geholfen, bessere Entscheidungen fürs Team zu treffen.
Wieviele Stunden verbringen Sie etwa miteinander?
Tangnes: Ich würde sagen, 60 bis 70 Stunden pro Woche.
Das ist mehr als mit irgend einem anderen Menschen.
Tangnes: Absolut, das denkt meine Frau wohl auch ab und zu (schmunzelt).
Sie kennen sich bestens. Vielleicht können Sie uns einige Eigenarten verraten?
Tangnes: Josh ist viel zu lieb. Er will immer alle um sich herum glücklich machen und vergisst dabei manchmal sich selbst.
Holden: Wenn ich zu wenig Schlaf kriege, kann ich auch mal schlecht gelaunt sein.
Tangnes: Josh ist eher introvertiert. Also überhaupt nicht mehr so wie damals als Spieler, als er sich den einen oder anderen Fight geliefert hat. Jetzt wird er ruhig, wenn ihm etwas nicht passt und murmelt etwas in seinen Bart. (beide lachen)
Wirklich?
Holden: Ja, das stimmt. Du bist einfacher zu lesen.
Tangnes: Man merkt sofort, in welcher Laune ich bin.
Bis 2018 war Josh Holden ein Spieler, der polarisiert hat. Ein Goalgetter zwar, der aber seine Physis genauso gerne sprechen liess. Zunächst in Fribourg und Langnau, ab 2008 stürmte der Kanadier für zehn Jahre in Zug. Nach seinem Karrierenende wechselte Holden, der mittlerweile auch den Schweizer Pass besitzt, beim EVZ als Assistenztrainer an die Bande. Mit seiner Familie lebt der 43-Jährige in Baar ZG.
Bis 2018 war Josh Holden ein Spieler, der polarisiert hat. Ein Goalgetter zwar, der aber seine Physis genauso gerne sprechen liess. Zunächst in Fribourg und Langnau, ab 2008 stürmte der Kanadier für zehn Jahre in Zug. Nach seinem Karrierenende wechselte Holden, der mittlerweile auch den Schweizer Pass besitzt, beim EVZ als Assistenztrainer an die Bande. Mit seiner Familie lebt der 43-Jährige in Baar ZG.
Man sieht Sie beide an der Bande oft lachen. Haben Sie den gleichen Sinn für Humor?
Tangnes: In diesem Business gibts so viel Druck. Wir versuchen, das Team fokussiert zu halten, aber die Atmosphäre dafür aufzulockern. Wir müssen einen guten Job machen, gleichzeitig sollten wir es geniessen können. Manchmal, wenn Anspannung oder Nervosität spürbar ist, hilft ein Witz, um alles aufzulockern.
Holden: Ich weiss jedenfalls, wie ich ihn zum Lachen bringe. Ihm gefällt vielleicht einfach mein komischer Humor.
Aber Sie haben auch schon Kämpfe ausgetragen?
Tangnes: Also physisch gekämpft haben wir bis noch nie (lacht). Aber ja, auch wir stehen manchmal vor Herausforderungen.
Holden: Dan ist sehr fordernd, aber immer fair, ehrlich und transparent.
Irgendwie fühlt sich das gerade an wie ein Interview mit einem alten Ehepaar, das sich neckt…
Tangnes: (lacht) Das verstehe ich. Manchmal provoziere ich ihn auch, wenn ich merke, dass er unglücklich ist mit etwas. Dann will ich, dass er es ausspricht und nicht in sich hineinfrisst.
Aber Sie fühlen sich noch nicht wie ein altes Ehepaar?
Tangnes: Nein, denn ich bin noch nicht so alt wie er.
Und Sie küssen auch nicht abseits der Kameras?
Tangnes: Nein! Das tun wir nur für die Kiss Cam im Stadion (lachen schallend). Sie hätten Joshs Gesichtsausdruck sehen sollen, als ich ihn auf den Kopf küsste. Das war in unserem ersten Jahr.
Zurück zum Sport. Eine einfache Erklärung, wie die Zusammenarbeit zwischen Headcoach und Assistenztrainer funktioniert?
Holden: Der Lernprozess für mich ist, nicht darauf zu warten, bis Dan mir sagt, was er von mir braucht. Sondern etwas zu kreieren, das er in seine Arbeit einfliessen lassen kann. Das war meine Herausforderung. Ich präsentiere meine Meinung, er kann rauspicken, was er davon brauchen kann.
Tangnes: Wir haben eine Struktur und jeder ist für unterschiedliche Bereiche verantwortlich.
Und die Aufstellung diskutieren Sie gemeinsam?
