Die Goalies sind die Helden der Stadt, werden verehrt wie kaum woanders. Keinen liebten sie in Bern inniger als René Kiener, den sie nur «Gagu» nannten. Keiner war spektakulärer als Renato Tosio, der auch mit seinen Luftsprüngen begeisterte. Doch fast alle wurden zu nationalen Grössen oder kamen schon als solche. Und nun steht mit Philip Wüthrich erstmals seit Kiener wieder ein echter «Bärner Giu» im Tor.
Der 23-Jährige hat alle Nachwuchsstufen beim SCB durchlaufen, verdiente sich seine Sporen in der Swiss League bei Langenthal ab und führte den Klub auf Anhieb zum Titel. Schon früh beeindruckte Wüthrich mit seiner stoischen Ruhe. Er ging seinen eigenen Weg, wollte nach dem Coup mit Langenthal erst seine Leistungen bestätigen und kehrte erst ein Jahr später nach Bern zurück. Und das entgegen einiger Ratschlägen aus seinem Umfeld, die ihm einen Wechsel nach Biel nahelegten.
Druck? Nicht bei Wüthrich
Sie befürchteten, es könne Wüthrich ähnlich ergehen wie einst Niklas Schlegel. Der Zürcher hätte nach dem Abgang von Leonardo Genoni in die Bresche springen sollen, zerbrach aber am Druck. Schlegel zog sich von den sozialen Medien zurück, setzte auf einen Mentaltrainer und holte sich Rat bei Ex-SCB-Goalie Marco Bührer, der sich seinerseits vor seinem ersten Heimspiel übergeben musste und an Schüttelfrost litt. Vergeblich.
Heute spielt der 27-Jährige in Lugano und Wüthrich fliegen in Bern die Herzen zu. Bereits in seiner zweiten Saison hat er sich als Nummer 1 durchgesetzt. Seine Teamkollegen haben mit ihm über die Berner Goalie-Tradition und den damit verbundenen Druck gesprochen. Doch Wüthrich lässt das kalt. Und spielt wie ein Routinier. Selbst am Mittwoch, als er in Biel (7:8 n.V.) im letzten Drittel für Manzato übernimmt, lässt er sich nur einmal bei Gleichstand auf dem Eis bezwingen.
Wüthrich hat alles, um der nächste, grosse SCB-Goalie zu werden.
Leonardo Genoni, wussten Sie um den Stellenwert der Torhüter, ehe sie 2016 nach Bern wechselten?
Leonardo Genoni: Sicher, bis zu diesem Zeitpunkt stand während meiner Karriere mit Marco Bührer immer derselbe Mann im Tor. Zuvor war Toto (Renato Tosio, Anm. d. Red.) der ganz grosse Held. Mir wurde gesagt, die Torhüter kämen, um zu bleiben. Und am Ende würden ihre Trikots unters Dach gezogen.
Sie aber zogen nach drei Saisons weiter nach Zug, mussten sich Sprüche anhören.
Damit muss man umgehen können. Ich verstehe, dass die Fans enttäuscht waren und respektierte das. Es waren keine einfachen Entscheidungen. Ich habe es den Mitspielern und dem Trainer erklärt. Sie standen weiter hinter mir. Das war das A und O.
Spürten Sie in Bern mehr Druck?
Ich würde nicht von mehr Druck reden. Aber natürlich waren gewisse Erwartungen vorhanden. Doch diese habe ich – an einem neuen Ort – explizit gesucht. Der SCB ist etwas Einmaliges. Man weiss, wie viele Jubelschreie es gibt, wenn man gewinnt und dass nach Niederlagen auch mal Buhrufe kommen.
Gab es ein besonderes Erlebnis?
Ja, als Bührer verabschiedet wurde. Es war beeindruckend zu sehen, was für eine Choreo die Fans veranstaltet haben und wie das Leibchen hochgezogen wurde. Nachher haben wir gegen Kloten eine Riesen-Klatsche kassiert (1:8 Anm. d. Red.).
Nun steht mit Philip Wüthrich ein 23-Jähriger im Tor. Wie beurteilen Sie seine Entwicklung?
Man muss aufhören, vom Alter zu reden. Logisch ist er jung und hat noch Potenzial. Doch es zählt einzig, ob er gut ist oder nicht. Und er ist gut. Das freut mich. Ich sehe seine Fortschritte. Dass ein Berner Goalie beim SCB spielt, passt perfekt.
