Pro und Kontra zum Lehmann-Wechsel
«Das Geld ist das einzige Argument»

Der erst 22-jährige Stürmer Marco Lehmann hat sich für einen Wechsel von den Lakers zum SCB entschieden. Macht das auch sportlich Sinn? Oder wird er in Bern einfach besser bezahlt? Das Pro und Kontra der Blick-Hockey-Reporter.
Publiziert: 06.01.2022 um 13:52 Uhr
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Stürmer Marco Lehmann (r.) kam 2020 von Swissligist Kloten zu den SCRJ Lakers.
Foto: Thomas Oswald/freshfocus
Angelo Rocchinotti und Nicole Vandenbrouck

Das Pro von Angelo Rocchinotti

«Nichts gegen die Lakers! Es ist bemerkenswert, was die St. Galler leisten. Mit wie viel Geschick sie die Mannschaft zusammengestellt haben, mit welchem Engagement und mit welcher Leidenschaft diese ans Werk geht. Und dennoch hat der Klub bei weitem nicht dieselbe Strahlkraft wie der mächtige SCB. Dass sich Marco Lehmann für Bern entscheidet, ist nachvollziehbar und macht auch sportlich Sinn.

Der SCB steht im Umbruch, will und wird künftig vermehrt auf Junge setzen, ihnen eine Perspektive bieten. Die Crew um Trainer Johan Lundskog geht individuell auf die Spieler ein, fordert und fördert sie, verzeiht auch Fehler. Die Zeiten des Chaos gehören der Vergangenheit an. Die sportliche Führung hat einen klaren Plan.

Auf der anderen Seite bekommt der SCB einen vielversprechenden jungen Spieler, der nicht zuletzt auch dank seiner Arbeitsmoral perfekt passt. Mit Romain Loeffel und Joël Vermin stossen zudem zwei Nationalspieler zum Team. Mit Chris DiDomenico einer, der ebenfalls weiss, wo das Tor steht. Die Chancen sind gross, dass Bern bald wieder an Rappi vorbeiziehen wird.

Für die Lakers mag Lehmanns Abgang ein Schlag sein. Doch wenn die St. Galler nachhaltig erfolgreich sind, werden sie Spieler vom Format eines Lehmanns dereinst auch halten können. Wie der EHC Biel auch. Es geht nur nicht von heute auf morgen.»

Das Kontra von Nicole Vandenbrouck

«Marco Lehmann war die Lakers-Entdeckung der letzten Saison. Der junge Spieler hat in Rappi eine grosse Chance bekommen, sie genutzt und eine Top-Leistung abgeliefert. Das hat Begehrlichkeiten geweckt bei NL-Konkurrenten, die Lehmann vor zwei Jahren nicht mal auf dem Radar hatten.

Der SCB hat dem SCRJ den 22-Jährigen nun abgeluchst. Doch mit welchen Argumenten? Denn sportliche gibts in der Gegenwart absolut keine. Die Lakers schreiten in ihrer Entwicklung voran, davon können die Berner derzeit nur träumen. Stagnation ist das höchste ihrer Gefühle.

Die Lakers haben sich nicht nur auf die Fahne geschrieben, auf Junge zu setzen. Sie setzen es auf dem Eis auch konsequent um, stellen aktuell das jüngste NL-Team. Junge Akteure bekommen Verantwortung, auch in den Special Teams. Das fördert auch ihre persönliche Entwicklung – eine weitere Saison bei einem Klub mit dieser Philosophie wäre für Lehmann optimal gewesen. Sein Wechsel zu Bern ist ein Schritt in die falsche Richtung.

Denn die Chancen sind gering, dass der Stürmer auch beim SCB – der auf sechs Ausländer setzen dürfte – eine ähnlich wichtige Rolle spielen wird und Eiszeit auch im Powerplay bekommt. Beim SCRJ hätte sich Lehmann durchaus in die Nähe eines ersten A-Nati-Aufgebots gespielt, bei Bern wohl kaum.

Somit zurück zu den Argumenten. Und zum Geld. Mit Berns Offerte haben die Lakers nicht mal annähernd mithalten können. Punkt.»

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