Berner in der Krise
Nur 6 von 23 SCB-Spielern überzeugen

Der SCB verliert und verliert. Dem Team fehlt schlicht die Qualität.
Publiziert: 17.01.2022 um 18:25 Uhr
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Aktualisiert: 17.01.2022 um 18:28 Uhr
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Standard: Hängende Köpfe beim SCB.
Foto: keystone-sda.ch
Angelo Rocchinotti

Sportdirektor Raeto Raffainer (40) hielt dem SCB schon beim Amtsantritt im Februar den Spiegel vor. «Bern stellt kein Topteam mehr. Wir brauchen drei Jahre», sagte der Engadiner, nachdem der Umbau der Mannschaft verpasst wurde. Raffainer trat denn auch auf die Bremse, als es darum ging, Saisonziele zu formulieren. Denn: «In den letzten zwei Jahren erreichten wir zwei Mal Rang 9. Das ist keine Baisse mehr.» Prompt setzt sich der Kriechgang fort.

Fünf Niederlagen in Serie, Rang 10: So droht Bern gar die Pre-Playoffs zu verpassen. Besorgniserregend? Nur gerade 6 von 23 Feldspielern überzeugen. Das Captain-Team um Simon Moser, Ramon Untersander und Tristan Scherwey, der zu allem Unheil mit einer Fussverletzung bis Mitte März ausfällt, verrichtet zusammen mit Beat Gerber auch neben dem Eis wertvolle Arbeit. Sie alle leben die typischen SCB-Tugenden wie Kampfgeist, Leidenschaft und Stolz vor. Und dienen den Jungen als Vorbild.

Kahun allein auf weiter Flur

Topskorer Dominik Kahun ist eine Wucht, sorgt mit genialen Spielzügen immer wieder für Torgefahr. Nur ist der Deutsche allein auf weiter Flur. Bei Christian Thomas und Kaspars Daugavins wechseln sich Licht und Schatten ab. Phil Varone bleibt oft unsichtbar. Dustin Jeffrey ist wieder verletzt. Und Cory Conacher war in sechs der letzten sieben Partien Zuschauer.

Und sonst? Der 19-jährige Joshua Fahrni gehört zu den Lichtblicken. Alle anderen kämpfen vor allem mit sich selbst. Nati-Stürmer Vincent Praplan könnte wohl in einem Spitzenteam Tor um Tor schiessen. Doch in Krisen verkrampft sich der Walliser. Das war schon beim Abstieg mit Kloten so. Er hat Lockerheit und Spielwitz längst verloren.

«Am falschen Ort»

Eine Dauer-Baustelle ist die Angriffsauslösung. Und auch in der Mittelzone machten es die Berner ihren Gegnern zuletzt viel zu leicht. Immer wieder konnte die gesamte Hintermannschaft mit nur einem Pass ausgehebelt werden. Unverständlich, dass auch wieder von mangelndem Einsatz die Rede ist.

Captain Moser sagt zwar: «Wenn man ständig der Scheibe hinterherrennt, ist es schwierig zu erkennen, wie stark der Wille ist. Man kann ja nicht vier Sekunden nach einem Pass noch zum Check ansetzen.» Doch er sagt auch: «Wer glaubt, es reiche mit 50, 60 oder 70 Prozent, ist am falschen Ort. Da muss man ehrlich sein.»

Erst im September kritisierten Moser und Co. die mangelhafte Einsatzbereitschaft. Von Passagieren war die Rede. Von Spielern, die sich verstecken. Einen Monat später sprachen Fans in der SCB-Garderobe. Dann gewannen die Berner sieben von acht Partien. Und jetzt? Ist der SCB wieder am selben Punkt?

Schwierige Woche

«Ich glaube nicht», sagt Gerber. «Gegen Servette fehlte die Leidenschaft. Da waren nicht alle mit an Bord. Aber in den Spielen zuvor haben wir uns mit individuellen Fehlern selbst geschlagen. Da waren die Gegner nicht besser.»

So oder so: Leichter werden die Aufgaben nicht. Am Dienstag und am Freitag muss Bern zwei Mal gegen Leader Fribourg ran. Dann folgt das Auswärtsspiel in Lugano.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Davos
HC Davos
29
31
57
2
ZSC Lions
ZSC Lions
26
31
55
3
Lausanne HC
Lausanne HC
28
2
50
4
SC Bern
SC Bern
28
18
49
5
EHC Kloten
EHC Kloten
29
-5
47
6
EV Zug
EV Zug
28
19
46
7
EHC Biel
EHC Biel
28
4
40
8
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
28
-11
39
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
29
-6
39
10
SCL Tigers
SCL Tigers
27
1
38
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
26
1
36
12
HC Lugano
HC Lugano
27
-22
33
13
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
29
-20
33
14
HC Ajoie
HC Ajoie
28
-43
23
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