Kann er der nächste grosse SCB-Goalie werden?
Die Voraussetzungen sind da. Er hat auch schon schwierige Zeiten durchgestanden. Zudem haben wir stets Mühe, gegen ihn Tore zu erzielen. Das ist das grösste Kompliment, das man als Gegner machen kann. Er hat das Potenzial, das Team langfristig zu tragen.
Wie stark beobachten Sie die Goalies?
Ich schaue ihnen gerne zu, ziehe Vergleiche und ärgere mich, wenn sie einen Fehler machen. Eine gute Abwehr bereitet mir Freude. Aber natürlich drücke ich im Zweifelsfall unserer Mannschaft die Daumen (schmunzelt).
Leonardo Genoni, wussten Sie um den Stellenwert der Torhüter, ehe sie 2016 nach Bern wechselten?
Leonardo Genoni: Sicher, bis zu diesem Zeitpunkt stand während meiner Karriere mit Marco Bührer immer derselbe Mann im Tor. Zuvor war Toto (Renato Tosio, Anm. d. Red.) der ganz grosse Held. Mir wurde gesagt, die Torhüter kämen, um zu bleiben. Und am Ende würden ihre Trikots unters Dach gezogen.
Sie aber zogen nach drei Saisons weiter nach Zug, mussten sich Sprüche anhören.
Damit muss man umgehen können. Ich verstehe, dass die Fans enttäuscht waren und respektierte das. Es waren keine einfachen Entscheidungen. Ich habe es den Mitspielern und dem Trainer erklärt. Sie standen weiter hinter mir. Das war das A und O.
Spürten Sie in Bern mehr Druck?
Ich würde nicht von mehr Druck reden. Aber natürlich waren gewisse Erwartungen vorhanden. Doch diese habe ich – an einem neuen Ort – explizit gesucht. Der SCB ist etwas Einmaliges. Man weiss, wie viele Jubelschreie es gibt, wenn man gewinnt und dass nach Niederlagen auch mal Buhrufe kommen.
Gab es ein besonderes Erlebnis?
Ja, als Bührer verabschiedet wurde. Es war beeindruckend zu sehen, was für eine Choreo die Fans veranstaltet haben und wie das Leibchen hochgezogen wurde. Nachher haben wir gegen Kloten eine Riesen-Klatsche kassiert (1:8 Anm. d. Red.).
Nun steht mit Philip Wüthrich ein 23-Jähriger im Tor. Wie beurteilen Sie seine Entwicklung?
Man muss aufhören, vom Alter zu reden. Logisch ist er jung und hat noch Potenzial. Doch es zählt einzig, ob er gut ist oder nicht. Und er ist gut. Das freut mich. Ich sehe seine Fortschritte. Dass ein Berner Goalie beim SCB spielt, passt perfekt.
Kann er der nächste grosse SCB-Goalie werden?
Die Voraussetzungen sind da. Er hat auch schon schwierige Zeiten durchgestanden. Zudem haben wir stets Mühe, gegen ihn Tore zu erzielen. Das ist das grösste Kompliment, das man als Gegner machen kann. Er hat das Potenzial, das Team langfristig zu tragen.
Wie stark beobachten Sie die Goalies?
Ich schaue ihnen gerne zu, ziehe Vergleiche und ärgere mich, wenn sie einen Fehler machen. Eine gute Abwehr bereitet mir Freude. Aber natürlich drücke ich im Zweifelsfall unserer Mannschaft die Daumen (schmunzelt).
Mehr zum SCB
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 20 | 12 | 40 | |
2 | ZSC Lions | 18 | 20 | 39 | |
3 | HC Davos | 19 | 21 | 38 | |
4 | SC Bern | 20 | 15 | 33 | |
5 | EHC Biel | 19 | 4 | 32 | |
6 | EV Zug | 19 | 11 | 29 | |
7 | EHC Kloten | 19 | -2 | 28 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 19 | -8 | 26 | |
9 | HC Ambri-Piotta | 18 | -10 | 24 | |
10 | HC Lugano | 17 | -13 | 22 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 19 | -11 | 22 | |
12 | Genève-Servette HC | 16 | -2 | 21 | |
13 | SCL Tigers | 17 | -3 | 21 | |
14 | HC Ajoie | 18 | -34 | 12 |