Blick: Claudius Schäfer, was haben Sie spontan gedacht, als Sie die Bilder aus dem Letzigrund sahen?
Claudius Schäfer: Ein wunderschönes Spiel ist durch Chaoten kaputtgemacht worden. Und das in einer nicht tolerierbaren Heftigkeit. Pyros in Richtung anderer Menschen zu werfen ist unglaublich!
Was ist an diesen Pyros so gefährlich?
Diese Fackeln können 2000 Grad heiss werden. Da ist die körperliche Integrität gefährdet, wenn man getroffen wird. Deshalb muss der Werfer hart bestraft werden.
Und sie sind illegal.
Das ist so, ja. Bereits das Zünden ist ein Verstoss gegen das Sprengstoffgesetz, das Werfen stellt eine zusätzliche Gefährdung dar.
Weshalb die Liga bei jedem Abbrennen Bussen ausspricht.
Richtig, diese Vorfälle werden rapportiert und von den zuständigen Stellen sanktioniert.
Aber die Polizei schreitet nicht ein?
Das Mitführen und Anzünden von verbotenem pyrotechnischem Material stellt wohl einen Verstoss gegen das Sprengstoffgesetz dar. Aus Gründen der Verhältnismässigkeit schreitet die Polizei aber nur beim Werfen dieser Gegenstände ein, denn dann handelt es sich um eine Gefährdung der körperlichen Integrität.
Was ist nun die Erwartungshaltung der Liga?
Die SFL erwartet vom FC Zürich, dass der Fall schnellstmöglich aufgearbeitet wird. Die wichtigste Aufgabe wird es sein, die Täter mithilfe von Polizei und den Stadionkameras zu identifizieren, damit diese der Justiz zugeführt werden können. Und das muss schnell gehen! Was die Liga angeht: Der Fall geht an die Disziplinarkommission, die dann Recht spricht.
Und hoffentlich Kurvenschliessungen oder gar Stadionverbote ausspricht, denn FCZ und GC haben in Sachen Sicherheit versagt.
Diese Massnahmen sind im Sanktionskatalog vorgesehen. Aber wir haben eine strikte Gewaltentrennung und die Disziplinarkommission ist völlig unabhängig in der Festlegung der Strafen.
In Frankreich sind drei Klubs nach Fanausschreitungen gar Punkte abgezogen worden.
Auch diese Massnahme ist im Katalog vorgesehen. Aber das ist eine einschneidende Massnahme, die einen Eingriff in den sportlichen Wettbewerb darstellt und am Ende auch die Spieler bestraft.
Hat es in allen Super-League-Stadien Kameras?
Ja, das ist eine Auflage an die Klubs.
Sind die Kameras in den Kurven hochauflösend und derart modern, dass sie Gesichtserkennung haben?
Für die Details der Qualität der Kameras müssen Sie die Klubs fragen. Wir wissen aber, dass in den letzten Jahren viel Geld in moderne Überwachungssysteme investiert wurde.
Jetzt ist die Zeit für personalisierte Tickets gekommen.
Das Thema wird aktuell in einer Taskforce diskutiert, die sich aus Fussballvertretern sowie Polizeikommandanten und der Fanarbeit zusammensetzt. Es ist handkehrum ein Reflex bei uns, sofort neue Massnahmen zu fordern, anstatt die bestehenden konsequent umzusetzen. Denn die wären durchaus griffig.
Und die wären?
Das Stadionverbot ist als Erstes zu nennen. Die mit einem Verbot belegten Personen können keine Fussball- und Eishockeyspiele mehr besuchen, weil an jedem Eingang zu den Fansektoren Polizeispotter im Einsatz stehen, welche diese Personen kennen. Die Klubs stehen dabei in der Pflicht, die Verbote rigoros auszusprechen. Dann gibt es das sehr effektive Mittel der Meldeauflage. Oder auch das Rayonverbot, bei dem man sich überlegen muss, es auf die Anfahrt, also auf die Anwesenheit in Fanzügen, auszudehnen. Wir wünschen uns vonseiten der Justiz, dass diese möglichen Massnahmen bei nachweislichen Gewalttätern verstärkt angeordnet werden und auch konsequent umgesetzt werden.
Offenbar ist das nicht der Fall.
Da gehts um den Mitteleinsatz, um personelle Engpässe. Es ist oft eine Sisyphusarbeit, jemanden zu identifizieren. Erst recht, wenn er vermummt ist. Aber diese Aufgabe kann nur die Polizei wahrnehmen und wir erwarten dabei die grösstmögliche Unterstützung.
Ein Vermummungsverbot würde also helfen?
Auch das Vermummungsverbot hat seine Tücken und kann oft aufgrund des Verhältnismässigkeitsprinzips nicht durchgesetzt werden.
In Italien ist die Gewalt in den Stadien mit den personalisierten Tickets massiv zurückgegangen.
Das stimmt. Aber die Zuschauerzahlen sind eingebrochen. Zudem weiss man trotz der personalisierten Tickets nicht automatisch, wo sich jemand im Stadion befindet, wenn er sich bewegt. Man weiss also nur, wer im Stadion ist, für die Identifizierung von strafbaren Personen ist die Massnahme nicht per se zielführend.
Der Schritt vom Vorzeigen des Covid-Zertifikats zusammen mit der ID zum personalisierten Ticket ist doch nun klein?
Der grosse Unterschied zum Zertifikat ist, dass beim personalisierten Ticket die Daten mit der Hooligan-Datenbank abgeglichen und gespeichert würden. Während Sie und ich damit kein Problem hätten, wehren sich die Fan-Gruppierungen dagegen.
Na und?
Wir dürfen nicht vergessen, dass die grosse Mehrheit der Fans in der Schweiz für eine schöne Stimmung sorgt und die Mannschaften toll unterstützt. In Sion wurde auf Anfang dieser Saison das personalisierte Ticket eingeführt. Die Fans blieben den Spielen fern. Eine neue Massnahme muss zielführend, umsetzbar und verhältnismässig sein. Wir müssen nun prüfen, ob das personalisierte Ticket diese Anforderungen erfüllt.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Lugano | 18 | 6 | 31 | |
2 | FC Basel | 18 | 21 | 30 | |
3 | FC Lausanne-Sport | 18 | 9 | 30 | |
4 | FC Luzern | 18 | 3 | 29 | |
5 | Servette FC | 18 | 2 | 29 | |
6 | FC Zürich | 18 | -1 | 27 | |
7 | FC Sion | 18 | 4 | 26 | |
8 | FC St. Gallen | 18 | 6 | 25 | |
9 | BSC Young Boys | 18 | -4 | 23 | |
10 | Yverdon Sport FC | 18 | -12 | 17 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 18 | -10 | 15 | |
12 | FC Winterthur | 18 | -24 | 13 |