Tangnes: Ich brauche niemanden neben mir, der alles nur mit einem Kopfnicken absegnet, wenn ich etwas vorschlage. So werde ich, so werden wir nicht besser. Es ist wichtig, dass wir uns gegenseitig fordern und hinterfragen. Auch meine Assistenten mich. Ich stelle ihnen viele Fragen zu einer Sache, bevor ich meine Meinung sage und wir grosse Entscheidungen treffen.
Ein Meeting mit einem Spieler halten nur Sie als Headcoach ab?
Tangnes: Nein, natürlich nicht.
Wie ist das für Sie? Werden Sie an Ihre Meetings als Spieler mit dem Trainer erinnert?
Holden: Ich bin in Kanada so aufgewachsen, dass ein Spieler, wenn er zum Coach reingerufen wurde, einfach angeschrieen worden ist, vermutlich noch eine schlechte Antwort darauf gegeben hat und schlecht gelaunt wieder gehen konnte. Damals ging es um Autorität und Aggression, nicht um Interaktion. Das ist heute ganz anders. Es geht darum, dem Spieler etwas zu vermitteln. Wie er sich verbessern kann, wovon er langfristig profitieren kann, dass wir uns kümmern um seine Entwicklung. In meinem ersten Jahr war es hart, einige Spieler haben meine Worte geschätzt, aber andere hatten noch Mühe, mich nicht als Mitspieler zu sehen. Aber viele Gespräche halfen.
Tangnes: Für Josh war es zunächst auch schwierig, sich in der neuen Rolle zurechtzufinden, plötzlich nicht mehr Mitspieler sondern einer der Coaches zu sein.
Holden: Ich musste einen Weg finden, nicht zu kollegial und doch bestimmend zu sein.
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Als Headcoach spüren Sie aber die grössere Verantwortung und den grösseren Druck betreffend Erfolg und Misserfolg?
Tangnes: Da ist Druck, da ist Verantwortung. Aber als Trainer lernt man sehr schnell, sich auf die Dinge zu fokussieren, die man auch kontrollieren kann. Und dies tut man so konsequent und ehrlich wie man nur kann. Natürlich ist mein Job-Beschrieb ein anderer. Druck gehört zu diesem Business, aber ich bin so fokussiert auf meine Arbeit, dass ich ihn nicht zu nahe an mich ranlasse. Ich versuche, die Balance zu halten und mich nicht davon beirren zu lassen, was die Leute denken und sagen. Hochs und Tiefs wird es immer geben. Mich interessiert nur, was die Leute sagen, mit denen ich täglich zusammenarbeite für unsere Ziel.
Ein Ziel ist der Titel, nachdem man sich in Zug seit 23 Jahren danach sehnt. Was macht dieses Team zu einem Titelfavoriten?
Tangnes: Die Erfahrung, wir spielten zwei Playoff-Finals in den letzten vier Jahren. Aber so weit denkt noch niemand von uns. Sondern daran, wie wir die guten Gewohnheiten etablieren und festigen, die uns die Chance geben können, am Ende die Glücklichen zu sein.
Hat dieses Team den perfekten Meister-Mix?
Tangnes: Das wissen wir erst am Ende. Es ist ein starkes Team. Mit grossartigen Menschen und guten Spielern. Das ist ein gutes Fundament, um darauf aufzubauen. Haben wir die Voraussetzungen, um ein starker Konkurrent zu sein? Absolut. Der Schlüssel zu unserer Konstanz ist, dass niemand je zufrieden ist mit seiner Leistung. Wir wollen täglich besser werden und bleiben hungrig. Von dieser Einstellung bin ich beeindruckt.
Und was ist Ihre Meinung zur Erhöhung der Ausländer auf sieben?
Tangnes: Ich werde eine Meinung haben. Aber momentan habe ich noch zu wenig klare Fakten auf dem Tisch. Ich verstehe die Diskussion. Aber aktuell hätte ich dringendere Fragen, zum Beispiel, wie diese Saison zu Ende gespielt werden kann oder was passiert bei einem Corona-Fall in den Playoffs.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 20 | 12 | 40 | |
2 | ZSC Lions | 18 | 20 | 39 | |
3 | HC Davos | 19 | 21 | 38 | |
4 | SC Bern | 20 | 15 | 33 | |
5 | EHC Biel | 19 | 4 | 32 | |
6 | EV Zug | 19 | 11 | 29 | |
7 | EHC Kloten | 19 | -2 | 28 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 19 | -8 | 26 | |
9 | HC Ambri-Piotta | 18 | -10 | 24 | |
10 | HC Lugano | 17 | -13 | 22 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 19 | -11 | 22 | |
12 | Genève-Servette HC | 16 | -2 | 21 | |
13 | SCL Tigers | 17 | -3 | 21 | |
14 | HC Ajoie | 18 | -34 | 12 |