Lausanne hat neue Besitzer
Warum investieren sie in einen Schweizer Hockey-Klub?

Lausanne hat drei neue Besitzer. Ins Rampenlicht stellt sich bisher nur einer: Der tschechische Olympia-Held Petr Svoboda. Sein Kumpel Craig MacTavish bleibt Trainer.
Publiziert: 27.05.2020 um 14:31 Uhr
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Petr Svoboda, der neue Boss bei Lausanne, mit seinem Kumpel Craig MacTavish, der Trainer bleibt.
Foto: keystone-sda.ch
Stephan Roth

Jetzt ist es offiziell: Lausanne hat neue Besitzer. Und wie fast immer, wenn internationale Investoren bei einem lokalen Schweizer Verein einsteigen, kommt reichlich Skepsis auf. So kann es nicht erstaunen, dass die Waadtländer bei der Präsentation prophylaktisch von neuen, in der Region verankerten, Investoren sprechen, die dem Klub «langfristig Stabilität» bringen, um «regelmässig ein Kandidat für die ersten Plätze» zu sein.

Zwei der neuen Besitzer haben sich schon länger in der Romandie niedergelassen: Der Tscheche Zdenek Bakala, der auch über den US-Pass verfügt, lebt mit seiner Familie seit zehn Jahren im Waadtland. Der 59-Jährige mit einem geschätzten Vermögen von über 700 Millionen Franken ist als Investor im Immobilien- und Medien-Sektor tätig und machte sich auch im Sport mit dem Rad-Team Deceuninck-Quick Step einen Namen.

Seit fast 20 Jahren lebt Gregory Finger (54) in der Nähe von Lausanne. So verfügt er neben dem russischen und amerikanischen auch den Schweizer Pass.

«Lausanne hat eine grosse Zukunft vor sich»

Der dritte Mann im Bunde ist Petr Svoboda (54). Der ehemalige NHL-Haudegen, der Tschechien 1998 im Final gegen Russland zum Olympiasieg in Nagano schoss, war nach seiner Aktiv-Karriere als Spieleragent tätig und zog in Lausanne, schon bevor der Verkauf im Trockenen war, im Hintergrund die Fäden.

Doch was will das neue Investoren-Trio, von dem keiner über die Aktienmehrheit hat, überhaupt mit dem HC Lausanne? Es klingt auch da wie bei anderen Klub-Käufern aus dem Ausland, wie zum Beispiel beim Vor-Besitzer Ken Stickney und seinen Partnern, die sich nun nach Kloten 2016 zum zweiten Mal zügig wieder bei einem Schweizer Klub verabschiedet haben.

«Lausanne hat eine grosse Zukunft vor sich», lässt Bakala ausrichten und dessen langjähriger Freund Svoboda sagt: «Trotz der Herausforderungen, mit denen sich der Sport in ganz Europa konfrontiert sieht, sehen wir ein enormes Potenzial in einem gut geführten Lausanne HC.» Für Finger, der sein Geld in der Internet-Branche machte und seit zwei Jahren bei einem LHC-Donatorenklub dabei ist, sei es eine Herzensangelegenheit. «Ich habe mich in den Klub verliebt», lässt er sich kitschig zitieren. Ob sein Motiv glaubhafter ist, sei dahin gestellt.

Svoboda behält Kumpel MacTavish als Trainer

Während Bakala die Öffentlichkeit nicht scheut, mag es Finger, dem Forbes schon vor Jahren ein Vermögen von 500 Mio. attestierte, diskret. Im Internet ist kein Bild von ihm zu finden. Der Präsentation in Lausanne bleiben beide fern. Was zeigt: Das Sprachrohr des Klubs ist Svoboda, der als Director of Hockey Operations fungiert. Schon die Entlassung von Sportchef Jan Alston und Trainer Ville Peltonen dürfte er orchestriert haben, ebenso wie die Verpflichtung von Craig MacTavish als neuen Coach. Sein kanadischer Kumpel und Ex-Teamkollege bleibt an der Bande.

Glauben die neuen Besitzer tatsächlich daran, mit Lausanne Geld zu verdienen? Der Klub hat mit dem neuen Stadion zwar gute Voraussetzungen, drehte zuletzt aber auch munter an der Lohnspirale mit. Selbst wenn es den Klubs in Zukunft gelingen sollte, die Spielersaläre zu senken, wird das Schweizer Eishockey wohl nicht so schnell zur Goldgrube. Geld haben zumindest Bakala und Finger allerdings schon mehr als genug.

Wie nachhaltig ihr Engagement sein wird, muss sich weisen. Auf die erste Erfolgsstory von ausländischen Investoren im Schweizer Eishockey oder Fussball wartet man noch. Und solange sich das nicht ändert, lassen die miserablen Erfahrungen mit Leuten wie Stickney & Co., Hugh Quennec (Servette und Lausanne), oder den Fussball-Totengräbern Bulat Tschagajew (Xamax), Marc Roger, Mashid Pyshyar (beide Servette), Waldemar Kita (Lausanne), Gilbert Kadji (Sion), Igor Belanow oder Mehmet Günal (beide Wil) die Alarmglocken läuten. Doch zumindest kurzfristig hilft Lausanne das Engagement.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
20
12
40
2
ZSC Lions
ZSC Lions
18
20
39
3
HC Davos
HC Davos
19
21
38
4
SC Bern
SC Bern
20
15
33
5
EHC Biel
EHC Biel
19
4
32
6
EV Zug
EV Zug
19
11
29
7
EHC Kloten
EHC Kloten
19
-2
28
8
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
19
-8
26
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
18
-10
24
10
HC Lugano
HC Lugano
17
-13
22
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
19
-11
22
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
16
-2
21
13
SCL Tigers
SCL Tigers
17
-3
21
14
HC Ajoie
HC Ajoie
18
-34
12
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