Marc Crawford (63) hat in seiner langen Trainerkarriere schon mehrfach bewiesen, dass er weiss, wie man Titel erobert. 1996 führte er die Colorado Avalanche zum Stanley-Cup-Sieg und mit den ZSC Lions gewann er 2014 den Titel und wiederholte im letzten Frühling das Kunststück etwas mehr als ein Jahr nach seiner Rückkehr nach Zürich.
Doch kann der Kanadier auch Titelverteidigung? Als Trainer hat er dies noch nicht geschafft, als Spieler in der Juniorenliga OHL mit den Cornwall Royals hingegen schon, was er nicht unerwähnt lassen will.
«Den Titel erfolgreich zu verteidigen, ist schwierig», sagte Crawford schon vor dem Saisonstart gegenüber MySports.
Mit Colorado scheiterte Crawford 1997 im Halbfinal in einer epischen Serie, die von bösem Blut und Gewalt geprägt war, an Erzrivale Detroit Red Wings. Dabei gerieten auch die Trainer aneinander. Und Detroits legendärer Coach Scotty Bowman (91, 9 Stanley-Cup-Siege als Trainer) sagte zum heissblütigen Crawford: «Ich kannte deinen Vater vor dir, und ich denke, er wäre nicht sehr stolz darauf, wie du dich aufführst.»
Friedlicher verliefen die missglückten Versuche, mit den ZSC Lions den Titel zu verteidigen. 2013 scheiterte Crawford, der Meistercoach Bob Hartley ersetzt hatte, im Halbfinal an Fribourg. Und 2015 schockte der HC Davos mit dem überragenden Leonardo Genoni und Reto von Arx, der in seinem letzten Spiel den Final entschied, die favorisierten Zürcher.
«Wir müssen die Latte hoch legen»
Was braucht es, um einen Titel erfolgreich verteidigen zu können? «Man muss die ganze Saison gut spielen, möglichst gesund bleiben und dann Reife beweisen», sagt Crawford zu Blick. «Spieler, die endlich einen ersten Titel gewonnen haben, verstehen, welchen Preis man bezahlen muss, um zu gewinnen. Und ich denke, das ist bereits zu sehen bei Malgin, Andrighetto, Weber und hoffentlich auch bei Hollenstein, wenn er von seiner Verletzung zurückkehren wird.» Der Routinier dürfte noch mindestens einen Monat ausfallen.
Doch ist das Team noch hungrig? «Oh, ja!», sagt Crawford wie aus der Pistole geschossen. «Das ist wichtig. Das ist eine wirklich gute, schnelle Liga. Die Gegner wissen, dass sie gut spielen müssen, um uns zu schlagen. Wir müssen die Latte hoch legen, und wenn wir das tun, glaube ich an unsere Chance.»
Vor dem starken Auftritt gegen Servette, den nur das Resultat (2:1 n. V.) leicht trübte, hatte sich in den ersten Spielen zwischenzeitlich der Schlendrian eingeschlichen. «Zu glauben, dass zu Beginn der Saison alles perfekt ist, wäre Wunschdenken. Aber wir müssen uns verbessern», so Crawford.
Dass der Titel erfolgreich verteidigt wird, ist selten. Seit Kloten von 1993 bis 1996 viermal am Stück Meister wurde, gelang es nur noch dreimal: Zunächst zweimal mit unterschiedlichen Trainern, 2000 (Kent Ruhnke) und 2001 (Larry Huras) den Lions und 2016 (Lars Leuenberger) und 2017 (Kari Jalonen) dem SCB, ehe es Dan Tangnes 2022 mit dem EVZ schaffte. Die Zuger profitierten dabei möglicherweise davon, dass sie ihren ersten Titel wegen der Pandemie ohne Fans holten und so noch Nachholbedarf hatten.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 27 | 32 | 58 | |
2 | HC Davos | 31 | 26 | 57 | |
3 | Lausanne HC | 30 | 9 | 56 | |
4 | EHC Kloten | 31 | 0 | 53 | |
5 | SC Bern | 30 | 17 | 52 | |
6 | EV Zug | 29 | 16 | 46 | |
7 | SCL Tigers | 29 | 3 | 41 | |
8 | EHC Biel | 29 | 1 | 40 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 30 | -8 | 39 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 30 | -19 | 39 | |
11 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 31 | -15 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 27 | 0 | 36 | |
13 | HC Lugano | 29 | -22 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 29 | -40 | 26 |