Als Lausanne 2013 aufstieg, freute man sich in der Szene über den Klub mit den vielen und begeisterungsfähigen Fans. Inzwischen sind die Waadtländer für viele zum Feindbild geworden.
Es begann damit, dass Hugh Quennec mehr oder minder diskret Besitzer von Servette und Lausanne war, ehe Ken Stickney 2016 in Kloten alles fallen und liegen liess, um bei Lausanne einzusteigen. Man wolle die Nummer 1 in Europa werden, tönte er und machte sich als Preistreiber unbeliebt.
2020 übernahm dann Petr Svoboda, der tschechische Olympiasieger von 1998. Der 55-jährige Ex-NHL-Verteidiger und - Agent stieg zusammen mit den diskreten, in der Region ansässigen, Financiers Zdenek Bakala und Gregory Finger ein. Seither herrscht das grosse Chaos.
Roe erlitt einen Kieferbruch
«Dieser Klub ist eine Schande für die Liga. Auf und neben dem Eis», wetterte ZSC-Coach Rikard Grönborg nach dem 1:0-Sieg gegen Lausanne und keilte gegen Trainer und Sportchef John Fust: «Er hat sein Team nicht im Griff. Es ist peinlich. Und er ist auch peinlich. Er sollte nicht Coach sein!» Fust sagte, er wisse nicht, warum ihn Grönborg beschimpft habe, und forderte eine Bestrafung des Wüterichs.
Der Grund für die Eskalation? Lausanne bot wie in der Playoff-Serie gegen den ZSC im Frühling Banditen-Hockey, ohne Rücksicht auf die Gesundheit. Allen voran Mark Barberio. Der Kanadier, der damals für eine Attacke gegen Sven Andrighetto als Wiederholungstäter für sechs Spiele gesperrt worden war, streckte diesmal Garrett Roe mit einem Crosscheck ins Gesicht nieder. Der Amerikaner zog sich einen Kieferbruch zu, wurde operiert und fällt mehrere Wochen aus. Gegen Barberio eröffnete der Einzelrichter ein Verfahren. Alles andere als eine erneute lange Sperre wäre ein Skandal.
Im Frühling war Fust noch nicht der Chef. Da war es noch Craig MacTavish, der sein Team nicht unter Kontrolle hatte. Deshalb spricht Grönborg von einer schandhaften Kultur im Verein, der in den Playoffs auch noch mit einem Video Verschwörungstheorien befeuerte.
Im Clinch mit Spielern und gefeuerten Trainern
Unter Svoboda geht es nicht nur auf dem Eis drunter und drüber. Zwei Trainer wurden bereits gefeuert – Fust hält sich noch. Sowohl Ville Peltonen als MacTavish mussten vor Gericht um ihr Geld kämpfen.
Spieler werden wie Schachfiguren herumgeschoben. So fanden sich Nati-Stürmer Joël Vermin, wie auch Josh Jooris und Tyler Moy plötzlich in Genf wieder. Nati-Verteidiger Joël Genazzi wurde erst anderen Klubs angeboten, verlängerte dann seinen Vertrag aber.
Auch in den Gesprächen um Corona-Lohnverzichte wurde mit sehr harten Bandagen gekämpft, so dass sich die Spieler einen Anwalt holten. «Es war ein wenig Mafia-Style», sagte der nach Biel geflüchtete Robin Grossmann in einem «MySports»-Podcast.
«Die machen ohnehin, was sie wollen»
Und als die Sportchefs letzte Saison während Corona über einen Transfer-Stopp berieten, scheiterte das auch am Misstrauen gegenüber den Waadtländern. «Die machen ohnehin, was sie wollen», hiess es damals hinter vorgehaltener Hand.
Ins Bild vom chaotischen Klub passt auch die Episode um den verletzten EVZ-Star Dario Simion, als die Zuger vergeblich den Lausanner Teamarzt anforderten.
So schütteln viele in der Liga den Kopf über den Klub. Und ein Sportchef sagt, was viele Beobachter denken: «Es erstaunt mich, dass immer noch Spieler Verträge in Lausanne unterschreiben.» Erst letzte Woche unterzeichnete Biel-Stürmer Michael Hügli für fünf Jahre in Lausanne.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 29 | 34 | 61 | |
2 | Lausanne HC | 32 | 13 | 61 | |
3 | SC Bern | 32 | 21 | 58 | |
4 | HC Davos | 33 | 24 | 58 | |
5 | EHC Kloten | 33 | 0 | 57 | |
6 | EV Zug | 31 | 19 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 31 | 3 | 45 | |
8 | EHC Biel | 31 | -1 | 42 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 32 | -11 | 42 | |
10 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 33 | -14 | 42 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 32 | -21 | 41 | |
12 | Genève-Servette HC | 29 | -1 | 39 | |
13 | HC Lugano | 31 | -20 | 39 | |
14 | HC Ajoie | 31 | -46 | 26 |