Nach Zürcher Fussball-Skandal
So hat man im Eishockey die Fan-Gewalt im Griff

Die Szenen beim Zürcher Fussball-Derby waren schockierend. Auch im Eishockey sind die Fans eine Herausforderung. Doch man glaubt da, auf dem richtigen Weg zu sein.
Publiziert: 29.10.2021 um 11:04 Uhr
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Aktualisiert: 29.10.2021 um 12:09 Uhr
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Ende Oktober haben FCZ-Fans Pyros in den GC-Sektor geworfen.
Foto: freshfocus
Stephan Roth

Seit drei Monaten ist David Lerch (42) Sicherheitschef der National League. Davor war er Leiter der Sektion Hooliganismus beim Bundesamt für Polizei. «Man kann Fussball und Eishockey nicht eins zu eins vergleichen, da es grosse Unterschiede bei der Masse der Fans und bei der Infrastruktur gibt», sagt er.

Sein erster Eindruck: «Wir sind mit unserer Strategie auf dem richtigen Weg.» Von den ersten 150 Spielen seien 140 ohne jegliche Zwischenfälle abgelaufen und somit von den Polizeibehörden als «grüne Spiele» eingestuft worden. Die Prädikate gelb (geringfügige Vorfälle) und rot (Vorfälle mit erhöhter Gefährdung) hätten nur je vier, fünf Partien halten, so Lerch. «Das stimmt mich positiv. Doch jedes rote Spiel ist eines zu viel.»

Wie sieht die Strategie im Hockey aus? «Im Stadion herrscht Nulltoleranz in Sachen Gewalt, Pyros und Rassismus», sagt Lerch. Bei jedem Vorfall wird ein Verfahren eröffnet und man bemüht sich die Täter zu eruieren.

Hier bewerfen sich FCZ- und GC-Fans mit Pyros
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Video zeigt:Hier bewerfen sich FCZ- und GC-Fans mit Pyros

Seit der «Schande von Lugano», als es 2001 nach dem ZSC-Meistertitel zu üblen Ausschreitungen kam, sind Auswüchse in den Stadien die Ausnahme: 2018 kam es bei Ambri – Lausanne zu Ausschreitungen und Pyro-Attacken, in deren Folge 42 Personen identifiziert und bestraft wurden.

«Dialog mit den Fans das A und O»

Beim Eishockey profitiert man auch davon, dass die Stadien geschlossen sind, die Video-Überwachung gut ausgebaut ist und die Fankurven kleiner als im Fussball sind. Und jedem, der nur über einen Funken Verstand verfügt, muss eigentlich klar sein, dass Pyros in einem geschlossenen Stadion nichts verloren haben. Als 2009 ein ZSC-Fan in Zug eine Rauchpetarde zündete, musste das Spiel abgebrochen werden. Es wurde forfait für den EVZ gewertet.

Lerch ist überzeugt, dass der «Dialog mit den Fans das A und O» sei. «Man darf die Fans nicht wie Kriminelle behandeln, sondern als Gäste. Sie müssen sich willkommen fühlen – auch die Gäste-Fans. Dann sind sie auch weniger aggressiv. Bei Gewalttaten folgt aber eine konsequente Sanktionierung mit Stadionverboten.»

«Es sind nur sehr wenige Fans, die unbelehrbar sind»

Apropos Gäste-Fans: Seit neun Jahren müssen sie sich in Zug ausweisen. Ihre Personalien werden mit der Hoogan-Datenbank abgeglichen, so dass keine Leute mit Stadion- und Rayonverbot reinkommen. Die Daten würden nur an die Behörden weitergeleitet, wenn es zu Straftaten komme, und wieder gelöscht, betont EVZ-Sicherheitschef Amin Ghiasi (41). Dieses Konzept habe sich bewährt. «Die Probleme haben massiv abgenommen.» Das gleiche gelte auch für die Polizei-Kosten, an denen der Klub beteiligt ist.

Der Gästesektor in Zug ist klein, hat nur Platz für 320 Fans. Ghiasi: «Ich weiss nicht, ob das auch im Fussball mit 1000, 2000 Gästefans umsetzbar wäre. Es wäre sicher mit einem hohen Personalaufwand verbunden. Die Kontrolle dauert pro Person zwischen 30 Sekunden und maximal einer Minute.»

Für Ghiasi ist klar, dass es mit ID-Kontrollen allein nicht getan ist. «Man muss dranbleiben. Es ist ein stetiges Arbeiten, um gemeinsam mit Fans und Behörden Lösungen zu finden.» Deshalb trifft man sich fast monatlich mit Fans verschiedener Couleur und Polizei-Vertretern zu einem Runden Tisch. «Ich glaube, dass es nur sehr wenige Fans sind, die unbelehrbar sind.» Die müsse man ermitteln, um dann gemeinsam mit den Behörden angemessene Sanktionen auszusprechen.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Davos
HC Davos
29
31
57
2
ZSC Lions
ZSC Lions
26
31
55
3
Lausanne HC
Lausanne HC
28
2
50
4
SC Bern
SC Bern
28
18
49
5
EHC Kloten
EHC Kloten
29
-5
47
6
EV Zug
EV Zug
28
19
46
7
EHC Biel
EHC Biel
28
4
40
8
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
28
-11
39
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
29
-6
39
10
SCL Tigers
SCL Tigers
27
1
38
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
26
1
36
12
HC Lugano
HC Lugano
27
-22
33
13
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
29
-20
33
14
HC Ajoie
HC Ajoie
28
-43
23
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