Es sind deutliche Worte, die Nati-Trainer Patrick Fischer zum «Fall Bichsel» wählt: «Es gibt klare Regeln. Lian hat uns zweimal im Stich gelassen, das heissen wir nicht gut. Deshalb gibt es jetzt eine Pause für ihn.» Diese dauert – mindestens – drei Jahre: Bis und mit der Heim-WM 2026 in Zürich und Fribourg wird Lian Bichsel nicht für die Schweiz auflaufen. Das ist die Konsequenz dafür, dass der Verteidiger zum zweiten Mal für eine U20-WM abgesagt hatte.
Die von Fischer angesprochene Regel ist nicht nur vom Headcoach oder der Nati-Führung so festgelegt worden – sondern vor einigen Jahren von den Leadern der Nationalmannschaft. Es gab 2018 eine Gruppe unerwünschter Spieler, die aufgrund von Absagen nicht für die WM aufgeboten wurde: Denis Malgin, Simon Bodenmann, Fabrice Herzog und Dominik Schlumpf. Ein Jahr später kam noch Dean Kukan dazu. 2019 spielte keiner aus diesem Quintett das WM-Turnier.
Die Regeln sind bewusst so hart
Malgin, Herzog und Kukan kehrten auf die WM-Bühne zurück. «Weil sie vom Team rehabilitiert worden sind», erklärt Fischer, der die Thematik damals mit der Leadergruppe diskutiert hat. Sie war für deren Wiedereingliederung, «unter der Bedingung, dass diese Regel beibehalten wird». Die Konsequenzen sind bewusst so hart gewählt, damit kein Spieler auf die Idee kommt, sich eine Pause nehmen und für die Highlights wieder auf der Matte stehen zu können. «Wir wollen keine Rosinenpicker», so Fischer. Damals beinhaltete die Verbannung die Heim-WM 2020, die schliesslich coronabedingt abgesagt wurde. Bei Bichsel nun eben die Turniere bis 2026.
Der Nati-Trainer weiss natürlich um Bichsels Qualitäten. «Er ist ein unglaublich guter Spieler. Ein junges Talent, auf das wir stolz sind. Aber wir leben den Teamgeist. Niemand ist grösser als das Team, auch Lian nicht.» Fischer sowie Nati-Sportdirektor Lars Weibel betonen, dass sich der 19-Jährige der Folgen bewusst gewesen sei. «Wir haben Lian informiert, was die potenziellen Konsequenzen sind», so Weibel.
Bichsel hofft auf Chance in der Zukunft
Gestört hat man sich bei der Nati-Führung vor allem daran, dass bei Bichsel überhaupt kein Commitment spürbar gewesen ist. Man hätte sogar Zugeständnisse gemacht für die letzte U20-WM, die im schwedischen Göteborg nur zwei Fahrstunden von Ängelholm stattfand. Zum dortigen Klub Rögle war Bichsel im Dezember 2023 zwecks seiner persönlichen Weiterentwicklung gewechselt.
Und Bichsel selbst? Am Dienstag wollte sich der Erstrundendraft auf Blick-Anfrage nicht dazu äussern. In schwedischen Medien aber redete der Final-Torschütze zwischen zwei SHL-Playoff-Spielen darüber. «Ich finde es traurig, wenn so über mich gesprochen wird. Aber ich bin noch jung, ich werde in Zukunft meine Chancen bekommen», liess er sich im «Expressen» zitieren. Er versuche immer, sein Bestes zu geben, «für mich und für die, mit denen ich spiele», so Bichsel. Er müsse diesen Entscheid akzeptieren und wolle sich nun voll auf den Final konzentrieren.