Auch drei Tage nach der «Schande von Zürich 2.0» ist die Aufarbeitung der Ausschreitungen noch in vollem Gang. Bei den Szenen, die sich am Samstagabend im Letzigrund abgespielt haben, wird deutlich: Die FCZ-Chaoten hatten sich eine klare Strategie zurechtgelegt, um bis zum Sektor der GC-Anhänger stürmen zu können.
Blick zeigt, mit welchen drei Tricks ein Mob aus rund 50 Personen das Sicherheitskonzept im Stadion innert Kürze ausgehebelt hat.
1. Kleidertausch und Vermummung auf der Toilette
Als sich der Match im Letzigrund dem Ende zuneigt, verschwinden immer mehr vom harten Kern der FCZ-Fans aus der Südkurve. Sie ziehen sich auf die Stadion-Toiletten zurück – dem einzigen Ort, wo sie nicht von Kameras überwacht werden. Auf den WCs werden Kleider getauscht, Handschuhe montiert und Kapuzen hochgezogen. Die zuvor auf Überwachungsfilmen erstellten Fan-Profile passen so auf einen Schlag nicht mehr mit dem Erscheinungsbild der Chaoten zusammen. Eine spätere Identifizierung dank Video-Bildern wird so praktisch unmöglich.
2. Über den Familien-Sektor zurück ins Stadion
Der Sektor der FCZ-Fans ist umgeben von einem meterhohen Zaun sowie von Plexiglasscheiben. Zudem steht der Bereich unter besonderer Beobachtung und Sicherheitskräfte sind für ein rasches Eingreifen postiert. Ein grosser Teil des Mobs sucht sich darum einen anderen Weg, um möglichst ungehindert vor die GC-Fans zu gelangen. Wie die anderen Zuschauer auch verlassen mehrere Dutzend Chaoten nach dem Schlusspfiff das Stadion. Die Tore an den Ausgängen der Sektoren sind mittlerweile weit geöffnet, Ordner und Securitys dort nur noch vereinzelt aufgestellt. Das machen sich die Ultras zunutze. Sie kehren über den Familien-Sektor zurück ins Stadion, stürmen – vorbei an flüchtenden Zuschauern – die Treppen hinunter und sind mit einem Sprung auf der Rennbahn des Letzigrunds.
3. Dank Leiter gelingt die Rückkehr in die Masse
Etwa zwei Minuten lang toben sich die Chaoten im Inneren des Stadions aus, dann sprinten sie zurück Richtung Südkurve. Um möglichst rasch über den hohen Zaun zurück auf die Tribünen zu gelangen, ist dort eine Leiter postiert worden. Diese wird normalerweise zum Beispiel für die Montage von Choreos verwendet. Jetzt aber hilft sie dem Mob, wieder in der Masse der Fans und damit auch in der Anonymität unterzutauchen.
Es bleibt zu hoffen, dass das Sicherheitskonzept am kommenden Samstag wieder besser funktioniert, als beim Zürcher Derby. Dann nämlich gastiert der FC Basel zum Spitzenspiel gegen den FCZ im Letzigrund (Anpfiff 20:30 Uhr). Erfahrungsgemäss ist auch das ein Aufeinandertreffen mit besonders viel Zündstoff auf den Rängen.