Als der Job erledigt, der zehnte Titel der ZSC Lions im Trockenen ist, beginnt die grosse Feier. Wobei die frisch gekrönten Meister erst einmal ihre Familienangehörigen und Freunde aus dem Getümmel der Fans, die das Eis nach der Pokalübergabe geordnet stürmen durften, lotsen müssen.
Trainer Marc Crawford winkt Frau Helene herbei und küsst sie, so wie vor zehn Jahren in Kloten, als er erstmals mit dem ZSC Meister wurde, als aber alles viel gesitteter ablief. Dann stürmt seine Tochter Kaitlin heran und fällt ihrem Papa in die Arme.
Später beim TV-Interview mit MySports sagt Crawford: «Das ist meine Tochter. Sie ist Sport-Psychologin. Ich habe so viel von ihr gelernt – wie man als Team Leistung bringt.» Und fügt an: «Ich habe meinen Spielern früher nie gesagt, dass ich sie liebe. Diesmal habe ich es ihnen gesagt.» Und Kaitlin sagt strahlend: «Das war meine Idee.» Es sei das erste Mal, dass sie sehe, wie ihr Vater gewinne. «Als er in Colorado den Stanley Cup gewann, war ich drei Jahre alt und nicht dabei. Und als sie 2014 gewannen, war ich noch in der Luft und verpasste den Titel um sieben Stunden. Und jetzt bin ich hier. Ich könnte nicht stolzer sein.»
Während seine freudetrunkenen Spieler noch nicht wissen, wo die Nacht weitergehen soll, sagt Crawford: «Wir gehen noch in die Stubä!» Damit meint der nun zweifache Meister-Coach das Lokal der ehemaligen ZSC-Stürmer Roman Wick und Lukas Grauwiler im Langstrassen-Quartier.
Schäppi junior auf den Spuren seines Vaters
«Dieser Titel ist ganz oben mit den anderen, die ich gewonnen habe», ordnet Crawford ein. «Wenn man Game 7 gewinnt, ist es wirklich speziell. Diese Jungs haben sich durch nichts vom Ziel abbringen lassen. Auch nicht, als Denis Malgin verletzt ausfiel.»
Die Feier wirkt eher etwas zurückhaltend. Man hat den Eindruck, dass die Mannschaft im ersten Moment mehr erleichtert als euphorisiert ist. «Der Druck auf diesem Team war so gross. Da war für viele der erste Gedanke, als die Schlusssirene erklang: Uff!», bestätigt Goalie Simon Hrubec. Er selbst ist allerdings völlig aufgedreht, als er mit dem Pokal in den Händen rumrennt.
Derweil ist Denis Hollenstein, der endlich seinen ersten Titel gewonnen hat und sofort den Pokal von Captain Patrick Geering bekam, hat er als einer der Ersten die obligate Meisterzigarre zwischen den Zähnen, nachdem er seine Frau und seine Töchter in Sicherheit gebracht hat.
Unbeeindruckt vom ganzen Trubel und der späten Stunde ist der dreijährige Sohn von Reto Schäppi. Mit dem zu grossen Helm auf dem Kopf und einem Nuggi im Mund wirbelt er durch den Gang vor der Kabine und schlägt mit einem Hockey-Stock nach einer zum Puck umfunktionierten Tape-Rolle. Unermüdlich. Wie der Papa, der äusserst starke Playoffs spielte.
Champagner löst Kabinen-Alarm aus
Eher (noch) nüchtern kommentiert Schäppi das Geschehen. Er hat Erfahrung mit dem Feiern. Wie Geering und Chris Baltisberger holte er den Pokal schon 2012, 14 und 18. Er verabschiedet sich nun mit Titel Nummer 4 zu Kantonsrivale Kloten, obwohl er zu gerne seine Karriere beim ZSC beendet hätte. Jetzt seien «scho bitzli» Emotionen aufgekommen, sagt er. «Das ist schon ein schöner Abschied.» Feuchte Augen habe er aber nicht bekommen. Im Gegensatz zu Teamkollege Simon Bodenmann, der seine Karriere mit dem dritten Titel beendet.
Denis Malgin, der kurz vor der ersten Pause mit einer Verletzung ausgefallen war, sagt nach seinem ersten Titel: «Es ist ein sehr schönes Gefühl, ich bin erleichtert.» Über sein lädiertes Knie will er nichts sagen. Doc Gerry Büsser sagt: «Das Knie war nicht mehr stabil.» «Es war nicht einfach, zuzuschauen. Ich habe alles gemacht, den Jungs geholfen. Wir haben es verdient», sagt Malgin, während eine herumstehende Champagner-Flasche, die im Kegel einer Lichtschranke steht, einen Alarm auslöst.
Kurz nach Mitternacht ist der Playoff-Bart von Patrick Geering bereits Geschichte. Der ZSC-Captain strahlt nun mit blankem Kinn, während in der Kabine «Livin' on a Prayer» von Bon Jovi aus den Boxen dröhnt. Zu den Feiernden hat sich auch Ex-FCZ-Verteidiger Alain Nef gesellt, der viele im Team und aus dem Umfeld des Teams kennt.
Modellathlet Willy Riedi steht plötzlich mit nacktem Oberkörper da. Sein Trikot hat er über die Abschrankung einem Fan zugeworfen.
Um 1.07 Uhr geht Patron Frey
Dann werden die müden Helden eingesammelt, damit sie sich noch einmal draussen in der Arena von den Fans feiern lassen können.
Crawford, der in seiner Karriere schon oft zum Schiri-Schreck wurde, unterhält sich derweil mit Schiedsrichter Daniel Stricker.
Um 1.07 zieht dann Präsident Walter Frey (80) mit seiner Familie von dannen, während sich seine Angestellten bald einmal zurückziehen, um die Meisternacht gemeinsam geniessen zu können. Und die Nacht ist für sie noch lange nicht zu Ende.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |